In Israel wurde am Dienstag des im November 2020 verstorbenen britischen Oberrabbiners Jonathan Sacks gedacht. Bei der jährlich stattfindenden »Sacks Conversation« war in diesem Jahr Staatspräsident Isaac Herzog der Hauptredner. In einem Gespräch, das von Erica Brown, der Direktorin des Sacks-Herenstein-Zentrums der Yeshiva University, moderiert wurde, betonte Herzog die Bedeutung von Sacks auch für künftige Generationen.
VERMÄCHTNIS »Wir werden sehen, wie das Vermächtnis von Rabbi Sacks von Generation zu Generation wächst. Es wird den Dialog in der jüdischen Welt verändern«, sagte der Präsident. »Der wirkliche Einfluss, den Rabbi Sacks auf mich hatte, liegt in der wöchentlichen Lesung der Tora. Ich sage das, weil ich seine Bücher immer wieder lese.« Sie seien für ihn, so Herzog weiter, eine Quelle der Kraft, der Ideen und der Weisheit, und sie trügen zu einem besseren Verständnis der Bibel und der Menschheit bei.
Die erste »Sacks Conversation« wurde im vergangenen Jahr vom früheren britischen Premierminister Tony Blair geführt.
Auf die Frage nach seinen Träumen und Prognosen für Israel im 21. Jahrhundert antwortete Herzog: »Ich glaube wirklich, dass wir weiter neue Höhen anstreben sollten. Um das zu erreichen, müssen wir dafür sorgen, dass wir zusammenbleiben. Wir dürfen uns durchaus streiten. Rabbi Sacks schrieb, dass das Judentum die Debatte und den Streit fördere.«
In Videoclips würdigten israelische Persönlichkeiten, darunter Ministerpräsident Yair Lapid, die Präsidentin des Obersten Gerichtshofs Esther Hayut, und ehemalige Oberrabbiner Yisrael Meir Lau den Einfluss des britischen Rabbiners Sacks auf sie.
BOTSCHAFTEN Sacks wurde 1948 in London geboren. Er studierte Philosophie in Cambridge, widmete sich – inspiriert durch den Lubawitscher Rebben – jüdischen Studien, promovierte 1981 und wurde im gleichen Jahr als Rabbiner ordiniert. Von 1991 bis 2013 war er Oberrabbiner der Vereinigung orthodoxer Gemeinden des Vereinigten Königreichs und des Commonwealths.
Viele Menschen folgten seinen wöchentlichen Botschaften im Internet und den sozialen Medien. Er lehrte unter anderem an der Yeshiva University in New York, wie auch am King’s College in London. Sacks war auch in Radio- und Fernsehsendungen zu Gast. Zahlreiche Auszeichnungen wurden ihm verliehen. So wurde 2005 wurde er von Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen. Der heutige König Charles III. bezeichnete ihn einmal als »Licht dieser Nation«. 2009 wurde Sacks in den Adelstand erhoben und Mitglied im House of Lords.
Er war Autor von mehr als 30 Büchern, kommentierte zahlreiche Gebetbücher und veröffentlichte wöchentliche Botschaften im Internet und den sozialen Medien. Immer wieder äußerte er sich auch zu aktuellen Themen. Er starb im November 2020 im Alter von 72 Jahren. mth