Der aschkenasische Oberrabbiner Israels David Lau will vorerst keine weiteren Übertritte zum Judentum genehmigen. Der Schritt richte sich gegen Pläne der israelischen Regierung, die Kontrolle des Oberrabbinats über Konversionen zu schwächen und Konversionen zu erleichtern, teilte Lau laut der Zeitung »Times of Israel« (Mittwoch) Ministerpräsident Naftali Bennett mit.
Hintergrund sind Vorschläge von Religionsminister Matan Kahana, das Verfahren für potenzielle Konvertiten deutlich zu vereinfachen. Sie sehen unter anderem vor, Gemeinderabbinern in Israel das Recht einzuräumen, Rabbinergerichte zur Durchführung von Konversionen einzurichten. Dabei geht es um Israelis jüdischer Abstammung, die nach dem jüdischen Religionsrecht selbst aber nicht als jüdisch anerkannt sind. Gegenwärtig müssen alle Konversionen in Israel vom Oberrabbinat genehmigt werden.
Die Umsetzung der Pläne würde zu einer Spaltung des jüdischen Volkes führen, warnte Lau laut Bericht. Unter anderem werde dies künftig zu Unsicherheiten darüber führen, wer wen heiraten kann, wenn der jüdische Status in Frage stehe. Gegenwärtig gebe es rund 100 äthiopische Einwanderer, deren Konversionen auf die Genehmigung Laus warteten, berichtet die Zeitung unter Berufung auf den Nachrichtensender Kanal 13.
Finanzminister Avigdor Liberman und seine Partei »Israel Beiteinu« (Unser Haus Israel) forderten laut Bericht, Lau zu entlassen. Der Oberrabbiner versuche, angehende Konvertiten zu »Geiseln des ultraorthodoxen Establishments zu machen«.
Kahane warnte vor negativen Auswirkungen der Entscheidung Laus auf Tausende Übertrittswillige. Die Regierung strebe eine Gesetzgebung an, die auf einen möglichst breiten Konsens in der Frage abziele. Israels Inlandsgeheimdienst hatte laut Medienberichten Ende November den Personenschutz für Kahane erhöht, weil dieser wegen seiner Pläne bedroht werde. kna/ja