Talmudisches

Planeten

Foto: Getty Images/iStockphoto

Der Himmel fasziniert die Menschheit seit Anbeginn. Die jüdischen Schriften begegnen dieser Faszination mit einem ausgleichenden Pragmatismus. Die Sterne und die Himmelskörper haben Funktionen – das wurde früh erkannt. So heißt es schon in der Schöpfungsgeschichte: »Und Gʼtt sprach: Es seien Lichtkörper an der Ausdehnung des Himmels, zu scheiden zwischen Tag und Nacht. Und sie sollen Zeichen sein, zu Zeiten, Tagen und Jahren« (1. Buch Mose 1,14).

Sonne und Mond sind hier »Helfer« für die Anzeige von Tag und Nacht. In der Tora selbst wird ansonsten nur auf die Sterne im Allgemeinen Bezug genommen. Awraham wird versprochen, seine Nachkommen sollen zahlreich wie Sterne am Himmel sein (1. Buch Mose 22,17). Dass die Sterne im Buch Ijow gemeinsam singen, wurde lange nicht nur als Metapher verstanden: »Unter dem allgemeinen Jubel der Morgensterne und dem Jauchzen aller Gottesgeschöpfe?« (38,7).

Maimonides, der Rambam (1138−1204), schreibt dementsprechend in seinem Werk Jesodej haTora: »Man denkt sich alle diese Himmelskörper und Sphären als beseelte, mit Verstand begabte Wesen, und dass sie lebend anerkennen den Schöpfer, durch dessen Wink die Welt entsprang, und dass jeder, gemäß seiner Stellung, gemäß seiner Sphäre seinen Schöpfer lobsinge und preise unter dem Chor der Engel« (3,9).

Venus wurde als Ischtar angebetet

Bis auf zwei Ausnahmen werden sonst keine speziellen Planeten im Tanach genannt. Im Buch Amos (5,26) wird wohl der Saturn erwähnt: »Und du sollst deinen König mitnehmen. Sikkut und Kijjun, die Bilder, die ihr für euch selbst gemacht habt.« Kijjun steht vermutlich für den Saturn, denn im Assyrischen wird mit »Kajamanu« dieser Planet bezeichnet. Im Buch Jirmejahu (7,18) ist von der Königin des Himmels (Melechet Schamajim) die Rede, für die Kuchen vorbereitet wurde. Damit ist Venus gemeint, die als Ischtar angebetet wurde.

Der Talmud geht davon aus, dass allen die Welt der Sterne bekannt ist. Er greift also auf das Wissen der damaligen Zeit zurück. Es gab offenbar keine spezifisch jüdische »Himmelskunde«. Dementsprechend kennt auch der Talmud, wie die Babylonier, in deren Einflussbereich der Babylonische Talmud entstand, sieben Planeten, von denen zwei eigentlich keine Planeten sind: Mond, Sonne, Jupiter, Venus (in Babylon als Ischtar bekannt), Saturn, Merkur und Mars.

Die Pirkej deRabbi Elieser, die traditionell Rabbi Elieser ben Hyrkanos zugeschrieben werden, greifen dies auf: »Alle Sterne dienen den sieben Planeten. Ihre Namen sind: Sonne, Venus, Merkur, Mond, Saturn, Jupiter und Mars« (Kap. 6).

Wer unter dem Jupiter geboren wurde, der hier »Zedek« heißt, werde ein gerechter Mann

Im Traktat Schabbat (156a) zählt Rabbi Chanina auf, welchen Einfluss es habe, »unter ihnen geboren worden zu sein«. Wer etwa unter der Venus geboren wurde, werde reich und buhlerisch. Wer hingegen unter dem Jupiter geboren wurde, der hier »Zedek« heißt, werde ein gerechter Mann.
Dennoch heißt es im gleichen Traktat (156a): »Rabbi Jochanan sagte: Für das jüdische Volk gibt es kein Sternbild, das es beeinflusst. Das jüdische Volk unterliegt nicht dem Einfluss der Astrologie.«

Auch hier greift dann der Pragmatismus unserer Weisen. So sagt Rabbi Elieser ben Chisma in den Sprüchen der Väter: »Die Lehren der Vogelnester und die Nidda-Anfänge: Sie sind Hauptteile der Halachot; Astronomie und Geometrie sind Zubrot zur Weisheit« (3,18).

Der Talmud erzählt, dass Rabbi Jochanan ben Zakkaj die Bahnen der Himmelskörper berechnen konnte (Sukka 28a). Wer dazu in der Lage war, sollte dies unbedingt tun, heißt es weiter: »Rabbi Schimon ben Pazi sagte, dass Rabbi Jehoschua ben Levi im Namen von Bar Kappara sagte: Wer die astronomischen Jahreszeiten und die Bewegung der Sternbilder zu berechnen weiß und es nicht tut, über den sagt der Vers: ›Sie achten nicht auf das Werk Gʼttes, und sie sehen Sein Werk nicht‹ (Jeschajahu 5,12).«

In Zeiten, als es noch Völker gab, die Sterne oder Planeten anbeteten, handelten unsere Weisen revolutionär: Sie interessierten sich für die Himmelskörper, aber in dem Sinne, als sie sich fragten, was man aus ihnen ableiten kann.

Chanukka

»Wegen einer Frau geschah das Wunder«

Zu den Helden der Makkabäer gehörten nicht nur tapfere Männer, sondern auch mutige Frauen

von Rabbinerin Ulrike Offenberg  18.12.2025

Essay

Chanukka und wenig Hoffnung

Das hoffnungsvolle Leuchten der Menorah steht vor dem düsteren Hintergrund der Judenverfolgung - auch heute wieder

von Leeor Engländer  18.12.2025

Chanukka

Berliner Chanukka-Licht entzündet: Selbstkritik und ein Versprechen

Überschattet vom Terroranschlag in Sydney wurde in Berlin am Mittwoch mit viel Politprominenz das vierte Licht an Europas größtem Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor entzündet

von Markus Geiler  18.12.2025

Chanukka

Wofür wir trotz allem dankbar sein können

Eine Passage im Chanukka-Gebet wirkt angesichts des Anschlags von Sydney wieder ganz aktuell. Hier erklärt ein Rabbiner, was dahinter steckt

von Rabbiner Akiva Adlerstein  17.12.2025

Attentat in Sydney

»Was würden die Opfer nun von uns erwarten?«

Rabbiner Yehuda Teichtal hat bei dem Attentat in Sydney einen Freund verloren und wenige Stunden später in Berlin die Chanukkia entzündet. Ein Gespräch über tiefen Schmerz und den Sieg des Lichts über die Dunkelheit

von Mascha Malburg  16.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Chanukka

Das jüdische Licht

Die Tempelgeschichte verweist auf eine grundlegende Erkenntnis, ohne die unser Volk nicht überlebt hätte – ohne Wunder kein Judentum

von Rabbiner Aharon Ran Vernikovsky  12.12.2025

Deutschland-Reise

Israels Oberrabbiner besucht Bremen

Kalman Meir Ber trifft Bürgermeister Andreas Bovenschulte und die Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft, Antje Grotheer (beide SPD)

 12.12.2025

Wajeschew

Ein weiter Weg

Das Leben Josefs verlief nicht geradlinig. Aber im Rückblick erkennt er den Plan des Ewigen

von Rabbinerin Yael Deusel  12.12.2025