Corona

Plage Nummer elf

Das Virus macht uns zu Pessach einen Strich durch alle Pläne – aber es gibt gute Gründe, sich an die neuen Regeln zu halten

von Ralf Balke  07.04.2020 17:46 Uhr

Das Virus überträgt sich sehr leicht über Kontakte mit anderen. Foto: Getty Images / istock

Das Virus macht uns zu Pessach einen Strich durch alle Pläne – aber es gibt gute Gründe, sich an die neuen Regeln zu halten

von Ralf Balke  07.04.2020 17:46 Uhr

Wer hätte noch vor Kurzem gedacht, dass das Coronavirus unser Leben so gründlich auf den Kopf stellen würde? Sogar Pessach wird wohl nicht so sein, wie wir es kennen. Und seit Wochen fällt sogar die Schule aus. Freuen kann man sich darüber aber eigentlich nicht. Denn das Ganze ist nur eine von vielen Vorsichtsmaßnahmen.

Freizeit Aber was tun mit der unerwarteten Freizeit? Schließlich ist im Moment alles geschlossen, was irgendwie Spaß machen könnte. Parks und Spielplätze sind abgeriegelt. Gleiches gilt für Schwimmbäder oder Sportplätze, Gaststätten und Cafés.

»Gerade zu Beginn eines solchen Ausbruchs ist es notwendig, extreme Maßnahmen zu ergreifen«, betont Hagai Levine, Professor an der Hebräischen Universität. In Israel hatte man sich etwas früher als in Deutschland zu diesen Vorsichtsnahmen entschlossen. Erst kappte man die Verbindungen nach Asien, dann kamen fast täglich neue Länder hinzu.

Urlaub Und Zehntausende, die gerade aus dem Urlaub in Italien oder Deutschland zurückgekehrt waren, wurden in Quarantäne geschickt. Deshalb war in Israel die Zahl der Infizierten anfangs relativ gering.

Überall dort, wo Menschenansammlungen zu erwarten sind, sollte entweder Kontakt gänzlich vermieden oder ein gehöriger Abstand von 1,5 bis zwei Meter mindestens eingehalten werden. Genau deshalb wird der Seder dieses Jahr wohl eher im kleinen Kreis gefeiert. Verwandte oder Freunde dürfen nicht anreisen.

Großeltern Und nur auf einen Sprung bei den Großeltern vorbeischauen, weil sie an Pessach nicht dabei sein können – keine so gute Idee. Nicht nur, weil auf dem Weg zur Familie in der U-Bahn, der Tram oder dem Bus dichtes Gedränge herrschen könnte und so das Risiko steigt, sich zu infizieren.

Das Virus überträgt sich sehr leicht über Kontakte mit anderen. Und wer es bereits hat und es womöglich nicht einmal weiß, weil man sich trotzdem super fit fühlen kann, gibt es unbewusst weiter. Dafür muss man gar nicht einmal jemand anderen anniesen oder anhusten.

TRöpfchen Schon laut sprechen oder rufen reicht aus, um das Virus über kleinste Speicheltröpfchen auf die Reise zu schicken – übrigens ist das auch einer der Gründe, alle Gaststätten, Cafés oder Sportstätten zu schließen. Wegen des hohen Lärmpegels redet man dort oft deutlich lauter, was wiederum das Infektionsrisiko steigert.

Aber zurück zu den Großeltern. Die sind aktuell akut gefährdet, ebenso Personen, die eine chronische Krankheit haben. »Besonders Menschen ab 70 Jahren haben ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf«, sagt Professor Uwe Liebert, Direktor der Virologie am Uniklinikum Leipzig, und verweist dabei auf die Daten aus China, wo die Corona-Krise ihren Anfang genommen hat.

Risiko Die meisten Todesfälle waren dort bei den über 80-Jährigen zu verzeichnen. Fast 14 Prozent aller Infizierten in dieser Altersgruppe erlagen den Folgen der Krankheit. Wer aber zwischen zehn und 19 Jahre alt ist, dessen Risiko zu sterben lag bei nur 0,1 Prozent.

»Bei Kindern scheint die Erkrankung laut Weltgesundheitsorganisation WHO vergleichsweise selten aufzutreten und dann mild zu verlaufen«, heißt es dazu beim Robert Koch-Institut. Warum das so ist, darüber rätseln die Forscher noch.

Auch macht es einen gewaltigen Unterschied, ob sehr viele Menschen nacheinander krank werden – oder zur selben Zeit. Steigt ihre Zahl sprunghaft an, dann wird es eng in den Krankenhäusern. Genau das ist der Grund für die vielen Verbote. Die Krankheit soll über einen sehr langen Zeitraum um sich greifen.

Händewaschen Dafür reichen oft schon ganz simple Vorsichtsmaßnahmen, vor allem ausführliches Händewaschen. Mindestens 20 Sekunden mit reichlich Seife sollten es schon sein. Auch die Fingerzwischenräume nicht vergessen.

Das Smartphone anderer muss ebenfalls tabu sein. Denn auf Displays können sich reichlich Viren ansammeln. Und das Coronavirus ist hartnäckig. Bis zu drei Tagen kann es an der Luft überleben, also auf Treppengeländern und Türklinken. Da bleibt nur eines: ebenso hartnäckig ein paar simple Regeln einhalten. Auch an
Pessach.

Militärseelsorge

Militärrabbiner Ederberg: Offenes Ohr für Soldaten im Norden

Arbeit bei der Bundeswehr sei Dienst an der Gesellschaft insgesamt, den er als Rabbiner gerne tue, sagt Ederberg

 11.03.2025

Fest

Mehr als Kostüme und laute Rasseln: Purim startet am Donnerstagabend

Gefeiert wird die Rettung der Juden vor der Vernichtung durch die Perser

von Leticia Witte  11.03.2025

Tezawe

Kleider, die die Seele formen

Was es mit den prächtigen Gewändern der Hohepriester auf sich hat

von Rabbiner Jaron Engelmayer  07.03.2025

Talmudisches

Heilen am Schabbat

Was unsere Weisen über Notfälle und Pikuach Nefesch lehren

von Rabbinerin Yael Deusel  07.03.2025

Meinung

Übersehene Prophetinnen

Zum Weltfrauentag fordert die Rabbinatsstudentin Helene Braun mehr Sichtbarkeit für jüdische Vorreiterinnen

von Helene Braun  06.03.2025

Truma

Der tragbare Sinai

Warum das Stiftszelt kein heiliger, aber ein geheiligter Ort ist

von Chajm Guski  28.02.2025

Neuauflage

Ein antizionistischer Zionist

Das Denken des deutsch-jüdischen Religionsphilosophen Isaac Breuer lässt sich nun gründlicher erschließen

von Yizhak Ahren  28.02.2025

Talmudisches

Größe und Demut

Was unsere Weisen über einen wichtigen Zusammenhang lehren

von Yizhak Ahren  28.02.2025

Psychologie

Hatte Schaul eine bipolare Störung?

Schon die Tora berichtet davon, dass Menschen dunkle Gedanken haben können. Es ist eine Mizwa, sich um die eigene mentale Gesundheit zu kümmern

von Sophie Bigot Goldblum  28.02.2025