Er gilt als eine der bedeutendsten jüdischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts: Rabbiner Menachem Mendel Schneerson. Auch jenseits der jüdischen Gemeinschaft war der letzte Lubawitscher Rebbe – Anführer der chassidischen Chabad-Bewegung – so prägend, dass ihm in den USA offiziell ein eigener Tag, der »Education and Sharing Day«, gewidmet ist. Am 11. Nissan wurde weltweit sein 120. Geburtstag begangen, von seinen Anhängern, jüdischen wie nichtjüdischen Bewunderern, gefeiert.
NEW YORK Die größte Party zu seinem Geburtstag fand in New York, der wichtigsten Wirkungsstätte Schneersons, statt. Wie die »Jewish Telegraphic Agency« (JTA) berichtet, nahmen am Sonntag vor dem Geburtstag in den Straßen des New Yorkers Stadtteils Crown Heights bis zu 15.000 Menschen an einem Konzert zu Ehren des Rebben teil.
Am eigentlich Geburtstag Schneersons veranstalteten die »Mitzvah Tanks«, eine Chabad-Aktion mit jahrzehntelanger Tradition, in der Stadt ihre bisher größte Parade. Aus 120 Bussen und Wohnmobilen heraus verteilten sie nicht nur Schriften des Rebben, sondern auch mehr als 12.000 Kartons Mazzen an Passanten. Darüber hinaus veranstaltete Chabad in Dutzenden weiterer Städten in den USA und weltweit Feiern zu Ehren des Rebben.
LUBAwITsCHER Geboren wurde Schneerson 1902 in Nikolajew, das damals Teil des russischen Zarenreichs war und heute unter dem Namen Mykolajiw zur Ukraine gehört. Er war der Spross einer traditionsreichen rabbinischen Familie und galt früh als Wunderkind im Studium der jüdischen Schriften. 1950 wurde er nach dem Tod seines Schwiegervaters Yosef Yitzchak Schneerson der siebte Lubawitscher Rebbe.
Zuvor hatte er 1941 mit seiner Flucht vor den Nazis nach New York den Grundstein für eines seiner wichtigsten Vermächtnisse gelegt: die Etablierung Chabads in den USA und später weltweit als eine der bekanntesten chassidischen Bewegungen der Moderne. Als Figur des öffentlichen Lebens habe Schneerson großen Einsatz »für die Bildung von Menschen weltweit« gezeigt, erklärte US-Präsident Joe Biden am Tag der Bildung am 11. April zu Ehren des Rebben. Er habe »Spuren als Denker, Anführer und Lehrer« hinterlassen und sich für »Diversität, Inklusion und Gerechtigkeit« eingesetzt.
Im Judentum kommt dem Alter von 120 Jahren eine besondere Bedeutung zu. Der Prophet Moshe starb in diesem Alter, und zum Geburtstag wünschen sich Juden »Mazel tov bis 120«. Schneerson, der 1994 im Alter von 94 Jahren starb, liegt heute im New Yorker Stadtteil Queens begraben. Seine Grabstätte ist für seine Anhänger zu einem Pilgerort geworden.
GRÖSSE Der Rebbe genießt in verschiedenen jüdischen Strömungen hohes Ansehen. So forderten die Oberrabbiner Israels, Yitzhak Yosef und David Lau, in einer Erklärung alle Juden dazu auf, des Rebben an seinem Geburtstag zu gedenken. Sie betonten seine »Größe« als Toragelehrter und erklärten, Schneerson sei seit seiner Geburt dazu bestimmt gewesen, »die jüdische Welt zu revolutionieren«.
Die Lehren des Lubawitscher Rebben beeinflussten nicht nur Juden, sondern auch das Denken vieler Nichtjuden, darunter das ehemalige Topmodel Naomi Campbell. In einem Post auf Instagram nennt sie den Rebben »einen außerordentlichen spirituellen Führer«, von dessen Lehren sie stark inspiriert worden sei.