Interview

»Nur kein Stress«

Miriam Miller über Pessach, Chametz und den Putz vor dem Fest

von Ayala Goldmann  11.04.2019 09:05 Uhr

Miriam Miller, Koordinatorin des »Eshet Chayil«-Programms des Rabbinerseminars

Miriam Miller über Pessach, Chametz und den Putz vor dem Fest

von Ayala Goldmann  11.04.2019 09:05 Uhr

Frau Miller, Pessach rückt näher. Sie koordinieren das »Eshet Chayil«-Programm des Rabbinerseminars zu Berlin. Was ist vor dem Fest der größte Stressfaktor?
Vor Pessach hat jede Frau Stress. Viele Frauen arbeiten, sind Mütter und müssen zusätzlich die Vorbereitungen auf das Fest stemmen. Unsere »Eshet Chayil«-Frauen arbeiten zusätzlich oft in Gemeinden, sie organisieren die Pessachvorbereitungen und sind Vorbilder für andere Frauen. Die Gemeinde schaut immer zu, was sie tun. Das verursacht natürlich noch mehr Stress.

Wann sollte eine Familie mit den Pessachvorbereitungen beginnen?
Ein Jahr vorher.

Wie bitte?
Ich habe das von meiner Mutter gelernt. Sie hat vor jedem Pessachfest Listen gemacht, auf denen sie vermerkt hat, was sie gekauft hat, wie sie geputzt hat, welche Vorräte sie hatte. Und so wusste sie vor dem nächsten Pessachfest, wie viel sie braucht.

Und dabei helfen die Listen vom Vorjahr?
Ja, denn manchmal gehen Dinge kaputt oder verloren, wie zum Beispiel Geschirr. Ich habe letztes Jahr keine Listen geführt, und erst jetzt ist mir aufgefallen, dass Teller und Messer fehlen. Wenn ich eine Liste gehabt hätte, wäre mir das früher aufgefallen.

Ist es legitim, den Pessachputz von einer Haushaltshilfe erledigen zu lassen?
Es ist immer wichtig, zu wissen, wann man Hilfe braucht, und auch darum zu bitten. Der Mann und die Kinder sollten definitiv mithelfen. Wenn die Kinder alt genug sind, sollten sie auch Verantwortung für ihre Sachen übernehmen.

Wo ist der Unterschied zum Frühjahrsputz?
Es geht beim Pessachputz nicht darum, Vorhänge zu waschen oder Schränke neu zu ordnen, sondern es ist eine spirituelle Angelegenheit. Chametz loszuwerden, bedeutet, uns von etwas zu befreien. Wir suchen Brot, nicht Staub. Das ganze Jahr bemühen wir uns, mehr Materielles anzuhäufen. An Pessach fragen wir uns dann: Was sollen wir mit dem ganzen Zeug? Was bringt uns das?

Welchen Moment mögen Sie am meisten?
Wir alle haben unsere eigene Sklaverei – Dinge, die uns deprimieren und mit denen wir fertigwerden müssen. Für mich ist der erlösende Moment, wenn ich feststelle: Mein Haus ist kein Chaos. Alles ist neu und frisch, der Sedertisch sieht königlich aus. Und das heißt: Ich habe es auch diesmal geschafft.

Mit der Koordinatorin des »Eshet Chayil«-Programms des Rabbinerseminars zu Berlin sprach Ayala Goldmann.

Mischpatim

Gleiches Recht für alle

Schon die Tora regelt, dass es vor dem Gesetz keinen Unterschied zwischen Mann und Frau gibt

von Rabbiner Joel Berger  21.02.2025

Talmudisches

Krankheitserreger

Was unsere Weisen über Keime im Wasser lehrten

von Rabbinerin Yael Deusel  21.02.2025

Mitgefühl

Wie soll ein Mensch das ertragen!

Die Bilder der abgemagerten, gequälten Geiseln gehen nah – manchen zu nah. Aber darf man einfach wegschauen?

von Rabbiner David Kraus  21.02.2025

Ramchal

Klugheit vor Alter

Wie sich Rabbiner Mosche Chaim Luzzatto bereits in jungen Jahren einen besonderen Ruf erarbeitete

von Vyacheslav Dobrovych  20.02.2025

Berlin

»Jeder Mensch hat einen Namen«

Jüdische Gemeinde Chabad: Solidaritätsgebet für die israelischen Geiseln

von Detlef David Kauschke  19.02.2025

Valentinstag

Eins plus eins gleich eins

Einmal im Jahr Rosen und Pralinen schenken? Die orthodoxe Tradition hat eine andere Vorstellung von der Liebe

von Rabbiner Dovid Gernetz  14.02.2025

Jitro

Das Licht weitertragen

Jeder Einzelne ist Teil des geheiligten Ganzen und hat die Verantwortung, die Tora zu stärken

von Elie Dues  14.02.2025

Talmud

Leben retten

Was unsere Weisen über eine wichtige Mizwa lehren

von Rabbiner Avraham Radbil  14.02.2025

Geiseln und Glaube

»Ich wählte den Weg des Glaubens«

»Agam Bergers Bekenntnis zum jüdischen Glauben wird gleichzeitig bewundert sowie erstaunt zur Kenntnis genommen«, schreibt die Autorin

von Chiara Lipp  13.02.2025