Ich bin schockiert über den Missbrauch einer ausgezeichneten jüdischen Frau, die man mit äußerster Sensibilität hätte behandeln müssen – und die stattdessen gedemütigt wurde», sagte der New Yorker Rabbiner Haskel Lookstein (84) in einem Interview, nachdem das Beit Din des israelischen Oberrabbinats in Jerusalem die Konversion der Amerikanerin Nicole (31) in den USA zum Judentum für ungültig erklärt hatte.
Bekenntnis Damit bestätigte das Gericht am Mittwochabend die Entscheidung der rabbinischen Vorinstanz, des Beit Din in Petach Tikwa. Die Konvertitin musste laut einem Bericht der «Times of Israel» eine erneute Konversion unter verschärften Bedingungen, einen so genannten «Giur le-Chumra» akzeptieren und sich am Mittwoch öffentlich erneut zum Judentum sowie zu einem orthodoxen Lebensstil bekennen, damit ihre geplante Hochzeit mit dem jüdischen Israeli Zohar in Kürze in Israel stattfinden kann. Rabbiner Haskel Lookstein hatte den Konversionsprozess der jungen Frau in den USA überwacht.
«Ich fühle mich gedemütigt», sagte Nicole laut einem Statement, das am Mittwoch von «Itim» verbreitet wurde, einer israelischen Organisation für religiöse Freiheit. Rabbiner Lookstein selbst wählte gegenüber der Nachrichtenagentur Jewish Telegraphic Agency (JTA) deutliche Worte: Die Mitglieder des Obersten Rabbinatsgerichts «werden sich an Jom Kippur Gott gegenüber dafür verantworten müssen, wie sie diese junge Frau behandelt haben. Sie haben eine riesige Zahl von Geboten verletzt».
Jewish Agency Der Chef der Jewish Agency, Natan Sharanksy, reagierte empört auf die Entscheidung des Beit Din in Jerusalem. Sie zeige deutlich, «warum Israel in Gefahr ist, in den Augen der Juden weltweit als Zentrum religiöser Autorität delegitimisiert zu werden», sagte er in einer Stellungnahme. Außerdem appellierte Sharansky an die israelische Regierung, «der bewusst ist, wie wichtig die Beziehungen zwischen Israel und der Diaspora sind, sofortige Schritte zu unternehmen, um die Haltung der religiösen Autoritäten in Israel gegenüber spirituellen Führungspersönlichkeiten in der Diaspora zu ändern.»
Bei der Auseinandersetzung geht es um Macht und Einfluss des ultraorthodox dominierten israelischen Oberrabbinats, das Konversionen durch liberale Rabbiner ohnehin nicht anerkennt, aber auch Giurim und andere Entscheidungen modern-orthodoxer Rabbiner häufig nicht akzeptiert. Die Entscheidung des Beit Din in Jerusalem am Mittwoch steht sogar im Widerspruch zu vorherigen Äußerungen der beiden ultraorthodoxen Oberrabbiner Israels, David Lau und Yitzhak Yosef, die sich für die Anerkennung der Konversionen durch Lookstein ausgesprochen hatten.
Haskel Lookstein ist einer der renommiertesten orthodoxen Rabbiner der USA: Jahrzehntelang leitete er die Congregation Kehilath Jeshurun an der Upper East Side von Manhattan. Außerdem war er Direktor der jüdischen Ramaz-Oberschule in New York, die er als Jugendlicher selbst besucht hatte.
Ivanka Trump Außerhalb seiner Gemeinde wurde Lookstein vor allem bekannt, weil Ivanka Marie Trump (34), die Tochter des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, unter Anleitung des modern-orthodoxen Rabbiners zum Judentum konvertierte - vor ihrer Hochzeit mit dem jüdischen Immobilienmakler Jared Kushner im Jahr 2009.
In der Vergangenheit hatte das Oberrabbinat auch Konversionen von Rabbinern wie Avi Weiss aus New York infrage gestellt. Rabbiner Itamar Tubul, Mitarbeiter des Oberrabbinats in Jerusalem, sagte der Zeitung Times of Israel am vergangenen Mittwoch: «Der rabbinische Rat wird demnächst zusammentreffen, um Rabbiner aus der Diaspora zu katalogisieren und eine Liste zu erstellen.»
ORD Avichai Apel, Vorstandsmitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD), sagt zu dem Streit: «Es wäre einerseits wünschenswert, dass mehr orthodoxe Rabbiner in der Diaspora vom israelischen Oberrabbinat anerkannt werden. Andererseits haben wir vollstes Verständnis dafür, dass das israelische Oberrabbinat nur diejenigen Rabbiner anerkennt, auf die man sich hundertprozentig verlassen kann.»
Dass orthodoxe Rabbiner unter dem Dach der ORD versammelt sind, sei «auch ein Schutz für unsere Gemeindemitglieder», betont Apel: So könne sichergestellt werden, dass Rabbiner bei Konversionen nicht unter Druck gesetzt werden können – «zum Beispiel von Gemeindevorständen, die darauf dringen, dass prominente Giur-Anwärter oder Partner von prominenten oder finanzstarken Mitgliedern unter allen Umständen zum Judentum konvertieren können.»
Was Apel aber auch wichtig ist: Die ORD möchte einen Übertritt zum Judentum für alle Interessierten im Rahmen der Halacha gerne möglich machen.