ARK

Neues Potenzial entdecken

Die Welt ist aus den Fugen geraten. Als Juden sind auch wir auf besondere Weise herausgefordert

von Rabbinerin Elisa Klapheck  15.09.2023 10:38 Uhr

Rabbinerin Elisa Klapheck Foto: TR

Die Welt ist aus den Fugen geraten. Als Juden sind auch wir auf besondere Weise herausgefordert

von Rabbinerin Elisa Klapheck  15.09.2023 10:38 Uhr

Wir schauen auf ein turbulentes Jahr zurück. Die Welt ist stark aus den Fugen geraten. Der erstarkende Antisemitismus ist nur ein Teil davon. Wir erleben Angriffe auf den Rechtsstaat, die Demokratie und in Europa auf den Frieden, da wo wir so etwas nicht mehr erwartet hätten. Wir können aber nicht behaupten, dass unheilvolle Entwicklungen nichts mit uns zu tun hätten. Ob der Justizumbau in Israel, ob die Vorgänge um die Rabbinatsausbildung in Potsdam, ob Fragen der Gemeindedemokratie in Berlin – als Jüdinnen und Juden waren und sind auch wir auf neue Weise herausgefordert.

Die jüdischen Feiertage sind der beste Anlass, aus unserer religiösen Tradition Anleitungen zu ziehen, das Schlechte nicht einfach hinzunehmen. Teschuwa, Umkehr zu machen, bedeutet, bei sich selbst anzufangen, die persönliche, aber auch die kollektive Integrität wiederherzustellen und zu bestärken. Wir alle tragen ein Stück dazu bei, die Welt besser zu machen.

jamim noraim Wir tun es nicht allein, sondern als jüdische Gemeinschaft insgesamt. Es kommen auf uns Tage zu – die Jamim noraim, die Ehrfurcht gebietenden Tage – mit Gottesdiensten an Rosch Haschana und Jom Kippur, die die tiefsten Schichten unserer Seele und unserer Überzeugungen berühren. Sie halten für jeden und jede von uns Momente bereit, uns an der richtigen Stelle aufzurütteln.

Es beginnt mit dem Positiven – dem Neuanfang an Rosch Haschana.

Es beginnt mit dem Positiven – dem Neuanfang an Rosch Haschana. Ein wunderbarer Start, der das neue Potenzial ins Bewusstsein ruft. Und gab es nicht auch viel Positives im letzten Jahr? Viele jüdische Gemeinden feiern in dieser Zeit ihr 75-jähriges Jubiläum der Wiedergründung nach der Schoa. Das darf angesichts der Freude über 75 Jahre Israel, was wir im vergangenen Jahr ebenfalls groß feierten, nicht übersehen werden.

selbstbefragung Der Erhalt des Positiven verlangt, dass wir uns nicht selbstgefällig zurücklehnen und es womöglich wieder verlieren. Das gemahnen die Jamim noraim mit ihrem Höhepunkt der kritischen Selbstbefragung an Jom Kippur. Kein Jom Kippur ohne das Sukkotfest danach. Angesichts des Klimawandels, der auch bei uns spürbare Realität geworden ist, steht das landwirtschaftlich geprägte Fest immer stärker in seinen ökologischen Zeichen. Der Abschluss der langen Feststrecke mündet in Simchat Tora, das Fest der Torafreude, an dem wir die Tora neu empfangen und aufs Neue für unsere Gegenwart anwenden lernen.

Die Allgemeine Rabbinerkonferenz wünscht allen Jüdinnen und Juden bedeutsame Feiertage und uns allen ein gutes und gesegnetes neues Jahr 5784. Schana towa u-meworechet.

Die Autorin ist Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz (ARK).

Studium

»Was wir von den Rabbinern erwarten, ist enorm«

Seit 15 Jahren werden in Deutschland wieder orthodoxe Rabbiner ausgebildet. Ein Gespräch mit dem Gründungsdirektor des Rabbinerseminars zu Berlin, Josh Spinner, und Zentralratspräsident Josef Schuster

von Mascha Malburg  21.11.2024

Europäische Rabbinerkonferenz

Rabbiner beunruhigt über Papst-Worte zu Völkermord-Untersuchung

Sie sprechen von »heimlicher Propaganda«, um Verantwortung auf die Opfer zu verlagern: Die Europäische Rabbinerkonferenz kritisiert Völkermord-Vorwürfe gegen Israel scharf. Und blickt auch auf jüngste Papst-Äußerungen

von Leticia Witte  19.11.2024

Engagement

Im Kleinen die Welt verbessern

Mitzvah Day: Wie der Tag der guten Taten positiven Einfluss auf die Welt nehmen will

von Paula Konersmann  17.11.2024

Wajera

Offene Türen

Am Beispiel Awrahams lehrt uns die Tora, gastfreundlich zu sein

von David Gavriel Ilishaev  15.11.2024

Talmudisches

Hiob und die Kundschafter

Was unsere Weisen über die Ankunft der Spione schreiben

von Vyacheslav Dobrovych  15.11.2024

Gebote

Himmlische Belohnung

Ein Leben nach Gʼttes Regeln wird honoriert – so steht es in der Tora. Aber wie soll das funktionieren?

von Daniel Neumann  14.11.2024

New York

Sotheby’s will 1500 Jahre alte Steintafel mit den Zehn Geboten versteigern

Mit welcher Summe rechnet das Auktionshaus?

 14.11.2024

Lech Lecha

»Und du sollst ein Segen sein«

Die Tora verpflichtet jeden Einzelnen von uns, in der Gesellschaft zu Wachstum und Wohlstand beizutragen

von Yonatan Amrani  08.11.2024

Talmudisches

Planeten

Die Sterne und die Himmelskörper haben Funktionen – das wussten schon unsere Weisen

von Chajm Guski  08.11.2024