Warum sollte man Zedaka, Geld für wohltätige Zwecke, geben? Kürzlich habe ich gehört, wie jemand dagegen argumentierte, Geld an die zu geben, die weniger Glück hatten als man selbst: »Ich habe hart für mein Geld gearbeitet und möchte es für mich behalten.
Ich schufte, um in der Lage zu sein, mir ein schönes Auto und Zuhause leisten und in den Urlaub fahren zu können. Also warum sollte ich jemand mein Bares geben? Wenn jemand Geld will, sollte der so hart dafür arbeiten, wie ich es getan habe!« Klingt irgendwie vernünftig, nicht wahr? Oder vielleicht doch nicht?
In der Tora (4. Buch Moses 5,9) lesen wir: »Und jede Hebe, alle geheiligten Dinge, die von den Kindern Israels zum Kohen gebracht werden, soll ihm gehören.« Raschi kommentiert dies und sagt, dass sich »alle geheiligten Dinge« auf die Bikkurim beziehen – die ersten Früchte des Bodens – über die in der Tora (2. Buch Moses 23,19) geschrieben steht: »Die Erstlinge deiner frühesten Landfrüchte sollst du in das Haus des Ewigen, deines G’ttes, bringen.« Der vorgenannte Vers, meint Raschi, bedeutet, dass alles, was zum Haus des Ewigen gebracht wird, dem Kohen gehört.
Doch warum führt die Tora diese beiden Details getrennt auf? Warum ist vom Haus des Ewigen im 2. Buch Moses und vom Kohen im 4. Buch Moses die Rede?
Erstlinge Die Arbeit auf dem Feld erfordert einen enormen Aufwand: Man muss pflügen, säen, pflegen, ernten und so weiter. Nun kann man denken: »Nach dieser harten Arbeit sollte man mich wenigstens die ersten Früchte genießen lassen. Warum sollte sie der Kohen bekommen? Schließlich habe ich hart gearbeitet, nicht er.«
Deshalb erzählt uns die Tora, dass wir die Erstlinge in das Haus des Ewigen zu bringen haben. Wir müssen erkennen, dass die ersten Früchte nicht wirklich uns gehören – sie gehören G’tt. Sobald wir uns dieser Tatsache bewusst sind, wird es weniger schwierig, den Teil an die Kohanim zu geben.
Bikkurim ist wie Zedaka. Die Tora sagt uns, dass wir von unserem Einkommen ein Zehntel für wohltätige Zwecke (Schulchan Aruch, Yorah Deah 249) geben sollen. Aber wir könnten einwenden: »Warum sollte ich für wohltätige Zwecke geben? Ich arbeitete hart für mein Geld, also lass’ es mich genießen – und zwar alles.«
Von der Mizwa der Bikkurim erfahren wir, dass dieser zehnte Teil unseres Einkommens (und einige Meinungen sagen, dass man bis zu einem Fünftel verschenken soll) eigentlich G’tt gehört, nicht uns. Nachdem wir diese Tatsache verstehen und akzeptieren, wird es für uns viel einfacher, Geld für wohltätige Zwecke zu geben.
Wenn wir Zedaka in der Weise, wie es die Tora empfiehlt, geben, wird uns das garantiert, was ebenfalls im 4. Buch Moses (5,10) steht: »Was ein Mensch dem Kohen gibt, soll ihm gehören«. Das bedeutet (Brachot 63a), dass durch das Geben der Zedaka das eigene Einkommen erheblich zunehmen wird.
Sei es also der Verdienst unserer heutigen Spenden für wohltätige Zwecke, dass unser Einkommen erhöht wird, damit wir diese Mizwa der Nächstenliebe in einem ständig zunehmenden Maße erfüllen können.
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors
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