Die Parascha Ekew handelt von einer Rede, die Mosche dem Volk hielt. Darin ruft er vor allem zu Gehorsam und zum Glauben an G’tt auf. Für all das Gute, was wir von G’tt erhalten, sollen wir ihm auch dankbar sein: »Und du sollst essen und satt werden und segnen den Ewigen, deinen G’tt, für das gute Land, das er dir gegeben hat« (5. Buch Mose 8,10).
Wir erhalten so viele wunderbare Dinge von G’tt! Ein jüdischer Mensch soll sich immer daran erinnern, woher alles kommt. Das fängt schon beim Essen und Trinken an. Hier gibt uns die Tora eine Mizwa: die Birkat Hamason, das Tischgebet. Dieser Segensspruch soll stets nach der Mahlzeit gesagt werden.
Was hat es mit Birkat Hamason, die uns ständig begleitet, auf sich? Sie enthält mehrere Segensprüche: Hasan – das Lob G’ttes, der die Welt erhält; Birkat Haaretz – Dankbarkeit an G’tt für alles, das sich auf das Land Israel bezieht; Boneh Jeruschalajim – Petition zum Schutz und Wiederaufbau Jerusalems; und Hatov ve hameitiv – allgemeines Lob und Dank G’tt gegenüber.
Einladung Wenn drei oder mehr Personen gegessen haben, wird der Birkat Hamason der Zimun, also eine Einladung, das Gebet zu sagen, vorangestellt. Die Gemara (Berachot 48b) erklärt, dass die vier Segenssprüche der Birkat Hamason dem oben genannten Toraabschnitt (5. Buch Mose 8,10) zu entnehmen sind: Und du sollst essen und satt werden und segnen … den Ewigen, deinen G’tt, – Birkat Hasan; für das (gute) Land – Birkat Haaretz (hier liegt die Betonung auf »das Land«; für das gute (Land) – Boneh Jeruschalajim (hier liegt die Betonung auf »gut«), das Er dir gegeben hat – Hatov ve hameitiv. Wenn du deinen Teil gegessen hast, sollst du segnen – Birkat Hazimun (Einladung zum Tischgebet).
Auch wenn bezüglich Hatov ve hameitiv und Zimun Meinungsverschiedenheiten über die genaue Herkunft bestehen, sind sich alle Kommentatoren darin einig, dass die ersten drei Segenssprüche direkt der Tora entstammen.
Grundideen Die Birkat Hamason erinnert uns mehrmals am Tag an die Grundideen des Judentums. Wir essen oft und gerne. Jeden Schabbat und Feiertag oder zu anderen – feierlichen oder traurigen – Anlässen wie einer Brit Mila (Beschneidung), einem Pidjon ha Ben (der Auslösung des erstgeborenen Sohnes) oder einer Jahrzeit dreht sich viel um das leckere Essen. Man könnte jedoch meinen, es wäre vielleicht besser, zu fasten, um spirituell zu wachsen und den jeweiligen Anlass gebührend zu begehen.
Rabbiner Baruch Mezibscher trägt hierzu eine passende Geschichte vor. Der Mensch würde durch das Fasten den eigenen Körper nur quälen, jedoch keinesfalls seine Eigenschaften verbessern oder die Gedanken reinigen. Das vergleicht Rabbiner Mezibscher mit einem Menschen, der in einer Kneipe sitzt und viel Alkohol trinkt, sein eigenes Pferd jedoch lässt er draußen verhungern. Das Pferd wäre in diesem Vergleich der fastende Körper.
Die nächste Frage ist, was man essen sollte: trockenes Brot mit Wasser oder roten Kaviar mit Ciabatta und dazu ein Glas Wodka? Diese Frage beantwortet die folgende Geschichte von Rabbiner Ytzchak Wurker. Ein sehr reicher und gleichzeitig sehr geiziger Mensch kam eines Tages zu einem chassidischen Rebben. Der Geizige war auch mit sich selbst sehr streng und nahm nur alle zwei Tage etwas zu sich: Schwarzbrot mit Wasser.
»Du musst jeden Tag Fisch und Fleisch essen und ein Glas Wein trinken«, sagte der Rebbe zu ihm. Die anderen Chassiden waren von solch einem Ratschlag überrascht. Später erklärte ihnen der Rebbe, was er meinte: »Ich habe das nicht gesagt, damit der Mann mehr isst und mehr Freude hat. Meine Absicht war, ihn zu motivieren, sich besser zu ernähren und den Armen zu helfen. Wenn er selbst jeden Tag Fleisch und Fisch isst und ein Glas Wein trinkt, dann gibt er den Armen vielleicht Schwarzbrot mit Hering.«
Schöpfung Verschiedene chassidische Werke stellen die Frage: »Wenn der Körper seine Nährstoffe aus dem Essen nimmt, woher bekommt die Seele ihre Nahrung?« Die Antwort ist, dass nichts in der Welt ohne einen Kern der G’ttlichkeit existieren könnte. Das Buch Tanya erklärt, dass es vor der Schöpfung nichts gab, und durch die Schöpfung wurde Materie ins Dasein gebracht. Es bedarf einer Kraft, die die Materie entsprechend existieren lässt, und dies ist nur mit einem Kern von G’ttlichkeit möglich.
Während die physischen Nährstoffe entsprechend zubereitet werden müssen, damit man sie zu sich nehmen kann, ist die Vorbereitung für die Aufnahme der geistigen Nährstoffe durch das Rezitieren der Brachot, der Segensprüche, notwendig. Hierbei bekräftigen wir, dass wir G’tt als Quelle der Existenz anerkennen und drücken unsere Dankbarkeit für die Befriedigung unserer Bedürfnisse aus. Der Mensch braucht, um zu leben, schließlich nicht nur physische Nährstoffe, sondern auch seelische Nahrung.
Der Autor studiert am Rabbinerseminar zu Berlin.
Paraschat Ekew
Der Wochenabschnitt zählt die Folgen des Gehorsams der Israeliten auf. Wenn sie sich an die Gesetze halten, würden die Völker jenseits des Jordans friedlich bleiben und sich materieller Fortschritt einstellen. Die bisherigen Bewohner
müssen das Land verlassen, weil sie
Götzen gedient haben – nicht, weil das Volk Israel übermäßig rechtschaffen wäre. Am Ende der Parascha verspricht Mosche, im Land Israel würden Milch und Honig fließen, wenn das Volk die Gebote beachtet und an die Kinder weitergibt.
5. Buch Mose 7,12 – 11,25