Schabbatsegen

»Möge G’tt dich erheben«

Ein wunderschöner Brauch: der Kindersegen Foto: Getty Images

Schabbatsegen

»Möge G’tt dich erheben«

Eltern sprechen unterschiedliche Brachot für Jungen und Mädchen

von Rabbiner Avraham Radbil  18.06.2020 09:50 Uhr

Viele jüdische Familien haben einen wunderschönen Brauch, ihre Kinder am Freitagabend zu segnen. Dieser Brauch ist eine hervorragende Möglichkeit, Dankbarkeit und Spiritualität in die Familie zu bringen. Am Schabbat und zu anderen besonderen Anlässen kann dies zu einem besonderen Gefühl der Nähe zwischen den Eltern und ihren Kindern beitragen.

Die Worte des Segens stammen aus dem Priestersegen (5. Buch Mose 6, 24–26). Die Einleitung für den Segen variiert je nachdem, ob das gesegnete Kind ein Junge oder ein Mädchen ist.

Menasche Für Jungen lautet die Einführung: »Möge G’tt dich erheben wie Efraim und Menasche.« Für Mädchen lautet sie: »Möge G’tt dich erheben wie Sara, Riwka, Rachel und Lea.«

Für Jungen und Mädchen lautet der Rest des Segens: »Möge G’tt dich segnen und beschützen, möge G’tt dir Gunst zeigen und dir gnädig sein, möge G’tt dir Güte zeigen und dir Frieden gewähren.«

Nach dem Segen nehmen sich einige Eltern einen Moment Zeit, um ihrem Kind etwas zuzuflüstern – es für etwas zu loben.

Der Segen wird in jeder Familie, je nach Brauch, unterschiedlich ausgeführt. In den meisten traditionellen Häusern segnet nur der Vater die Kinder. In anderen Familien geben beide Elternteile den Segen – entweder zusammen oder zuerst ein Elternteil, gefolgt von dem anderen. In einigen Häusern segnet die Mutter die Mädchen und der Vater die Jungen.
Normalerweise legt die Person, die den Segen gibt, eine oder beide Hände auf den Kopf des Kindes. Einige Eltern segnen jedes Kind nacheinander und gehen vom ältesten bis zum jüngsten. Andere segnen alle Mädchen zusammen und alle Jungen zusammen.

Nach dem Segen nehmen sich einige Eltern einen Moment Zeit, um ihrem Kind etwas zuzuflüstern – es für etwas zu loben, das es während der Woche getan hat, oder um dem Kind zusätzliche Ermutigung, Liebe sowie Motivation zu vermitteln. Fast jede Familie schließt den Segen mit einem Kuss oder einer Umarmung ab.

Bräuche Es gibt auch unterschiedliche Bräuche, wann der Segen rezitiert wird. Einige Familien segnen ihre Kinder unmittelbar vor oder nach dem Kiddusch. Andere bevorzugen es, gleich nach dem Anzünden der Schabbatkerzen die Kinder zu segnen.

Es scheint etwas seltsam, dass der Segen für Jungen Efraim und Menasche anstelle der Patriarchen Awraham, Jizchak und Jakow hervorhebt (wie es bei den Mädchen der Fall ist, wo die Urmütter erwähnt werden).

Die am häufigsten zitierten Erklärungen dafür sind, das Efraim und Menasche die ersten Brüder in der Tora waren, die sich gegenseitig nicht als Konkurrenten ansahen. Sie kämpften nicht um Macht oder Ansehen und bewahrten selbst in schwierigen Situationen, wie etwa, als Jakow den zweiten Sohn vor dem Erstgeborenen segnete, die Achtung voreinander. Indem wir unsere Kinder segnen, wie Efraim und Menasche zu sein, versuchen wir, ihnen das Erbe des Friedens und der Harmonie zwischen den Geschwistern zu verleihen.

Identität Eine andere Interpretation besagt, dass Efraim und Menasche im Gegensatz zu unseren Patriarchen in Ägypten zur Welt kamen und aufwuchsen.

Efraim und Menasche behielten ihre jüdische Identität bei, obwohl sie an einem Ort lebten, an dem sie von den Ägyptern, ihrer Lebensweise und ihren Göttern umgeben und zahlenmäßig unterlegen waren. Die Fähigkeit, dem Judentum treu zu bleiben, auch wenn es ein alltäglicher Kampf ist, ist ein Erbe, das wir an unsere Kinder weitergeben wollen.

Über den wöchentlichen Segen am Freitagabend hinaus rezitieren viele Eltern diesen Segen zu besonderen Anlässen, wie zum Beispiel bei der Brit Mila, der Beschneidung eines Sohnes oder bei der Namensgebung, der Bar- oder Batmizwa und der Hochzeit.

Jeder wichtige Meilenstein im Leben eines Kindes, vom ersten Schultag über die Geburtstage bis zum Schul- oder Uniabschluss, kann mit diesem Segen angemessen gewürdigt werden.

Berlin

»Wunder der Geschichte«: Der Zentralrat der Juden in Deutschland wird 75

Die früheren Bundespräsidenten Gauck und Wulff würdigen den jüdischen Dachverband

von Imanuel Marcus  02.04.2025

Pekudej

Eine Frage der Hingabe

Warum Gʼtt den Künstler Bezalel auswählte, das Stiftszelt in der Wüste zu bauen

von Rabbiner Joel Berger  28.03.2025

Talmudisches

Scheidungsurkunden im Krieg

Was unsere Weisen über eine ungewöhnliche Maßnahme lehren

von Yizhak Ahren  28.03.2025

Gebet

Beim ersten Hahnenschrei

Morgens soll der Mensch eine Reihe von Segenssprüchen sprechen, um Gʼttes Welt »zu seiner« zu machen

von Rabbiner Avraham Radbil  27.03.2025

Rabbinerausbildung

»Wenn es kriselt: durchatmen«

Dmitrij Belkin ist Vorstand der neuen Nathan Peter Levinson Stiftung. In seinem ersten Semester am Potsdamer Standort, der durch den Homolka-Skandal vorbelastet ist, hat er gelernt, Ruhe zu bewahren

von Mascha Malburg  27.03.2025

Talmudisches

Brot

Was unsere Weisen über das wichtige Nahrungsmittel lehren

von Chajm Guski  21.03.2025

Wajakhel

Kraft des Aufbaus

Was wir aus dem Konzept kreativer Gemeinschaftsarbeit lernen können

von Yonatan Amrani  21.03.2025

Bekleidung

Das richtige Outfit

Warum beim Synagogenbesuch Stilsicherheit gefragt ist

von Daniel Neumann  21.03.2025

Ki Tissa

Aus Liebe zum Volk

Warum Mosche die Bundestafeln nach dem Tanz der Israeliten um das Goldene Kalb zerbrach

von Rabbiner Salomon Almekias-Siegl  14.03.2025