Gesetzentwurf

»Menschenverachtend und diskriminierend«

Blick auf die sogenannte Judensau an der Stadtkirche in der Lutherstadt Wittenberg Foto: imago images/Christian Schroedter

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz will stärker gegen historische antisemitische und nazistische Darstellungen in ihren Kirchen vorgehen. Über einen entsprechenden Gesetzentwurf will die Synode der Landeskirche bei ihrer Frühjahrstagung am Freitag und Samstag in Berlin entscheiden.

Ziel sei, »Darstellungen von judenfeindlichem, rassistischem und nationalsozialistischem Gedankengut aus dem liturgischen Gebrauch zu nehmen«, sagte die kirchliche Antisemitismusbeauftragte Marion Gardei dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin: »Das Gesetz schafft also eine Handlungsgrundlage, um gegen diese menschenverachtenden und diskriminierenden Darstellungen vorzugehen.«

motive In Kirchen würden immer wieder Darstellungen entdeckt, die judenfeindliche, nationalsozialistische und gewaltverherrlichende Motive und Symbole enthalten. »Solche Darstellungen, die von Menschenfeindlichkeit und Gewaltverherrlichung geprägt sind, existieren seit Jahrzehnten und länger an Kunstwerken, liturgischen Gegenständen und an Kirchenwänden, ohne dass jemand daran Anstoß nimmt«, sagte Gardei. Ihre auch unbeabsichtigte Nutzung in Gottesdiensten und liturgischen Räumen solle nun durch das Kirchengesetz unterbunden werden.

Bisher habe die Landeskirche meist eher zufällig oder aus der Presse von solchen Darstellungen erfahren, sagte Gardei. Die derzeit laufende Kunstguterfassung des kirchlichen Bauamtes bringe zusätzlich »einiges zutage, was es zu bearbeiten gilt«. Im ländlichen Bereich gehörten dazu oft Kriegsdenkmäler oder Gedenktafeln, »die besonders in der Nazizeit einseitig mit kriegsverherrlichenden Symbolen und Sprüchen und unreflektierter Heldenverehrung gestaltet wurden«. In den Kirchen, die in der Nazizeit gebaut wurden, fänden sich oft Bildgestaltungen nach dem Gedankengut der Deutschen Christen.

Unter die geplante Neuregelung, die voraussichtlich zum 1. Mai in Kraft treten soll, fielen neben Glocken mit Hakenkreuzen unter anderem antijüdische Schmähplastiken wie sogenannte »Judensauen« im Dom von Brandenburg oder in Kirchen. Weitere Darstellungen seien »SA-Männer abgebildet auf dem Taufstein, Horst Wessel in die Kanzel geschnitzt, Amben geschmückt von Reichsadlern mit Ehrenkranz und unvollständig herausgelöstem Hakenkreuz, Bilder von Adolf Hitler und Eva Braun auf Orgelpfeifen«. Betroffen seien auch bauliche Relikte, soweit sie beweglich sind, sagte Gardei: »Ganze Kirchen wollen wir natürlich nicht abreißen.« epd

Mischpatim

Gleiches Recht für alle

Schon die Tora regelt, dass es vor dem Gesetz keinen Unterschied zwischen Mann und Frau gibt

von Rabbiner Joel Berger  21.02.2025

Talmudisches

Krankheitserreger

Was unsere Weisen über Keime im Wasser lehrten

von Rabbinerin Yael Deusel  21.02.2025

Mitgefühl

Wie soll ein Mensch das ertragen!

Die Bilder der abgemagerten, gequälten Geiseln gehen nah – manchen zu nah. Aber darf man einfach wegschauen?

von Rabbiner David Kraus  21.02.2025

Ramchal

Klugheit vor Alter

Wie sich Rabbiner Mosche Chaim Luzzatto bereits in jungen Jahren einen besonderen Ruf erarbeitete

von Vyacheslav Dobrovych  20.02.2025

Berlin

»Jeder Mensch hat einen Namen«

Jüdische Gemeinde Chabad: Solidaritätsgebet für die israelischen Geiseln

von Detlef David Kauschke  19.02.2025

Valentinstag

Eins plus eins gleich eins

Einmal im Jahr Rosen und Pralinen schenken? Die orthodoxe Tradition hat eine andere Vorstellung von der Liebe

von Rabbiner Dovid Gernetz  14.02.2025

Jitro

Das Licht weitertragen

Jeder Einzelne ist Teil des geheiligten Ganzen und hat die Verantwortung, die Tora zu stärken

von Elie Dues  14.02.2025

Talmud

Leben retten

Was unsere Weisen über eine wichtige Mizwa lehren

von Rabbiner Avraham Radbil  14.02.2025

Geiseln und Glaube

»Ich wählte den Weg des Glaubens«

»Agam Bergers Bekenntnis zum jüdischen Glauben wird gleichzeitig bewundert sowie erstaunt zur Kenntnis genommen«, schreibt die Autorin

von Chiara Lipp  13.02.2025