Wie feiern Sie in diesem Jahr Pessach?
Eigentlich wie jedes Jahr: Ich versuche immer in den letzten zwei Tagen vor dem Fest, alles zu erledigen, was zu erledigen ist. Meist kommt da Zeitnot auf, aber am Ende – etwa 30 Minuten vor dem Gottesdienst und dem Seder – ist alles, inklusive mir, erledigt. Aber dieses Jahr scheint es besser zu laufen. Mazze und Mazzemehl sind eingekauft, die Wohnung ist halbwegs fertig geputzt, und vor dem Fest gibt es die letzte Pasta.
Wie sieht Ihr persönlich perfektes Pessachfest aus?
Wenn am Ende der acht Tage keine Mazze übrig bleibt. Eigentlich ist jedes Pessachfest perfekt. Sobald man mit 50 bis 150 Menschen einen Seder feiert, die verschiedenen Geschichten hört, den Leuten die Bedeutung des Festes erklärt, erfüllt es mich. Dann ist das Fest perfekt.
Was verbinden Sie mit dem Fest?
Sehr viel. Mit neun Jahren hatte ich meinen eigenen Auszug aus der Sowjetunion. Nach 23 Jahren begreift man, was es für die Familie bedeutet hat, alles aufzugeben und in die Ungewissheit zu gehen. Ich verstehe die Israeliten, die damals Angst hatten auszuziehen. Aber es ist für mich ein Fest der Freiheit, denn auch für meine Familie bedeutete der Auszug aus der Sowjetunion ein neues, freies Leben, was nicht immer leicht war.
Welche Kindheitserinnerungen haben Sie an Pessach?
Nun, in den 80er-Jahren in Moskau war es nicht unbedingt einfach, Pessach zu feiern, aber eine Erinnerung haftet bis heute: Es sind handgebackene Mazzot, die in Packpapier eingewickelt wurden. Keine fertigen, 20 cm x 20 cm abgepackten, sterilen Mazzen, sondern wirklich große, lange Mazza-Stücke, die bei uns auf dem Tisch lagen.
Die Fragen stellte Katrin Richter.
Konstantin Pal (33) wurde in Moskau geboren und kam mit neun Jahren nach Deutschland. Er studierte am Abraham-Geiger-Kolleg und erhielt 2010 seine Smicha. Seitdem ist er Rabbiner der Landesgemeinde Thüringen.