»Lass mich im Kranken stets nur den Menschen sehen, sei er mir nun lieb oder lästig, arm oder reich, mächtig oder unbedeutend ... Gib meinen Patienten Vertrauen in Arzt und Medizin, so dass sie meinen Rat auch befolgen.« Das sind Auszüge aus dem »Morgengebet eines Arztes«, das der Grafikdesigner Stefan Ternes als Poster entworfen hat.
Mosche ben Maimon wird das Gebet und der entsprechende Schwur zugeschrieben. Der große Rabbiner, Philosoph und Arzt (Maimonides, Rambam, 1135–1204) hat nicht nur einen bedeutenden Beitrag zum jüdischen Recht und den talmudischen Studien hinterlassen, sondern auch zahlreiche medizinische Schriften.
Idee Wie kommt nun ein 50-jähriger nichtjüdischer Grafikdesigner aus dem rheinland-pfälzischen Nörtershausen-Pfaffenheck auf die Idee, sich mit dem Gebet des bedeutendsten jüdischen Denkers des Mittelalter auseinanderzusetzen? »Das hat bei privaten Arztbesuchen angefangen«, erklärt Stefan Ternes. »Ich habe in den Wartezimmern gesessen, und immer wieder die gleichen Kunstdrucke an den Wänden gesehen: Klee, Kandinsky, Picasso. Aber nie etwas Berufsbezogenes.«
So hat er begonnen, erst das Genfer Gelöbnis und dann den Eid des Hippokrates grafisch in Farbe und mit besonderer Typografie umzusetzen. »Aber aller guten Dinge sind drei. So bin ich über einen jüdischen Bekannten auf Maimonides gestoßen.« Es bedurfte einiger Recherche, nach etwa einem Jahr war das Plakat fertig.
Ergebnis Im normalen Tagesgeschäft entwirft und realisiert der Grafikdesigner Logos, Prospekte, Broschüren, Illustrationen und Großflächendrucke für Firmen und Unternehmen. Da war die Arbeit am Gebet des Maimonides eine willkommene Abwechslung und Herausforderung zugleich. »Im Ergebnis hat es sich gelohnt. Viele Ärztinnen und Ärzte sind von der Idee und Umsetzung begeistert«, meint Stefan Ternes. Das Plakat hänge nun schon in zahlreichen Wartezimmern und Arztpraxen, sagt er, »bei gläubigen und nicht so frommen Medizinern, egal welcher Religion oder Weltanschauung«.
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