In unserem Wochenabschnitt geht es um die Übergabe der Tora an das jüdische Volk. G’tt hat uns die Gebote gegeben, eines davon ist der Schabbat.
Eines Tages kam ein Mann, dessen Tochter im Krankenhaus lag und sich in einem kritischen Zustand befand, zum Lubawitscher Rebben, um von ihm eine Bracha, einen Segen, für die Genesung der Tochter zu bekommen. Rabbiner Schneerson sagte die Bracha und fügte hinzu: »Fangen Sie an, den Schabbat zu halten, und ihre Tochter wird genesen.« Tatsächlich begann der Mann damit, den Schabbat zu halten, und seine Tochter wurde gesund. Aber wie konnte das funktionieren?
Es leuchtet ein, dass der Segen einer gerechten Person eine besondere Kraft hat und hilft. Aber warum erwähnte der Rebbe die Mizwa des Schabbats?
zeichen Im Talmud (Schabbat 10b) steht, dass G’tt zu Mosche Rabeinu sagte: »Ich habe ein sehr gutes Geschenk, dass Ich dem jüdischen Volk geben werde. Es heißt Schabbat.« Der wöchentliche Ruhetag ist ein Zeichen zwischen dem jüdischen Volk und G’tt.
Unsere Weisen sagen, der Schabbat sei die Quelle des Segens. Warum ist das so?
Rabbi Jehuda Löw, der Maharal von Prag (um 1520–1609), schreibt, dass materielle Dinge – und dazu gehört auch unser Körper – von sechs Seiten begrenzt sind: von Norden, Süden, Osten und Westen sowie von oben und unten. Ein Mensch besteht aus Körper und Seele. Der Körper ist materiell, die Seele spirituell. Ohne die Seele kann der Körper nicht funktionieren, und der Mensch könnte nicht leben.
Der Maharal sagt weiterhin, dass die Wochentage, an denen wir uns mit materiellen Dingen beschäftigen wie etwa arbeiten und Geld verdienen, dem Körper entsprechen. Der Schabbat hingegen entspreche der Seele.
Der Körper kann ohne die Seele nicht leben, die Seele hilft dem Körper. Genauso ist es mit dem Schabbat. Wer den Schabbat hält, bringt an den Werktagen Segen in sein Tun, hat Segen in Geldangeleinheiten und Segen im Leben.
Laut dem Talmud (Schabbat 119a) bringt der Schabbat nicht nur Segen in unsere Angelegenheiten, sondern verspricht auch Belohnung für das Erfüllen und das Ehren des Schabbats.
In der Gemara lesen wir: Wenn das jüdische Volk den ersten Schabbat gehalten hätte, dann würde kein anderes Volk über die Juden herrschen. Rabbiner Maari Abuav erklärt dazu: Die Juden sammelten das Manna in der Wüste und trugen es am Schabbat. Damit übertraten sie den Schabbat.
Daraufhin, so lesen wir in der Tora, habe Amalek das jüdische Volk angegriffen. Das heißt: Trotz aller Wunder, die G’tt den Israeliten zuteilwerden ließ, hatte Amalek keine Angst, sie anzugreifen. Damit zeigte er anderen Völkern, dass auch sie keine Angst vor dem jüdischen Volk haben müssen.
Laut Maari Abuav folgen die Geschichten von Amalek und dem Schabbat direkt aufeinander. Dies solle uns zeigen: Amalek hätte das jüdische Volk nicht angegriffen, hätte es den ersten Schabbat gehalten.
Abschied Das Leben in Polen Anfang des 20. Jahrhunderts war schwer. Deshalb entschied Familie Goldstein, dass ihre Tochter Rose nach Amerika auswandern soll. Vor dem Abschied, kurz bevor Rose das Schiff bestieg, sagte der Vater zu ihr: »Tochter, hüte den Schabbat! Dann wird der Schabbat dich hüten.«
Sie kam nach Amerika und fand Arbeit in der Triangle-Shirtwaist-Fabrik. Zu jener Zeit musste man in Amerika auch am Samstag arbeiten. Rose erinnerte sich an die Worte ihres Vaters und erfand jede Woche einen neuen Vorwand, am Schabbat nicht zur Arbeit zu gehen.
Nach einiger Zeit kam der Direktor der Fabrik und warnte sie. Sollte sie am nächsten Samstag erneut nicht zur Arbeit erscheinen, werde er sie feuern. Traurig kam Rose nach Hause und erzählte den Verwandten davon. Sie rieten ihr, zur Arbeit zu gehen, um ihren Job nicht zu verlieren.
Aber Rose brachte es nicht übers Herz, das Schabbatgebot zu übertreten. Also ging sie am Morgen zwar aus dem Haus, machte aber einen Spaziergang, anstatt zur Arbeit zu gehen, und setzte sich auf eine Bank. Weinend fing sie an, Schabbatlieder zu singen. »Vater, das ist für dich«, sagte sie.
Nachdem der Schabbat zu Ende gegangen war, kam Rose nach Hause. Sie war sich sicher, dass sie nun ihre Arbeit verloren hatte. Als sie die Wohnung betrat, fragten ihre Verwandten, wo sie gewesen sei. Und als Rose antwortete, sie habe den Tag im Park verbracht, freuten sich ihre Verwandten. Es habe in der Fabrik einen schrecklichen Brand gegeben, der viele Menschen das Leben gekostet habe. »Rose«, sagten sie, »dank des Schabbes bist du am Leben geblieben!«
Im Talmud (Schabbat 119a) steht, dass die Herzenswünsche desjenigen, der den Schabbat hält, in Erfüllung gehen werden.
Rabbiner Chanoch Sundel erklärt dazu in seinem Kommentar Etz Yosef, dass derjenige, der am Schabbat nicht über seine alltäglichen Angelegenheiten, seine Arbeit, seine Probleme nachdenkt, sondern stattdessen den wöchentlichen Feiertag genießt und sich an diesem Geschenk G’ttes erfreut, das bekommen wird, was er sich wünscht.
schwangerschaft Rabbiner Chaim Said war zu einem Schabbaton eingeladen. Nach dem Gebet, als sich alle Gäste zum Kiddusch und zur Mahlzeit hinsetzten, kam ein Mann zu ihm und bat ihn dringend um seinen Rat.
»Rabbiner Said, ich brauche Ihre Hilfe«, sagte er. »Meine Frau möchte weder zum Kiddusch noch zur Mahlzeit kommen. Wir haben keine Kinder, und seit langer Zeit probieren wir mit verschiedenen Behandlungen und Methoden, Kinder zu bekommen – doch alles ohne Erfolg. Heute haben wir erfahren, dass auch der letzte Versuch nicht geklappt hat. Meine Frau ist sehr traurig. Vielleicht könnten Sie mit ihr reden?«
Rabbiner Said stimmte zu. Er fand die Frau in der Synagoge. Sie saß da und schluchzte. »Bitte weinen Sie nicht«, sagte der Rabbiner. »Seien Sie fröhlich an diesem Schabbat und genießen Sie den Tag. Möge G’tt Ihnen dazu verhelfen, dass Sie aufgrund ihrer Freude und weil Sie den Schabbat genießen, in naher Zukunft ein Kind zur Welt bringen«. Die Frau folgte dem Rat und genoss den Schabbat und die Mahlzeiten und erfreute sich daran, mit den anderen Menschen zusammen zu sein.
Neun Monate zogen ins Land, und der Rabbiner hatte diese Geschichte bereits vergessen. Da klingelte eines Tages sein Telefon. Am Apparat war der Mann, der neun Monate zuvor den Rabbi um Hilfe gebeten hatte. Mit Dank und großer Freude teilte er mit, dass seine Frau am letzten Schabbat ein Kind auf die Welt gebracht hatte.
Wir alle lieben Geschenke, und Geschenke von G’tt können uns viel Freude bringen. In unserer heutigen Zeit, in der das Leben so schnelllebig ist und wir viel Zeit mit Arbeit, dem Internet und mit Handys verbringen, ermöglicht es uns der Schabbat, einmal in der Woche einen Gang hinunterzuschalten, Zeit mit der Familie und den Kindern zu verbringen, leckeres Essen und die besondere spirituelle Atmosphäre des Schabbats zu genießen. Dadurch tanken wir neue Kraft und Energie und bringen einen besonderen Segen in unser Leben.
Der Autor hat am Rabbinerseminar zu Berlin studiert.
Inhalt
Die Tora stellt Mosches Schwiegervater Jitro als religiösen und weisen Menschen dar. Er rät Mosche, Richter zu ernennen, um das Volk besser zu führen. Die Kinder Israels lagern am Fuß des Berges Sinai und müssen sich drei Tage lang vorbereiten. Dann senkt sich Gottes Gegenwart über die Spitze des Berges, und Mosche steigt hinauf, um die Tora zu empfangen.
2. Buch Mose 18,1 – 20,23