Tora

Lexikon der Tiere

In den fünf Büchern Mose werden viele verschiedene Arten genannt – einige bleiben ein Rätsel

von Chajm Guski  03.05.2024 07:23 Uhr

Foto: Getty Images

In den fünf Büchern Mose werden viele verschiedene Arten genannt – einige bleiben ein Rätsel

von Chajm Guski  03.05.2024 07:23 Uhr

Tiere sind in der Tora viele zu finden. Da die Tora nicht nur Geschichten überliefert, sondern auch praktische Anweisungen, enthält sie auch Listen mit Tieren, die verzehrt werden dürfen oder nicht. Viele Einträge hat die Liste im 11. Kapitel des 3. Buches Mose (13–19), die wir hier nur noch »Kaschrutliste« nennen. Viele der Einträge können heute nicht mehr zugeordnet werden. Dieses kleine Lexikon versucht, die Tiere aus der Tora mit einer aktuellen Übersetzung zu nennen.

Arow
Eine der Plagen (2. Buch Mose 8,17), bei der die Häuser mit Arow gefüllt werden. Es kann mit »Schwarm« übersetzt werden. Laut Midrasch war es eine Rotte verschiedener Tiere.

Bergschaf
Wird als koscheres Tier genannt (5. Buch Mose 14,5).

Biene
Ihr Honig wird oft genannt. In der Tora ist die Biene nur im 5. Buch Mose (1,44) belegt: »… sie verfolgten euch wie die Bienen und zersprengten euch in Se’ir bis Horma.«

Eidechse
Sie wird in der Liste unkoscherer Tiere genannt.

Esel
Der Esel ist nicht koscher, doch es ist eine Mizwa, einen erstgeborenen Esel bei einem Kohen »auszulösen« (2. Buch Mose 13,13). Die Eselin von Bileam (3. Buch Mose 22, 28–30) spricht mit ihrem Reiter.

Eule
Sie wird ebenfalls nur in der Kaschrutliste genannt. Tinschemet oder Ka’at aus dieser Liste könnten Eulenarten sein. Ka’at wird auch mit »Pelikan« übersetzt, aber im Buch Jeschajahu (34,11) wohnt das Tier Ka’at in Ruinen – wie die Eule.

Fische
Als Sammelbezeichnung tauchen die Fische erstmals in der Schöpfungsgeschichte (1. Buch Mose 1,26) auf: »… dass sie herrschen über die Fische des Meeres.«

Fledermaus Atalef
Dieser Name ist nicht gesichert. Sie begegnet uns in Listen unkoscherer Tiere (4. Buch Mose 11,19; 5. Buch Mose 14,18).

Frosch
Der Frosch ist eine der Plagen über Ägypten: »Im Nil wird es von Fröschen wimmeln, und sie werden hinaufkriechen und in dein Haus eindringen, in dein Schlafgemach und auf dein Bett und in das Haus deiner Diener und unter dein Volk und in deine Backöfen und Backtröge« (2. Buch Mose 7,28).

Gazelle
In einer Liste der erlaubten Tiere (5. Buch Mose 14,5) wird »Tzewi« genannt. Das könnte eine Gazelle sein, wird manchmal aber auch mit Rehbock übersetzt. Im gleichen Satz findet man »Dischon«. Auch dieses wurde mit Gazelle oder Antilope übertragen. Rabbiner Samson Raphael Hirsch hat die Namen nicht übersetzt.

Gecko
Im Text der Kaschrutliste »Anaka«. Frühere Übersetzer haben es mit Igel übertragen.

Geier
So übertragen einige Übersetzer den »Osnija« aus der Kaschrutliste.

Grille
»All deine Bäume und die Frucht deines Erdbodens wird die Baumgrille kahl machen« (5. Buch Mose 28,42). Rabbiner Hirsch übersetzte Baumgrille (Tzela’al) jedoch mit »Heuschreckenschwarm«.
Habicht
Das Wort »Ajah« wird in der Kaschrutliste genannt und vereinzelt mit Habicht übersetzt, es könnte jedoch auch für einen Falken stehen.

Hase
Wird als nichtkoscheres Tier genannt
(3. Buch Mose 11,6).

Heuschrecken
Die Tora nennt mehrere Arten, die der Plagen etwa (2. Buch Mose 10,12), Arbe, und einige andere, wie Solom, Hargol und Hargab.

Hornissen
Sie sollen vor den Kindern Israels die Völker vertreiben (2. Buch Mose 23,28).

Hornviper
Der Stamm Issachar gleicht ihr
(1. Buch Mose 49,17).

Hund
In der Tora ist er Verwerter verendeter Tiere (2. Buch Mose 22,30): »Fleisch eines auf dem Feld zerrissenen Tieres esst nicht, dem Hund sollt ihr es vorwerfen.«

Jachmur
Einige übertragen es mit Hirsch, andere mit Antilope. Es scheint sich um ein rötliches Tier zu handeln (5. Buch Mose 14,5).

Kamel
Awram erhielt vom Pharao neben Schafen und Rindern auch Kamele (1. Buch Mose 12,16). Riwka ritt Jizchak auf einem Kamel entgegen (24,64).

Kobra
Die Kobra wird einmal in der Tora genannt (5. Buch Mose 32,33): »Ihr Becher der Bestrafung ist wie das Gift von Krokodilen, das mit Wein vermischt ist, ihr grausamer Feind ist wie das Gift der Kobra. Rabbiner Hirsch übertrug das hebräische Wort (Peten) mit Otter und »Tannin« (siehe Krokodil) mit Drache.

Krokodil
Aharon warf seinen Stab hin vor den Pharao und vor seinen Großen, da ward er zu einem Krokodil (Tannin) (2. Buch Mose 7,9). Tannin wird oft mit Schlange übersetzt. Diese wäre jedoch »Nachasch«.

Läuse
Sie sind im übertragenen und im tatsächlichen Wortsinn eine Plage: »Kinnim« (2. Buch Mose 8, 13–15). Das Wort wird auch mit »Stechmücke« übersetzt.

Löwe
Der Stamm Jehuda (1. Buch Mose 49,9) wird mit einem Löwen verglichen: »Ein junger Löwe bist du, Jehuda. Wenn du von der Beute, mein Sohn, empor dich reckst. Er kauert nieder wie der Löwe. Und lagert sich der Löwin gleich; wer wagte da, ihn aufzuschrecken!«

Maus
Die Maus finden wir in der Kaschrutliste.

Möwe
Sie ist als nichtkoscher genannt
(3. Buch Mose 11,16).

Pferd
Pferde sind die Tiere der Ägypter (1. Buch Mose 47,17), die auch von Josef versorgt wurden und später deren Streitwagen zogen: »Also kamen die Pferde Pharaos mit seinen Wagen und Reitern in das Meer …« (2. Buch Mose 15,19).

Rabe
Der Rabe ist der erste Vogel, der in der Tora namentlich genannt wird (1. Buch Mose 8,7). Er wurde von Noach vor der Taube ausgesandt.

Ratte
Die Ratte ist nur in der Kaschrutliste zu finden.

Raubvogel
»Da kamen Raubvögel auf die toten Körper herab. Doch Awram verscheuchte sie« (1. Buch Mose 15,4). Dabei ist auch dieses Wort (»Ajit«) nicht sicher. Raschi beschreibt den Vogel in seinem Kommentar als Geier.

Reem
Könnte ein großer Ochse gewesen sein (etwa 4. Buch Mose 23,22).

Reh
»Ayala« wird manchmal auch mit Hirschkuh übertragen. Der Stamm Naftali wird mit einem Reh verglichen: »Naftali, ein rehgleicher Bote, erzeugt schön gegliederte Reden« (1. Buch Mose 49,21).

Reiher
Möglicherweise »Anafa« aus der Kaschrutliste.

Rind
Das Rind begegnet uns, gerade auch als Opfertier, mehrfach in der Tora. Schon Lot (1. Buch Mose 13,5) führte Rinder mit sich: »Auch Lot, der mit Awram mitzog, hatte Schafe, Rinder und Zelte.« Der Talmud nennt Ochsen und Bullen »Schor«.

Schaf
Das Schaf war den Ägyptern heilig und wird in der Tora als Opfertier genannt. Mosche nimmt Bezug darauf, wenn er über die Opferung von Schafen spricht: »Wenn wir die Götzen Ägyptens vor ihren Augen opferten – würden sie uns dann nicht steinigen?« (2. Buch Mose 8,22.)

Schafan
In der Kaschrutliste meint dieses Tier möglicherweise den Klippschliefer (Klippdachs).

Schlange
Sie brachte Gʼtt und den Menschen im Garten Eden auseinander (1. Buch Mose 3,1) und musste fortan Erde fressen (3,14). Am brennenden Dornbusch (2. Buch Mose 4, 2–4) verwandelt Gʼtt Mosches Stab in eine Schlange. In der Wüste werden die Kinder Israels von Schlangen gebissen, doch Mosche macht nach Gʼttes Angaben eine eherne Schlange (4. Buch Mose 21). Das Anschauen der Schlange heilt die Menschen.

Schwein
Natürlich wird es als nichtkoscher genannt (3. Buch Mose 11,7).

Skorpion
Die Skorpione erscheinen als Beschwernis auf dem Weg durch die Wüste (5. Buch Mose 8,15): »Der dich geleitet durch die große und furchtbare Wüste, in der Speikobras, Skorpione und Durst zu finden sind.«

Speikobra
Im Text heißt es wörtlich »Nechaschim Serafim« – brennende Schlangen (4. Buch Mose 21,5). Hier war wohl die Speikobra gemeint ist, die wir auch von der Stirn eines Pharaos kennen.

Storch
Er wird in der Kaschrutliste als unkoscher genannt.

Tachasch
Ein rätselhaftes Tier aus der Beschreibung des Stiftszeltes (2. Buch Mose 25,5). Laut Talmud (Schabbat 28b) ein Einhorn, heute werden auch Dugong und Delfine als mögliche Übersetzungen genannt.

Taube
Bekannt ist die Taube, die Noach entsendete (1. Buch Mose 8,8), aber sie ist auch Opfertier (3. Buch Mose 1,14). Die Turteltaube (1. Buch Mose 15,19) wird Tor genannt.

Tausendfüßler
Als Vielfüßler ist er Teil einer Liste unkoscherer Tiere (3. Buch Mose 22,42). Schon Raschi kommentierte: »Ein Insekt, das von seinem Kopf bis zu seinem Schwanz auf beiden Seiten seines Körpers Beine hat und auf Französisch Centipedes genannt wird.«

Te’o
Das Tier zu kennen, wäre praktisch, denn es taucht in der Liste erlaubter Tiere auf (5. Buch Mose 14,5) und wird zuweilen mit »Büffelochse« ins Deutsche übertragen. Es könnte sich auch um eine Antilopenart handeln.

Vogel
Eine Sammelbezeichnung für Vögel ist »Tzippor«. Sie erscheinen als Opfer Awrahams (1. Buch Mose 15,10) oder als Warnung davor, sie zu Götzenbildern zu machen (5. Buch Mose 4,17): »Die Form eines Tieres, das auf der Erde, oder die Form eines beschwingten Vogels, der unter dem Himmel fliegt.« Die Kohanim benutzten Vögel auch (3. Buch Mose 14,4) für ein Ritual nach einem Befall mit Tza’arat (Aussatz).

Wachtel
Von ihr ernährten sich die Kinder Israels in der Wüste (2. Buch Mose 16,13).

Wurm
Würmer verzehren das überzählig gesammelte Manna in der Wüste (2. Buch Mose 16,20): »Es wimmelte aber dann von Würmern und stank.« Hier wird das Wort »Tole’a« genutzt. Einige Zeilen weiter (16,24) jedoch »Rima«. Beide Begriffe meinen keine spezielle Wurmart, sondern umfassen nahezu jedes kriechende Insekt ohne Beine.

Ziege
Ziegen werden mehrfach genannt, und es gibt mehr als eine hebräische Bezeichnung für sie, etwa Atud für einen Ziegenbock (1. Buch Mose 31,10) oder Tajisch (30,35).

Hessen

Darmstadt: Jüdische Gemeinde stellt Strafanzeige gegen evangelische Gemeinde

Empörung wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024 Aktualisiert

Debatte

Darmstadt: Jetzt meldet sich der Pfarrer der Michaelsgemeinde zu Wort - und spricht Klartext

Evangelische Gemeinde erwägt Anzeige wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024

Hessen

Nach Judenhass-Eklat auf »Anti-Kolonialen Friedens-Weihnachtsmarkt«: Landeskirche untersagt Pfarrer Amtsausübung

Nach dem Eklat um israelfeindliche Symbole auf einem Weihnachtsmarkt einer evangelischen Kirchengemeinde in Darmstadt greift die Landeskirche nun auch zu dienstrechtlichen Maßnahmen

 19.12.2024

Wajeschew

Familiensinn

Die Tora lehrt, dass alle im jüdischen Volk füreinander einstehen sollen – so wie Geschwister

von Rabbiner Jaron Engelmayer  19.12.2024

Berlin

Protest gegen geplantes Aus für Drei-Religionen-Kita

Im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ist demnach ein Lernort geplant, in dem das Zusammenleben der verschiedenen Religionen von frühester Kindheit an gelebt werden soll

 16.12.2024

Feiertage

»Weihnukka« - Weihnachten und Chanukka beginnen am selben Tag

In diesem Jahr starten ein hohes christliches und ein bekanntes jüdisches Fest am selben Tag, am 25. Dezember. Ein Phänomen, das manche »Weihnukka« nennen

von Leticia Witte  16.12.2024

Wajischlach

Wahre Brüder, wahre Feinde?

Die Begegnung zwischen Jakow und Esaw war harmonisch und belastet zugleich

von Yonatan Amrani  13.12.2024

Talmudisches

Licht

Was unsere Weisen über Sonne, Mond und die Tora lehren

von Chajm Guski  13.12.2024

Hildesheimer Vortrag

Das Beste im Menschen sehen

Der Direktor der Yeshiva University, Rabbiner Ari Berman, zeigt einen Ausweg aus dem Frontendenken unserer Zeit

von Mascha Malburg  13.12.2024