Jom Kippur

Konzentriert beim Fasten

Jom Kippur: 25 Stunden ohne Essen Foto: Thinkstock

Jom Kippur gehört neben Tischa beAw zu den zwei langen Fasttagen unserer Tradition. An ihnen enthalten wir uns von Sonnenuntergang bis zum Sternenaufgang des Folgetages aller Speisen und Getränke. Natürlich gilt das Fasten für Schwangere und Kranke nur in beschränkter Form. Doch für diejenigen, die vollfasten, kann dieser Entzug schwierig und anstrengend sein – selbst, wenn man den Körper am Vortag ordentlich mit Energie ausgestattet hat.

Zuweilen wankt das Durchhaltevermögen, und die Versuchung wächst – dem Willen zuwider. Allerdings ist Jom Kippur der deutlich leichtere Fastentag von beiden. Zu Tischa beAw endet das Sagen der Kinot, der Klagegebete gewöhnlich bereits am frühen Nachmittag. Da der neunte Aw in den Hochsommer fällt, verbleiben noch viele Stunden bis zum Nachmittags- und Abendgebet. In dieser Zwischenzeit gibt es kein Gebet im Minjan. Auch sonst ist fast jede Ablenkung untersagt, und nur bestimmte Formen des Torastudiums sind gestattet.

konzentration Ohnehin fällt die Konzentration vielen Menschen nach dem Verstreichen so vieler Stunden ohne Nahrung bereits schwer. Hier entsteht am Nachmittag und frühen Abend also ein großer, zeitlicher Zwischenraum, der schwer zu füllen ist. Vielmehr lenken sich alle Gedanken nahezu von allein auf die Tatsache, dass man hungrig und durstig ist und nichts dagegen tun kann. Man wünscht sich, dass das vergangene Morgengebet den ganzen Tag über angedauert hätte. Denn die Beschäftigung mit dem Gebet im Minjan erleichtert das Fasten ungemein.

Im Gegensatz zu Tischa beAw trifft aber genau dies auf Jom Kippur nicht zu. An das lange Schacharit-Gebet schließt sich das zeitintensive Mussaf an, dann Mincha, Neila und Maariw. Man kommt fast nicht dazu, sich eine Pause zu nehmen.

Natürlich bleibt man sich der Tatsache bewusst, dass man fastet, und schwächelt dementsprechend. Und das ist auch gut so. Aber man rutscht, im Gebet verweilend, nicht in die Tiefen einer Fastendepression. Man bleibt konzentriert und kann den Tag mit Fasten und Würde zugleich überstehen, so wie es seiner Heiligkeit angemessen ist. Die Vorfreude auf die Prophetenlesung am Nachmittag mag dann noch im Besonderen stärken – auch gewährt sie dem Gebetsmüden eine größere Pause. Jom Kippur füllt sich also wie von selbst und reicht dabei noch die helfende Hand beim Fasten.

Mischpatim

Gleiches Recht für alle

Schon die Tora regelt, dass es vor dem Gesetz keinen Unterschied zwischen Mann und Frau gibt

von Rabbiner Joel Berger  21.02.2025

Talmudisches

Krankheitserreger

Was unsere Weisen über Keime im Wasser lehrten

von Rabbinerin Yael Deusel  21.02.2025

Mitgefühl

Wie soll ein Mensch das ertragen!

Die Bilder der abgemagerten, gequälten Geiseln gehen nah – manchen zu nah. Aber darf man einfach wegschauen?

von Rabbiner David Kraus  21.02.2025

Ramchal

Klugheit vor Alter

Wie sich Rabbiner Mosche Chaim Luzzatto bereits in jungen Jahren einen besonderen Ruf erarbeitete

von Vyacheslav Dobrovych  20.02.2025

Berlin

»Jeder Mensch hat einen Namen«

Jüdische Gemeinde Chabad: Solidaritätsgebet für die israelischen Geiseln

von Detlef David Kauschke  19.02.2025

Valentinstag

Eins plus eins gleich eins

Einmal im Jahr Rosen und Pralinen schenken? Die orthodoxe Tradition hat eine andere Vorstellung von der Liebe

von Rabbiner Dovid Gernetz  14.02.2025

Jitro

Das Licht weitertragen

Jeder Einzelne ist Teil des geheiligten Ganzen und hat die Verantwortung, die Tora zu stärken

von Elie Dues  14.02.2025

Talmud

Leben retten

Was unsere Weisen über eine wichtige Mizwa lehren

von Rabbiner Avraham Radbil  14.02.2025

Geiseln und Glaube

»Ich wählte den Weg des Glaubens«

»Agam Bergers Bekenntnis zum jüdischen Glauben wird gleichzeitig bewundert sowie erstaunt zur Kenntnis genommen«, schreibt die Autorin

von Chiara Lipp  13.02.2025