Verhütung bleibt auch im 21. Jahrhundert ein relevantes, aber viel diskutiertes Thema. Kein Wunder also, dass die Äußerungen von Rabbi Saul David Bochko von der Jeschiwa Kochav Yaakov nahe Jerusalem für Schlagzeilen sorgten. »Geburtenkontrolle und Halacha« lautet ganz harmlos die Überschrift seines Textes, in dem er der Diskussion darüber, ob die Benutzung von Kondomen nun mit den Religionsgesetzen vereinbar sei oder nicht, neuen Schwung verleiht.
»In meiner Position als Rabbiner habe ich erfahren, wie zentral und problematisch das Thema sein kann, und dass es Frauen gibt, die mit den erlaubten Formen der Verhütung nicht zurechtkommen, weshalb der Gebrauch von Kondomen für sie oftmals die einzige Option bleibt.« Aber aus halachischer Sicht halten Kondome die Samenzellen auf ihrem Weg zur weiblichen Eizelle auf, was sie aus dieser Perspektive verboten macht. Anders dagegen das Diaphragma, die Pille oder die Spirale – die sind nämlich erlaubt, weil sie keinerlei Barriere für die Spermien darstellen.
Pille Genau deshalb suchte Bochko nach einer Möglichkeit, wie das Verbot im Rahmen der Halacha irgendwie umschifft werden kann. Natürlich sollte weiterhin allen anderen Möglichkeiten Präferenz eingeräumt werden, schreibt er. Vor allem dann, wenn eine Schwangerschaft das Leben einer Frau gefährden könnte. Aber: »Eine Frau, die die Pille nicht nehmen möchte oder die ständige Einnahme von Hormonen für ein Gesundheitsrisiko hält, aber auch die Spirale nicht will oder verträgt, weil sie Blutungen verursachen kann, sollte wissen, dass es eine Lösung geben kann.«
Für ihn habe es absolute Präferenz, dass man »Paare davor schützt, dass ihr Haushalt durcheinandergeraten« könnte. Oder wie er es in einem Interview formulierte: »Ich glaube, dass wir ein Stück Autonomie in das Leben einer jeden Person bringen müssen.«
Bochko betont, dass er anders als die meisten religiösen Autoritäten bei dem Thema Empfängnisverhütung keinerlei Unterschied zwischen Mann und Frau mache. Zudem sei es Angelegenheit der Paare, darüber zu entscheiden, welche Form der Geburtenkontrolle am besten zu ihnen passt. Für ihn stehe das auch nicht im Widerspruch mit der Aufforderung: Seid fruchtbar und mehret euch! Vorrang haben immer die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen, erst an zweiter Stelle die Einhaltung der Gebote. Und nachdem alle halachisch korrekten Möglichkeiten ausgeschöpft sind, sollte auch zur Sprache kommen, welchen Betrag der Mann dabei leisten kann. Und das schließe nun einmal das Kondom mit ein.