Als die Kinder Israels das Man in der Wüste satthatten, beklagten sie sich bitterlich in Erinnerung an die Gurken, die Melonen, den Lauch und die Zwiebeln in Ägypten, und auch an den Knoblauch dachten sie wehmütig zurück (4. Buch Mose 11,5). Über den Geschmack und die Beschaffenheit des Man diskutieren unsere Weisen in Joma 75a; ein Ersatz für Knoblauch war es vermutlich aber wohl nicht.
Die weiße Knolle war offenbar schon sehr früh fester Bestandteil des Speiseplans. In Bava Kamma 82a lesen wir über die erstaunlichen Eigenschaften, die dem Knoblauch zugeschrieben werden: Er verstärkt das Sättigungsgefühl, wärmt von innen, hilft gegen Parasiten im Magen-Darm-Trakt und steigert obendrein die Fruchtbarkeit. Auch scheint er stimmungsaufhellend zu wirken. Manche Weisen meinten sogar, er wecke die Liebe und verbanne die Eifersucht.
Im Talmud wird er als ein gesundheitsförderndes Gemüse beschrieben, dessen Verzehr insbesondere am Erew Schabbat empfohlen wurde.
Dabei war schon in den Zeiten des Talmuds bekannt, dass nicht jeder Teil einer essbaren Gemüsepflanze auch wirklich bekömmlich ist. Neben Rav Hunas Lob auf den Knoblauch warnt die Baraita in Eruwin 56a daher beispielsweise davor, von einem Rettich anstelle der Wurzel die giftigen grünen Blätter zu verzehren.
Ebenso gefährlich konnte es jedoch sein, den eigentlich der Gesundheit zuträglichen Knoblauch schon zerkleinert ohne Abdeckung stehen zu lassen. Es könnte sich nämlich ergeben, dass eine Schlange davon angelockt würde und davon fresse. Wie leicht könnte bei dieser Gelegenheit etwas vom Gift der Schlange in den Knoblauchbrei gelangen, dann wäre hernach der Verzehr für den Menschen höchst bedenklich (Beitza 7b).
Dies gilt allerdings wohl nicht nur für Knoblauch, sondern für alle Lebensmittel, die man offen stehen lässt. Und es müssen auch nicht immer Giftschlangen sein, die Lebensmittel ungenießbar machen. Davon abgesehen ist es fraglich, ob Schlangen auch wirklich Knoblauch mögen.
Mehr als eine schmackhafte Zutat im Essen
Aber nicht nur als schmackhafte Zutat im Essen wurde der Knoblauch gerühmt. Es werden ihm neben der verdauungsfördernden Wirkung weitere medizinische Heilkräfte zugesprochen. So galt er beispielsweise als Heilmittel gegen Ohrenschmerzen. Dazu sollte man Öl in den Gehörgang des schmerzenden Ohres träufeln und dieses von außen erwärmen mittels eines brennenden Dochtes aus Pflanzenfasern und getrocknetem Knoblauch. Auch als Mittel gegen Zahnschmerzen fand Knoblauch Verwendung, nämlich zerrieben und mit Öl und Salz vermengt.
Es verwundert einen allerdings die weitere Beschreibung zur Anwendung dieses Zahnschmerzmittels in Avoda Sara 28b. Dort heißt es, dass man sich den gesalzenen Knoblauch-Öl-Brei auf den Daumennagel legen solle, und zwar auf der Seite, auf der man die Zahnschmerzen habe. Man sollte dabei jedoch achtgeben, nichts davon auf die Haut zu bringen, da der Brei offenbar hautschädlich war.
Dass der Verzehr von Knoblauch aber nicht nur gesund sein mag, sondern in der Folge auch eine gewisse Geruchsbelästigung mit sich bringt, verneint auch der Talmud nicht.
So fühlte sich Rabbi bei einem Lehrvortrag derart davon gestört, dass er sagte, wer hier Knoblauch gegessen habe, solle hinausgehen. Daraufhin ging Rav Chija hinaus, und alle anderen Zuhörer auch. Rav Chija ging, um den nicht zu beschämen, der tatsächlich Knoblauch gegessen hatte, und die anderen folgten ihm, aus Respekt Rav Chija gegenüber.
Rav ben Asai verglich einst sämtliche Weisen Israels abfällig mit den Schalen von Knoblauch, »mit Ausnahme des Kereach« (Bechorot 58a), womit er nach Raschi wohl Rabbi Akiva mit seinem scharfen Verstand meinte. Manche Ausleger verstanden die Aussage von Rav ben Asai jedoch weniger abwertend; sie sahen die Schalen durchaus nicht als wertlos an, sondern betrachteten sie als unverzichtbaren Schutz für die hochgeschätzte Knoblauchzehe.