Meinung

Kippa auch für Frauen?

Passt auf jeden Schleier: die Kippa Foto: Gregor Zielke

So viele Frauen mit Kippa (und natürlich auch Männer), ganz vorne sehe ich sogar eine bunte Kippa auf einem Hijab, dem muslimischen Schleier: Ich spreche von der jüngsten Kundgebung »Berlin trägt Kippa«. Doch können wir aus diesem Bild ableiten, dass nichtjüdische Mitbürgerinnen aus politischer Solidarität Kippa tragen dürfen, während es Jüdinnen beim Gebet untersagt ist?

Beeindruckend, wie selbstverständlich es nun auch von jüdischer Seite heißt: Ja, natürlich dürfen auch Frauen Kippa tragen – als ob in den letzten Jahrzehnten nicht mehrfach jüdische Frauen mit Kippa aus Berliner Synagogen verwiesen wurden: »Bei uns gehört sich das nicht! Wenn Sie Kippa tragen wollen, dann gehen Sie doch in die …. -Synagoge.«

Talmud Warum überhaupt eine Kopfbedeckung? Im Talmud (Nedarim 30b) heißt es: »Frauen tragen immer Kopfbedeckung, Männer manchmal, Kinder nie.« Und ein Witz fragt: »Wo steht in der Tora, dass man nicht ohne Kopfbedeckung aus dem Haus gehen soll?« – »In Bereschit 28,10: Und Jakow brach auf von Beer Sheva nach Charan.« »Und was ist mit dem Kopf?« »Ist doch klar, kannst du dir vorstellen, dass unser Vater Jakow, fromm, wie er war, so eine Strecke ohne Kippa gehen würde?«

Es gibt in der Bibel tatsächlich kein Gebot, den Kopf zu bedecken – und in der frühen rabbinischen Literatur war die Kopfbedeckung bei Männern den Frommen vorbehalten. Erst später wurde es üblich, dass man beim Gebet oder anderen religiösen Handlungen den Kopf bedeckt. Anders als in der Orthodoxie ist in liberalen und Masorti-Synagogen das Tragen der Kippa auch Frauen erlaubt, obwohl nicht alle es tun.

Ich finde sie von allen möglichen Kopfbedeckungen am praktischsten: einfach in der Hosentasche zu verstauen, frisurfreundlich und geeignet, in Farben und Symbolen politische und religiöse Positionen auszudrücken (Nationalflaggen, Regenbogen, ...).

Symbol Und das Symbol schlechthin, um nach außen sichtbar zu machen: Ich bin Jude! Wenn Frauen sich offen als Jüdinnen zeigen wollen, greifen viele wie selbstverständlich zur Kippa. Sie ist Zeichen von Identität, Solidarität, Religiosität, Emanzipierung, politischer Haltung – beeindruckend, was ein kleines Stück Stoff alles kann!

Hessen

Darmstadt: Jüdische Gemeinde stellt Strafanzeige gegen evangelische Gemeinde

Empörung wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024 Aktualisiert

Debatte

Darmstadt: Jetzt meldet sich der Pfarrer der Michaelsgemeinde zu Wort - und spricht Klartext

Evangelische Gemeinde erwägt Anzeige wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024

Hessen

Nach Judenhass-Eklat auf »Anti-Kolonialen Friedens-Weihnachtsmarkt«: Landeskirche untersagt Pfarrer Amtsausübung

Nach dem Eklat um israelfeindliche Symbole auf einem Weihnachtsmarkt einer evangelischen Kirchengemeinde in Darmstadt greift die Landeskirche nun auch zu dienstrechtlichen Maßnahmen

 19.12.2024

Wajeschew

Familiensinn

Die Tora lehrt, dass alle im jüdischen Volk füreinander einstehen sollen – so wie Geschwister

von Rabbiner Jaron Engelmayer  19.12.2024

Berlin

Protest gegen geplantes Aus für Drei-Religionen-Kita

Im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ist demnach ein Lernort geplant, in dem das Zusammenleben der verschiedenen Religionen von frühester Kindheit an gelebt werden soll

 16.12.2024

Feiertage

»Weihnukka« - Weihnachten und Chanukka beginnen am selben Tag

In diesem Jahr starten ein hohes christliches und ein bekanntes jüdisches Fest am selben Tag, am 25. Dezember. Ein Phänomen, das manche »Weihnukka« nennen

von Leticia Witte  16.12.2024

Wajischlach

Wahre Brüder, wahre Feinde?

Die Begegnung zwischen Jakow und Esaw war harmonisch und belastet zugleich

von Yonatan Amrani  13.12.2024

Talmudisches

Licht

Was unsere Weisen über Sonne, Mond und die Tora lehren

von Chajm Guski  13.12.2024

Hildesheimer Vortrag

Das Beste im Menschen sehen

Der Direktor der Yeshiva University, Rabbiner Ari Berman, zeigt einen Ausweg aus dem Frontendenken unserer Zeit

von Mascha Malburg  13.12.2024