Premierminister Yair Lapid hat ein Machtwort gesprochen und Mechizot – Gitter, die für die Geschlechtertrennung eingesetzt werden – an der egalitären Gebetsplattform der Kotel in Jerusalem verboten.
GOTTESDIENSTE Seit Jahren ist das kleine Areal am Robinson-Bogen, genannt Esrat Israel, heiß umkämpft. Eigentlich vorgesehen für egalitäre jüdische Gottesdienste, werden die Beter hier regelmäßig gestört und attackiert.
Immer wieder rücken vor allem junge charedische Männer in Massen an, nicht selten von ihren Rabbinern aufgehetzt, und beschimpfen und bedrohen die Anwesenden bei nicht-orthodoxen Gebeten oder Bar- und Bat-Mitzwa-Feiern.
Sie nehmen offenbar besonders daran Anstoß, dass die Gottesdienste und Feiern nicht unter der Trennung von Frauen und Männern durchgeführt werden. So schleppen sie oft jene Mechizot heran und setzen ihre Auffassung von Religion gewaltsam in dem Areal um.
»Wenn nötig, muss die Polizei beteiligt werden, damit das Gesetz durchgesetzt werden kann«.
Büro des premierministers
Doch für jene egalitären Gottesdienste, die nicht nach Geschlechtern getrennt oder ausschließlich von Männern geleitet werden, wurde das Areal ursprünglich geschaffen. 2016 bereits ist der egalitäre Platz von der damaligen Regierung genehmigt worden. Doch keine Regierung setzte die seit sechs Jahren temporäre Beterplattform formell um. Auch nicht die Regierung unter Naftali Bennett von der Rechtspartei Jamina, an der Lapid beteiligt war.
Die Leiterin der Abteilung Budgets und Projekte im Büro des Premierministers, Drorit Steinmetz, wies aber nun den Direktor der Agentur für die Entwicklung des jüdischen Viertels, Herzl Ben Ari, in einem Brief an, dafür zu sorgen, dass jeder, der versucht, eine Geschlechtertrennwand zur Stätte zu bringen, gestoppt werden muss.
GEWALT »Laut dem Justizministerium sind Platzanweiser an der Klagemauer nicht befugt, Gewalt anzuwenden, um zu verhindern, dass Trennwände auf den Platz gebracht werden«, heißt es in dem Schreiben, »aber wenn es nötig ist, muss die Polizei beteiligt werden, damit das Gesetz durchgesetzt werden kann«.
Die Vereinigung für Reformjudentum in Israel begrüßte die Entscheidung, betonte aber, dass man umfassendere Maßnahmen erwarte, damit Ordnung und Sicherheit auf dem Gebetsplatz gewährleistet sind.
»Wir sehen diese Entscheidung als einen wichtigen Schritt, um sicherzustellen, dass die Klagemauer ein geschütztes und gemeinsames Zuhause für alle Juden bleibt«, schrieb die Masorti-Bewegung. »Egal, wer sie sind.«