Nach über 500 Jahren kehrt die kostbare sogenannte Kennicott-Bibel vorübergehend in ihre Heimat Spanien zurück. Die weltberühmte Bodleian Library in Oxford verleiht das prächtig illustrierte Werk für eine Ausstellung der galizischen Regionalregierung in Santiago de Compostela, wie die Zeitung »Guardian« (Montag) berichtet.
Der Schreiber Moses Ibn Zabarah hatte die Sammlung Heiliger Schriften des Judentums 1476 im Auftrag einer reichen jüdischen Familie aus Galizien geschaffen. Durch die Vertreibung der Juden aus Spanien ab 1492 gelangte das Werk nach Portugal, Nordafrika, Gibraltar, Schottland und schließlich nach England.
ausstellung Benannt ist es nach dem Gelehrten und Bibliothekar Benjamin Kennicott (1718–1783), auf dessen Rat hin die Universität Oxford das Werk für die Bodleian Library erwarb.
Auf den Seiten des kostbaren Buches sind Drachen, Affen, Pfauen, komplizierte geometrische Muster und der Prophet Jona zu sehen.
Heute, nach 527 Jahren, bildet die Bibel das Herzstück der ersten von drei großen Ausstellungen, die die Beiträge Galiziens zur Weltkultur und -geschichte reflektieren sollen. Die Schau beginnt an diesem Freitag und dauert bis April.
Auf den Seiten des kostbaren Buches sind Drachen, Affen, Pfauen, komplizierte geometrische Muster und der Prophet Jona zu sehen, der mit dem Kopf voran in den Mund des Wals gerät. Trotz erkennbarer islamischer und christlicher Einflüsse ist die Schriftenausgabe laut Experten ein Höhepunkt jahrhundertelanger jüdisch-spanischer Tradition.
»Sie ist eine der größten Bibeln der Welt und hat einen doppelten Wert: einen technischen aufgrund ihrer spektakulären Kunstfertigkeit, aber auch einen symbolischen«, sagte der galizische Kultur- und Tourismusminister Roman Rodriguez. Das Werk zeige, wie Juden, Muslime und Katholiken in Spanien zusammenlebten. »Es zeigt auch, dass es in Galizien eine starke kulturelle und wirtschaftliche jüdische Präsenz gab, die aber vertrieben wurde – so wie die Juden im Rest von Spanien.«
Die Bibel zeigt einmal mehr, dass es in Galizien eine starke kulturelle und wirtschaftliche jüdische Präsenz gab, die aber vertrieben wurde.
kurator Bodleian-Kurator Cesar Merchan-Hamann nannte die »Kennicott-Bibel« das »Juwel in der Krone« der von ihm betreuten Sammlung an Hebraica und Judaica. »Sie ist wunderschön und einzigartig«, sagte er. »Von der ganzen Tradition der Manuskripterstellung in den spanischen Ländern, christlich und muslimisch, hat sich im Mittelalter nicht viel erhalten.«
Dagegen habe die »Kennicott-Bibel« auf wundersame Weise Jahrhunderte der Reise und des Exils überlebt und sei zu einer Metapher für Spaniens zerstreute Juden geworden. Damit bleibe sie aber eine einsame Ausnahme, sagte Merchan-Hamann. kna