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Die wichtigsten Fragen im Überblick

Warum gab es bislang keine jüdische Militärseelsorge? Welche Aufgaben übernehmen die Rabbiner?

von Alexander Riedel  04.07.2024 17:54 Uhr Aktualisiert

Foto: imago/Jürgen Heinrich

Warum gab es bislang keine jüdische Militärseelsorge? Welche Aufgaben übernehmen die Rabbiner?

von Alexander Riedel  04.07.2024 17:54 Uhr Aktualisiert

Warum gab es bislang keine jüdische Militärseelsorge in der Bundeswehr?

Im Ersten Weltkrieg kämpften rund 100.000 jüdische Soldaten für Deutschland. Sie wurden von Feldrabbinern begleitet. Mit dem aufkommenden Nationalsozialismus brach diese Tradition ab. Die Wehrmacht beteiligte sich zudem maßgeblich an den Verbrechen der Schoa. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gründung der Bundeswehr in den 1950er-Jahren wollten die meisten Juden keinen Dienst in einer deutschen Armee leisten. Auch von der damaligen Wehrpflicht waren Juden ausgenommen. An Militärrabbiner war damit ebenfalls nicht zu denken. Heute gilt es als normal und selbstverständlich, dass in der Bundeswehr auch jüdische Soldaten sind.

Wie viele jüdische Soldaten gibt es in Deutschland?

Schätzungen gingen zuletzt von rund 300 Juden unter den rund 180.000 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr aus. Die Zahl der Christen wird auf rund 90.000 geschätzt, die der Muslime auf 3000. Genauere Zahlen gibt es nicht, da die Religionszugehörigkeit der Soldaten nur auf freiwilliger Basis erfasst wird.

In welcher Form kommt nun die jüdische Militärseelsorge?

Im Dezember 2019 schlossen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und der Zentralrat der Juden in Deutschland einen Staatsvertrag über die jüdische Militärseelsorge. Deren Struktur entspricht den Angeboten der katholischen und der evangelischen Kirche. Am Montag wurde der erste Militärbundesrabbiner, der orthodoxe Leipziger Rabbiner Zsolt Balla, ins Amt eingeführt. Seine Position entspricht den Militärbischöfen. Parallel wurden die beiden ersten Stellen für Militärrabbiner bereits ausgeschrieben. Vorgesehen ist die Einrichtung eines Militärrabbinats in Berlin, nach aktuellem Stand im September. Der dort angesiedelte Militärbundesrabbiner soll die bis zu zehn Militärrabbiner leiten.

Welche Aufgaben übernehmen die Militärrabbiner?

Neben der Seelsorge im In- und Ausland sowie der Begleitung von Soldaten und deren Angehörigen bei Auslandseinsätzen gehören auch andere Aufgaben zum Amt des Militärrabbiners: Sie sollen die Halacha, das jüdische Recht, lehren, über religiöse Fragen entscheiden und sicherstellen, dass die Mizwot eingehalten werden. Auch am sogenannten lebenskundlichen Unterricht zur berufsethischen Bildung der Soldaten werden die Rabbiner - wie ihre christlichen Pendants - mitwirken.

In welchem Verhältnis steht die jüdische Militärseelsorge zum Staat?

Wie die christliche wird auch die jüdische Militärseelsorge durch den Staat organisiert und finanziert. Der Militärbundesrabbiner wird aber wie auch die Militärbischöfe von der jeweiligen Religionsgemeinschaft, in diesem Fall vom Zentralrat der Juden, bestimmt - im Einvernehmen mit der Bundesregierung. Die jeweiligen Leiter der Seelsorge stehen dabei in keinem Dienstverhältnis zum Staat. Kosten werden aber erstattet und eine Aufwandsentschädigung gezahlt. Die Pfarrer, Priester und Rabbiner werden ebenfalls von ihrer Religionsgemeinschaft ausgewählt. Sie sind vom Staat als Beamte auf Zeit eingestellt. Bei ihrer geistlichen Tätigkeit sind sie von staatlichen Weisungen unabhängig.

Was ist mit einer Seelsorge für Mitglieder anderer Religionsgemeinschaften in der Bundeswehr?

Die Verteidigungsministerin hat bereits mehrfach davon gesprochen, dass auch eine Seelsorge für orthodoxe Christen und Muslime etabliert werden soll. Vor allem mit Blick auf die Muslime ist bislang allerdings noch offen, in welcher Form die Seelsorge organisiert werden kann. Ein Staatsvertrag wie mit Christen oder Juden scheint nicht infrage zu kommen, da dafür aus Sicht Kramp-Karrenbauers ein zentraler Ansprechpartner fehlt. Denkbar wäre es, muslimische Geistliche über sogenannte Gestellungsverträge an die Bundeswehr zu binden.

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