Porträt

»Judenhass ist Unglaube«

Der erste Antisemitismusbeauftragte der evangelischen Kirche, Christian Staffa, sieht für sein Amt eine spezielle Verantwortung für die Bekämpfung von Judenhass unter Christen. Zu Recht werde auf das Versagen der Kirchen bei dem Thema hingewiesen, sagte Staffa in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Statt Judenhass zu bekämpfen, hätten die Kirchen ihn »oft genug bis hin zum Mörderischen gestärkt«. Die kirchliche Tradition habe sich zu unrecht antijüdisch positioniert, sagte Staffa unter anderem mit dem Verweis auf den Juden Jesus Christus.

AUFGABEN Nach biblisch theologischer Botschaft müssten alle Christen »Antisemitismusbeauftragte« sein, sagte Staffa und ergänzte: »Denn Antisemitismus ist Unglaube«. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatte Staffa am Freitag zum ersten Antisemitismusbeauftragten berufen.

Der Studienleiter an der Evangelischen Akademie zu Berlin soll das Amt zunächst bis 2021 ausüben. Das Amt soll für die Solidarität der Kirche mit der jüdischen Gemeinschaft stehen und zugleich Verantwortung für die eigene Geschichte deutlich machen, hieß es zur Begründung.

Der neue Beauftragte plädierte dafür, deutlich zu machen, wie sehr christliche und jüdische Traditionen zusammenhingen.

Was den Antisemitismus für Christen so attraktiv gemacht hat, sei weitestgehend unverstanden, sagte Staffa. Der Theologe sprach von einem möglichen Mechanismus: »Die eigenen Glaubensdefizite einerseits und Abgründe andererseits werden auf ›den Juden‹ projiziert und an ihm bekämpft.«

GESPRÄCHE Der eigene Unglaube finde so ein Ventil. »Der Nährboden ist das christliche Selbstbild, das mit den eigenen Defiziten und Schuldgefühlen nicht umzugehen weiß. Darüber muss viel mehr gesprochen werden«, sagte Staffa.

Der neue Beauftragte plädierte dafür, deutlich zu machen, wie sehr christliche und jüdische Traditionen zusammenhingen. »In der Berliner Landeskirche haben wir eine Broschüre produziert, in der wir anhand der gottesdienstlichen Liturgie jüdische Elemente aufzeigen und Möglichkeiten der Bewusstmachung dieser Verwobenheit mit der jüdischen Tradition und Gegenwart im gottesdienstlichen Handeln anbieten«, sagte er.

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