Berlin

»Jeder Mensch hat einen Namen«

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner: »Setzen wir alles daran, dass so etwas nie wieder passieren kann.« Foto: DDK

David Cunio, Edan Alexander und Alon Ohel – das sind nur drei von mehr als 70 Namen, die am Mittwochvormittag im Pears Jüdischen Campus in Berlin verlesen wurden, während im Hintergrund ihre Bilder zu sehen waren. Es sind die Namen der israelischen Geiseln, die sich auch nach über 500 Tagen noch in den Händen der Terrorgruppe Hamas im Gazastreifen befinden.

Die Jüdische Gemeinde Chabad Berlin hatte eingeladen, um »ein starkes Zeichen der Hoffnung und Solidarität zu setzen«. Rabbiner Yehuda Teichtal sagte, dass es nicht nur darum gehe, an die Geiseln zu erinnern, sondern auch darum, etwas für sie zu tun.

Jeder solle wissen, dass die Geiseln einen Namen haben. »Und es ist unsere persönliche Verantwortung, dass wir alles tun werden, damit sie nach Hause kommen.« Es gelte, über sie zu reden und ihr Schicksal zu thematisieren. »Und wir müssen gute Taten vollbringen, weil Licht immer stärker als Dunkelheit ist.«

»Das Leben feiern«

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner sprach von den Schrecken, die vor mehr als 500 Tagen geschehen seien. Am 7. Oktober 2023 habe die Unmenschlichkeit ein Gesicht bekommen. »Und der 7. Oktober 2023 hat unsere Welt verändert. Er hat das Leben in Israel verändert. Er hat das Leben vieler Jüdinnen und Juden verändert. Aber er hat auch das Leben in unserer Stadt verändert.«

Lesen Sie auch

Wegner forderte dazu auf, gemeinsam für ein vielfältiges Berlin mit einer starken jüdischen Gemeinschaft einzutreten – mit einem optimistischen Blick nach vorn, ohne dabei die Geiseln zu vergessen. »Lassen Sie uns gemeinsam das Leben feiern, wie es die vielen Menschen am 7. Oktober 2023 beim Festival geplant hatten. Und setzen wir alles daran, dass so etwas nie wieder passieren kann – weder in Israel, noch an anderen Orten auf dieser Welt und auch nicht in Berlin.«

Am Solidaritätsgebet nahmen zahlreiche Vertreter aus Politik und Gesellschaft teil, darunter auch die Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, Juliane Seifert, und der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer. Zudem waren Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin dabei. Einige von ihnen sprachen gemeinsam ein Psalmkapitel.

»Ihre Namen bewahren«

Israels Botschafter Ron Prosor dankte für die Solidarität und erwähnte schwierige Entscheidungen im Rahmen der Abkommen, die zur Freilassung der Geiseln notwendig seien. Das sei der Preis, den Israel zu zahlen bereit sei, um seine Werte aufrechtzuerhalten. »Ich bin sehr stolz, als Botschafter eine Gesellschaft zu vertreten, die fast alles tun wird, um unsere Väter und Mütter, Brüder und Schwestern, Söhne und Töchter wieder nach Hause zu bringen.«

Jeder Mensch habe einen Namen, so Prosor weiter. »Es liegt an uns, sie nicht zu vergessen, ihre Namen zu bewahren und ihre Stimme weiterzutragen.« Er zeigte sich erfreut darüber, dass die Erinnerung an die Geiseln nicht nachlasse. »Auch nach 500 Tagen stehen wir hier gemeinsam zusammen – als Juden, als Demokraten und als Menschen. Lassen Sie uns hoffen, dass wir all diejenigen, deren Namen wir heute hier verlesen haben, sehr bald wieder in unsere Arme schließen können.«

Halacha

Kann ein Jude die Beerdigung des Papstes besuchen?

Papst Franziskus wird diesen Samstag, an Schabbat, beerdigt. Observante Juden könnte das vor komplizierte Fragen stellen

von Vyacheslav Dobrovych  25.04.2025

Schemini

Offene Türen

Die Tora lehrt, auch Fremde freundlich zu empfangen

von Rabbiner Bryan Weisz  25.04.2025

Nachruf

Förderer des katholisch-jüdischen Dialogs, aber auch harter Kritiker Israels

Papst Franziskus ist am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben. Sein langjähriger Gesprächspartner, Rabbiner Jehoschua Ahrens, nimmt Abschied

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  24.04.2025 Aktualisiert

Chol Hamoed

Nur Mosche kannte die Freiheit

Warum das Volk Israel beim Auszug aus Ägypten ängstlich war

von Rabbinerin Yael Deusel  17.04.2025

Geschichte

Waren wir wirklich in Ägypten?

Lange stritten Historiker darüber, ob die Erzählung vom Exodus wahr sein könnte. Dann kamen die Archäologen

von Rabbiner Igor Mendel Itkin  17.04.2025

Berlin

Berlin: Gericht bestätigt fristlose Kündigung von Rabbiner

Das Berliner Arbeitsgericht hat die fristlose Kündigung eines Rabbiners wegen sexueller Belästigung eines weiblichen Gemeindemitglieds bestätigt

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Feiertage

Pessach ist das jüdische Fest der Freiheit - und der Frauen

Die Rolle und Verdienste von Frauen würdigen - dafür ist Pessach eine gute Gelegenheit, sagen Rabbinerinnen. Warum sie das meinen und welchen Ausdruck diese Perspektive findet

von Leticia Witte  11.04.2025

Exodus

Alle, die mit uns kamen …

Mit den Israeliten zogen noch andere »Fremde« aus Ägypten. Was wissen wir über sie?

von Sophie Bigot Goldblum  11.04.2025