Definition

Im Namen des Volkes

Prominentes interreligiöses Paar: die christliche Braut Chelsea Clinton und der jüdische Bräutigam Marc Mezvinsky Foto: dpa

Viele Menschen inner- und außerhalb unserer Gemeinden beschäftigen sich gegenwärtig mit der Frage, wer eigentlich Jude ist – und wer nicht. Viele Kinder jüdischer Väter und nichtjüdischer Mütter suchen Hilfe und möchten als Juden definiert werden. Es handelt sich vielfach um russischsprachige Zuwanderer, die entsprechend der behördlichen Regelung in der alten Heimat in ihren Papieren dem Vater entsprechend den Eintrag »Jude« haben.

Viele bezeichnen sich dementsprechend auch als »Halbjuden«. Doch ist diese Bezeichnung irreführend und halachisch gesehen auch falsch. Jude ist, wer als Kind einer jüdischen Mutter geboren wurde oder einen unseren religiösen Gesetze emprechenden Giur (Übertritt) vollzogen hat.

Familie Es ist eindeutig: Nur eine jüdische Mutter hat jüdische Kinder. Seit dem Auszug aus Ägypten und der Übergabe der Tora heiligte die Tora das Leben der Familie. Die Krönung der vollen Existenz des jüdischen Lebens war die Aufrechterhaltung eines moralischen jüdischen Lebens und die Erziehung der Kinder nach der jüdischen Tradition und der Tora. Die jüdische Religion ist nicht getrennt von der jüdischen Nationalität. Deshalb wurden die Israeliten nach Familien und Stämmen dargestellt, als zum Beispiel Moses das Volk aufzählen muss (4. Buch Mose 1).

Als die Tora die familiäre Verbindung von Juden und Nichtjuden, die interreligiöse Ehe, verboten hat, heißt es: »Und sollst dich mit ihnen nicht befreunden: Eure Töchter sollt ihr nicht geben ihren Söhnen, und ihre Töchter sollt ihr nicht nehmen euren Söhnen« (5. Buch Moses, 7, 3).

Erziehung Es besteht eine konkrete Gefahr für die jüdische Erziehung der Kinder in einer Familie, in der die Eltern unterschiedliche Glaubensrichtungen haben. In einigen Familien ist der Vater dominanter und in anderen die Mutter. Die Erfahrung zeigt, dass nicht immer im Nachhinein das wirkt, was Menschen denken: Wir sehen Fälle, in denen der nichtjüdische Partner die Kinder jüdisch erzieht und unterstützt, so wie sein Partner wünscht. In den meisten Fällen läuft es allerdings ganz anders.

Jüdische Erziehung und ein traditionelles Leben sind die Grundlage für die Existenz des Volkes Israel.

Um Missverständnisse zu vermeiden, sollte an dieser Stelle hervorgehoben werden, dass die Tora die interreligiöse Ehe nicht verbietet, weil sie Nichtjuden für unsympathisch oder weniger klug hält, oder meint, dass sie gegenüber ihren Partnern oder gegenüber ihren Kindern sich nicht voller Liebe verhalten würden.

Nein, die Tora hebt stattdessen hervor, dass Juden jüdische Familien gründen sollen, um die Kinder richtig zu erziehen, um die Kontinuität des Volkes Israel zu ermöglichen, um ein gesundes Familienleben zu haben.

Hochzeit Manchmal versuchen Menschen, das zu tarnen, indem sie eine Kippa auf den Kopf setzen und Priester und Rabbiner einladen, um eine Hochzeit abzuhalten. Ein prominentes Beispiel haben wir am 31. Juli in den USA erlebt, als Chelsea Clinton, die Tochter der amerikanischen Außenministerin und des ehemaligen US-Präsidenten, unter der Chuppa stand. Sie ist Christin, ihr Bräutigam, Marc Mezvinsky, ist Jude. Er trug zur Eheschließung Kippa und Tallit. Ein Rabbiner, James Ponet, und ein Pfarrer, William Shillady, amtierten bei der Zeremonie. Auch eine Ketuba, einen jüdischen Ehevertrag, gab es. Aber das alles kann nicht darüber hinwegtäuschen: Es wurde keine jüdische Ehe geschlossen.

Tora Wir müssen die Wahrheit klar aussprechen: Man kann die Unterschiede sehr einfach vertuschen. Die Tora hat für jeden von uns eine andere Lebensweise verinnerlicht, die nur auf diese Person passt. Die Anlehnung an diesen Weg wird uns dazu bringen, unsere wahre Rolle im Leben führen zu können.

Die Tora betrachtet das Eheleben nicht als einen bloßen technischen Umzug des Paares in eine gemeinsame Wohnung, eine gemeinsame Kontoführung und gemeinsame Mahlzeiten, sondern als eine spirituelle Verbindung zweier Seelen, die sich miteinander vereinen, um gemeinsam ein spirituelles und materielles Leben zu führen. Deshalb wird von uns verlangt, unsere Familie gerade mit unserer Schwesternseele zu gründen. Die Seele der Nichtjuden ist keineswegs wertloser als unsere. Trotzdem entsteht die absolut passende Verbindung nur in der Ehe zweier jüdischer Partner.

Chaje Sara

Handeln für Generationen

Was ein Grundstückskauf und eine Eheanbahnung mit der Bindung zum Heiligen Land zu tun haben

von Rabbiner Joel Berger  22.11.2024

Talmudisches

Elefant

Was unsere Weisen über die Dickhäuter lehrten

von Rabbiner Netanel Olhoeft  22.11.2024

Studium

»Was wir von den Rabbinern erwarten, ist enorm«

Seit 15 Jahren werden in Deutschland wieder orthodoxe Rabbiner ausgebildet. Ein Gespräch mit dem Gründungsdirektor des Rabbinerseminars zu Berlin, Josh Spinner, und Zentralratspräsident Josef Schuster

von Mascha Malburg  21.11.2024

Europäische Rabbinerkonferenz

Rabbiner beunruhigt über Papst-Worte zu Völkermord-Untersuchung

Sie sprechen von »heimlicher Propaganda«, um Verantwortung auf die Opfer zu verlagern: Die Europäische Rabbinerkonferenz kritisiert Völkermord-Vorwürfe gegen Israel scharf. Und blickt auch auf jüngste Papst-Äußerungen

von Leticia Witte  19.11.2024

Engagement

Im Kleinen die Welt verbessern

Mitzvah Day: Wie der Tag der guten Taten positiven Einfluss auf die Welt nehmen will

von Paula Konersmann  17.11.2024

Wajera

Offene Türen

Am Beispiel Awrahams lehrt uns die Tora, gastfreundlich zu sein

von David Gavriel Ilishaev  15.11.2024

Talmudisches

Hiob und die Kundschafter

Was unsere Weisen über die Ankunft der Spione schreiben

von Vyacheslav Dobrovych  15.11.2024

Gebote

Himmlische Belohnung

Ein Leben nach Gʼttes Regeln wird honoriert – so steht es in der Tora. Aber wie soll das funktionieren?

von Daniel Neumann  14.11.2024

New York

Sotheby’s will 1500 Jahre alte Steintafel mit den Zehn Geboten versteigern

Mit welcher Summe rechnet das Auktionshaus?

 14.11.2024