Was haben Kobolde mit Chanukka zu tun? Gar nichts! Im Talmud wird vom Ölwunder im Tempel erzählt, nicht von Naturgeistern. Und in den Makkabäerbüchern geht es – wie der Name schon sagt – um die Heldentaten der Makkabäer beim Aufstand gegen die Griechen im alten Israel.
Warum erzählt dann der bekannte Jugendbuchautor Eric Kimmel aus den USA in seinem Bestseller Herschel und die Chanukka-Kobolde von acht bösen Naturgeistern in einem Schtetl, die den Bewohnern das Fest vermiesen?
Charles Dickens Eine Antwort gibt der Autor selbst: »Die Geschichte begann als Experiment, um zu sehen, ob ich es schaffen könnte, eine Chanukka-Geschichte im Sinne der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens zu verfassen.« Der britische Schriftsteller Dickens schrieb 1843 seine Story über den grantigen Geldverleiher Scrooge, der schließlich ein guter Mensch wird und mit seiner Familie Weihnachten feiert.
Auch die Kobolde, die in Eric Kimmels Geschichte die Synagoge besetzt halten, haben anfangs nur Böses im Sinn. »Sie hassen Chanukka. Wann immer wir versuchen, eine Chanukkia anzuzünden, blasen die Kobolde die Kerzen aus. Sie machen unsere Dreidel kaputt. Sie werfen unsere Kartoffel-Latkes auf den Boden«, beschweren sich die Dorfbewohner.
Wie Herschel es schafft, die mächtigen Kobolde zu überlisten und sie zu ihrem Besten zu zwingen – nämlich, den Leuchter anzuzünden –, soll nicht verraten werden. Nur so viel: Auch wer Chanukka nicht leiden kann, könnte durch das Buch mit den tollen Bildern von Trina Schart Hyman ein echter Fan des Lichterfestes werden.
»Ich hasse Chanukka!«, schreit einer der Kobolde wütend, als Herschel ihn ausgetrickst hat. Aber Herschel bemerkt nur trocken: »Schade. Du wirst dich daran gewöhnen müssen.« Schön, dass dieses Buch – in den USA ist es 1985 erschienen – jetzt auch auf Deutsch herauskommt.
Eric A. Kimmel: »Herschel und die Channukka-Kobolde«. Illustriert von Trina Schart Hyman, übersetzt von Myriam Halberstam. Ariella, Berlin 2017, 136 S., 14,95 €