Der Frankfurter Rabbiner Julian-Chaim Soussan hat zu Corona-Impfungen und zum sogenannten Boostern aufgerufen. »Ich würde mir wünschen, dass es noch viel mehr Menschen tun«, sagte das Mitglied des Vorstandsbeirats der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland in der neuen Folge des Podcasts »Himmelklar« (Mittwoch).
Er verwies auf die Nächstenliebe sowie eine von Gott gegebene Fähigkeit, auf wissenschaftlicher Basis Krankheiten zu begegnen. Es gebe keinen Grund, sich dem zu verweigern.
Soussan zeigte sich enttäuscht von der großen Anzahl an Menschen, die sich bisher nicht impfen ließen, obwohl sie es könnten. »Ich habe kein Verständnis dafür.« In der Vergangenheit seien schon gefährliche Krankheiten besiegt worden, beispielsweise die Pocken. Menschen steckten heute häufig in »Desinformationsblasen«, sagte Soussan. Man müsse daher durchhalten, noch mehr Werbung für Impfungen machen und Überzeugungsarbeit leisten - auch vonseiten der Politik.
Ihm selbst gebe Gottvertrauen Hoffnung, sagte der Rabbiner. Menschen sollten insgesamt immer wieder versuchen, sich zu verbessern, und sich fragen: »Was kann ich tun?« So könnten in der Pandemie Kontakte weiterhin virtuell gehalten oder Pflegekräfte stärker gefördert werden, auch finanziell. Menschen sollten aufeinander zurückgreifen und auf ihre eigene Kraft - das könne auch am Bildschirm passieren, wenn man sich in die Augen schaue. »Besser man ist dabei gut gelaunt als schlecht gelaunt, denn das macht es auch nicht besser.«
Mit Blick auf das anstehende Chanukka-Fest (28. November bis 6. Dezember) sagte Soussan, dass es in der Pandemie erneut anders gefeiert werde als sonst - zum Teil unter freiem Himmel und mit Abstand. Gerade Chanukka sei ein sehr schönes Fest, weil es in der dunklen Zeit das Prinzip Hoffnung hochhalte. Er hoffe, dass dies die Menschen auch in der Pandemie stärken werde.
»Das eigentliche Wunder von Chanukka besteht darin, dass wir überhaupt heute noch überall auf der Welt Chanukka feiern.« Es sei ein Symbol des jüdischen Überlebens. »Das Traurige, das Bittere, die Katastrophe ist nicht das Ende, sondern die Grundlage für den nächsten Neuanfang. Das ist für mich das Prinzip Hoffnung.« kna/ja
Lesen Sie mehr von Rabbiner Soussan über Chanukka in der kommenden Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen am 25. November.