Siddur

»Hüter Israels« für die Gemeinden

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland hat ein Gebetbuch für Schabbat und Feiertage herausgegeben

von Ayala Goldmann  19.11.2020 12:47 Uhr

Vor allem für jüdische Gemeinden gedacht: der SIddur »Schomer Jissrael« für Schabbat und Feiertage Foto: Ayala Goldmann

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland hat ein Gebetbuch für Schabbat und Feiertage herausgegeben

von Ayala Goldmann  19.11.2020 12:47 Uhr

Viele Gemeindemitglieder werden sich noch gut an die »Bentscher« erinnern, die beiden übersichtlichen Hefte »Birkon Schabbat« und »Kabbalat Schabbat« mit den Schabbatgebeten und Liedern, die zum ersten Mal beim Gemeindetag 2012 in Hamburg auslagen.

Weil die hebräischen Worte in deutscher Transliteration gedruckt wurden, konnten auch diejenigen mitsingen und mitbeten, die mit dem hebräischen Alphabet nicht vertraut sind. Dass einige Gemeindetagsbesucher von den Heften so angetan waren, dass sie die Bentscher einsteckten, anstatt sie zurückzugeben, und die Hefte bis heute am Schabbat zu Hause benutzen, ist kein Geheimnis.

transliteration Deutsche Transliterationen finden sich auch im Siddur »Schomer Jissrael« (Hebräisch für »Hüter Israels«) für Schabbat, den es seit 2014 in vielen Gemeinden gibt. Nun hat die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) mit dem neuen Siddur »Schomer Jissrael« ein umfangreiches Gebetbuch sowohl für Schabbat als auch für Feiertage (außer für Rosch Haschana und Jom Kippur) veröffentlicht, das ebenfalls in derselben Tradition wie die »Bentscher« steht.

Auch dieser Siddur enthält Auszüge aus dem deutschen Lauder-Yeshurun-Edition-NSCY-Bentscher. Finanziell wurde die Herausgabe vom Zentralrat der Juden in Deutschland unterstützt

Treibende Kraft hinter den Büchern ist Zsolt Balla, Rabbiner der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig und Vorstandsmitglied der ORD, der auch das Institut für Traditionelle Jüdische Liturgie des Rabbinerseminars zu Berlin leitet.

PROJEKT »Das ganze Projekt hat über zehn Jahre gedauert«, sagt der gebürtige Budapester. »Es hat eigentlich in Ungarn angefangen, einen Siddur mit derselben Seitenanzahl in verschiedenen Sprachen mit Transliteration herauszubringen.«

Es gibt bereits eine englische, russische, ungarische und deutsche Version für die Lauder-Sommerlager. Der jetzt erschienene Siddur »Schomer Jissrael« soll im kommenden Jahr auch auf Russisch herausgegeben werden, in einer Hardcover- und in einer Taschenbuchausgabe, und später auch auf Englisch.

Das Gebetbuch »Schomer Jissrael« ist allerdings nicht der erste Siddur, der mit einer deutschen Transliteration erscheint. Ihn unterscheidet vom klassisch-aschkenasischen Rödelheimer Siddur »Sfat Emet«, mit dem viele Juden in Deutschland aufgewachsen sind, neben der deutschen Umschrift vor allem sein Umfang. Außerdem sind moderne Gebete wie etwa das Gebet für den Staat Israel aufgenommen.

WALLFAHRTSFESTE Der »Schomer Jissrael« enthält aber auch Gebete für die drei Wallfahrtsfeste Pessach, Schawuot und Sukkot – sowie für Purim und Chanukka. Rabbiner Balla sagt, der Inhalt sei »vernünftig für den heutigen Gebrauch in der Synagoge«. Man müsse nicht so viel blättern wie beim Rödelheimer Siddur, »nur für die Feiertage ist es manchmal nötig«.

Vom jetzigen umfangreichen Siddur »Schomer Jissrael« wurden 1000 Exemplare gedruckt. Die Zielgruppe sind vor allem jüdische Gemeinden. Einen Siddur »Schomer Jissrael« mit Gebeten für Wochentage, der sich für einzelne Beter auch zu Hause eignet, kann man beim Bund traditioneller Juden (BtJ) bestellen – ebenso wie einen Siddur für den Schabbat. Beide Siddurim aus dieser Reihe sind dort aber auch als Set erhältlich.

»Siddur Schomer Jissrael. Gebetbuch für Schabbat und Feiertage«. Hebräisch mit deutscher Übersetzung und Transliteration, herausgegeben von der ORD, Leipzig 2020, 710 S., Hardcover 11,50 €, Taschenbuch 9,50 €. www.ordonline.de/bestellung-siddur-schomer-jisrael

Ethik

Eigenständig handeln

Unsere Verstorbenen können ein Vorbild sein, an dem wir uns orientieren. Doch Entscheidungen müssen wir selbst treffen – und verantworten

von Rabbinerin Yael Deusel  10.01.2025

Talmudisches

Greise und Gelehrte

Was unsere Weisen über das Alter lehrten

von Yizhak Ahren  10.01.2025

Zauberwürfel

Knobeln am Ruhetag?

Der beliebte Rubikʼs Cube ist 50 Jahre alt geworden – und hat sogar rabbinische Debatten ausgelöst

von Rabbiner Dovid Gernetz  09.01.2025

Geschichte

Das Mysterium des 9. Tewet

Im Monat nach Chanukka gab es ursprünglich mehr als nur einen Trauertag. Seine Herkunft ist bis heute ungeklärt

von Rabbiner Avraham Radbil  09.01.2025

Wajigasch

Nach Art der Jischmaeliten

Was Jizchaks Bruder mit dem Pessachlamm zu tun hat

von Gabriel Umarov  03.01.2025

Talmudisches

Reich sein

Was unsere Weisen über Geld, Egoismus und Verantwortung lehren

von Diana Kaplan  03.01.2025

Kabbala

Der Meister der Leiter

Wie Rabbiner Jehuda Aschlag die Stufen der jüdischen Mystik erklomm

von Vyacheslav Dobrovych  03.01.2025

Tradition

Jesus und die Beschneidung am achten Tag

Am 1. Januar wurde Jesus beschnitten – mit diesem Tag beginnt bis heute der »bürgerliche« Kalender

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  01.01.2025 Aktualisiert

Chanukka

Sich ihres Lichtes bedienen

Atheisten sind schließlich auch nur Juden. Ein erleuchtender Essay von Alexander Estis über das Chanukka eines Säkularen

von Alexander Estis  31.12.2024