Tu Bischwat, das Neujahrsfest der Bäume, ist ein guter Anlass, um über unsere Zukunft auf diesem Planeten nachzudenken. Mir kommen dabei die Auseinandersetzungen um die Rodung des Hambacher Forsts in den Sinn – und natürlich auch der Klimagipfel von Kattowitz, der erst gut einen Monat zurückliegt.
Mitte Dezember 2018 hatten sich die Staaten bei der Weltklimakonferenz darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Doch reicht das, um eine Klimakatastrophe zu verhindern?
Steinkohle Wenn man sich vor Augen hält, wie verschwenderisch wir mit Energie umgehen, könnte man weinen. In den vergangenen 200 Jahren haben wir eine riesige Menge Braun- und Steinkohle abgebaut und verbrannt. Bereits 2015 hieß es, wenn wir so weitermachen, würden die Steinkohlevorräte in 110 Jahren verbraucht sein, Erdgas in 54 Jahren und Öl in 53 Jahren.
Natürlich kann man über solche Berechnungen streiten. Doch im jüngsten Bericht des Weltklimarats steht mahnend: »Die menschliche Aktivität hat bereits zu rund einem Grad Erwärmung gegenüber den präindustriellen Werten geführt.
Der Wert von 1,5 Grad wird zwischen 2030 und 2051 erreicht sein, wenn der aktuelle Trend so weitergeht.« Doch zurzeit steigen die globalen Temperaturen um 0,2 Grad pro Jahrzehnt, wie die Klimaforscher berichten. Damit steuert die Welt eher auf drei bis vier Grad Erwärmung zu als auf die angestrebten 1,5 oder zwei Grad.
Der Wert von 1,5 Grad wird zwischen 2030 und 2051 erreicht sein, wenn der aktuelle Trend so weitergeht.
Ich würde in diesem Zusammenhang gerne auf »Bal Taschchit« zu sprechen kommen. Dieses wichtige rabbinische Gebot, nicht verschwenderisch und zerstörerisch zu sein, stammt aus dem 5. Buch Mose 20,19. Dort ist die Rede von Bäumen, die man nicht mit Äxten umhauen soll, weil man von ihnen essen kann. Beachten sollten wir auch die Anweisung im Alejnu-Gebet: »letakken Olam beMalchut Schaddai« – »die Welt zu bessern, nicht verschlechtern, im Königreich Gottes«.
Meeresspiegel Wir reden gern über Wiedergutmachung, aber wie wir unsere Welt wieder gut und gesund machen können, scheint vielen leider noch immer nicht allzu relevant. Und auch wenn Gott erklärt hat (1. Buch Mose 9,11), er werde nie wieder eine Flut über die Welt kommen lassen, bedeutet das nicht, dass der Mensch nicht selbst eine Flut verursachen könnte. Das Eis schmilzt, und 0,5 Grad mehr Erderwärmung bedeuten einen etwa zehn Zentimeter höheren Meeresspiegel.
0,5 Grad mehr Erderwärmung bedeuten einen etwa zehn Zentimeter höheren Meeresspiegel.
Gibt es Alternativen, andere Brennstoffe? Feuer wird mehrmals in unserer Tradition erwähnt. Aharon machte ein Feuer im Stiftszelt, und zwei seiner Söhne erfuhren (zu spät), dass es keine gute Idee war, den Flammen zu nahe zu kommen. Im 1. Buch der Könige (18,38) ruft Elijahu Gott an, der Feuer aus den Himmel schickt, um das Opfer zu verzehren. Die Priester benutzten Feuerkohle in ihren Räucherwerkpfannen (3. Buch Mose 16,12).
In Ezekiel 15,4 und 6 wird eine Weinrebe als Brennstoff verbrannt. Holz wird also häufig gesammelt (auch am Schabbat, siehe 4. Buch Mose 15,32). Und in Ezekiel 4,12 und 15 wird getrockneter Menschenkot als Brennstoff verwendet. Das nenne ich Recycling!
Energie Sonne, Wind und Wasser scheinen endlos, unerschöpflich und fast kostenlos zu sein, wenn man die Infrastruktur einmal geschaffen hat. Diese Energiequellen stammen »aus dem Himmel«. Andererseits wollen viele Menschen heutzutage immer noch an Arbeitsplätzen in Braunkohlekraftwerken und an Dieselfahrzeugen festhalten. Ja, man kann immer mehr Jobs schaffen – auch als Pfleger, als Krankenschwester und Arzt in Krebsstationen. Die existenzielle, parteiübergreifende Frage bleibt, ob wir überhaupt langfristig eine Zukunft hier auf diesem Planeten haben werden.
Haben wir überhaupt langfristig
eine Zukunft hier auf diesem Planeten?
Es gibt einen sehr schönen Midrasch in Kohelet Rabba, Kapitel 1: »Als Gott den ersten Menschen schuf, zeigte Gott ihm den gesamten Garten Eden und sagte ihm: ›Schau meine Werke an! Sieh, wie schön sie sind! Pass auf, dass du meine Welt nicht schändest oder zerstörst, weil es niemand anderen nach dir gibt, der sie reparieren kann!‹«
Verantwortung Genau hier liegt das Problem. Wir können die Verantwortung nicht immer auf andere schieben. »Jedes bisschen mehr an Erwärmung wirkt sich aus, vor allem, weil eine Erwärmung um 1,5 Grad oder mehr das Risiko erhöht, dass die Veränderungen lang anhaltend oder irreversibel sein werden«, sagte ein Ratsmitglied.
Dazu noch eine kleine persönliche Anmerkung: Vielleicht könnte man auch ein Kraftwerk bauen, das mit heißer Luft betrieben wird, die Rabbiner produzieren? Davon gibt es nämlich sehr, sehr viel ...