Interview

Fünf Minuten mit ...

Rabbiner Chaim Y. Rabinovitch, Vorsitzender des Beit Din von Jerusalem Foto: Rolf Walter / Xpress

Herr Rabbiner, Sie haben am Sonntag sechs Rabbinerstudenten der Yeshiva Gedola Berlin geprüft. Mit welchem Ergebnis?
Die jungen Männer haben in zwei mehrstündigen Tests zu Fragen der Kaschrut die vorletzte Prüfung vor dem Abschluss der Ausbildung absolviert. Nachdem ich mich von ihrem Kenntnisstand überzeugen konnte, darf ich ihnen bescheinigen, dass sie die Studien sehr ernsthaft betreiben und ihre Kenntnisse hervorragend sind.

Ist der Ausbildungsstand mit anderen Jeschiwot, zum Beispiel in Israel und den USA, vergleichbar?
Erstens haben die Rabbinatsstudenten im Rahmen ihrer mindestens achtjährigen Ausbildung bereits in anderen Ländern studiert. Zweitens erhalten sie hier in Berlin, unter Leitung des Rosch Jeschiwa, Rabbiner Uri Gamson, eine hervorragende Ausbildung. Sie hat das gleiche hohe Niveau wie in Jerusalem, New York oder London.

Was ist das Besondere an der Ausbildung in Berlin?
Die Ausbildung findet hier unter besonderen Bedingungen statt. Die Jeschiwa befindet sich nicht im gleichen Umfeld von jüdischem Leben wie zum Beispiel in Bnei Brak oder Brooklyn. Stattdessen lernen die jungen Männer hier in einem ganz anderen Umfeld, was aber gleichzeitig auch wieder eine sehr interessante Herausforderung darstellt. Sie kommen in Kontakt mit vielen Menschen, die noch nicht über so viel jüdisches Wissen verfügen. Sie erleben gleichzeitig den Aufbau eines sehr lebendigen Gemeindelebens. Und vor allem ist es ein Wunder, dass hier nach den schrecklichen Geschehnissen der Schoa überhaupt wieder Rabbiner an dem Ort ausgebildet werden, an dem die Vernichtung des europäischen Judentums organisiert wurde. G’tt sei Dank hat das Dunkle nicht über das Licht gesiegt. Es entwickelt sich wieder jüdisches Leben, die Fackel der Tradition wird weitergetragen.

Welche Rolle spielt dabei die Bildung?
Eine ganz entscheidende. Ich bin das erste Mal in Berlin und hatte Gelegenheit, verschiedene Bildungsangebote von Chabad Lubawitsch kennenzulernen. So erhalten die Kinder in der Jüdischen Traditionsschule die gleiche Erziehung, die ich, meine Kinder und Enkelkinder genossen haben. Und in der Yeshiva Gedola lernen die jungen Männer das, was wir seit Generationen – beginnend mit Mosche Rabbenu – überall auf der Welt lernen und gelernt haben.

Und welchen Effekt hat das für die Zukunft jüdischen Lebens hier?
Es sollten alle Anstrengungen unternommen werden, diese Ausbildung weiterhin zu fördern und damit die Zukunft der Jüdischkeit zu sichern, der wahren jüdischen Kultur. Zudem sollte alles getan werden, diese jungen Männer, die mit ihrer exzellenten Ausbildung in der ganzen Welt gefragt sein werden, für die deutschen Gemeinden zu gewinnen. Sie stellen mit dem hier gewonnenen Wissen eine große Bereicherung dar.

Mit dem Vorsitzenden des Jerusalemer Rabbinatsgerichtes sprach Detlef David Kauschke.

Chaje Sara

Handeln für Generationen

Was ein Grundstückskauf und eine Eheanbahnung mit der Bindung zum Heiligen Land zu tun haben

von Rabbiner Joel Berger  22.11.2024

Talmudisches

Elefant

Was unsere Weisen über die Dickhäuter lehrten

von Rabbiner Netanel Olhoeft  22.11.2024

Studium

»Was wir von den Rabbinern erwarten, ist enorm«

Seit 15 Jahren werden in Deutschland wieder orthodoxe Rabbiner ausgebildet. Ein Gespräch mit dem Gründungsdirektor des Rabbinerseminars zu Berlin, Josh Spinner, und Zentralratspräsident Josef Schuster

von Mascha Malburg  21.11.2024

Europäische Rabbinerkonferenz

Rabbiner beunruhigt über Papst-Worte zu Völkermord-Untersuchung

Sie sprechen von »heimlicher Propaganda«, um Verantwortung auf die Opfer zu verlagern: Die Europäische Rabbinerkonferenz kritisiert Völkermord-Vorwürfe gegen Israel scharf. Und blickt auch auf jüngste Papst-Äußerungen

von Leticia Witte  19.11.2024

Engagement

Im Kleinen die Welt verbessern

Mitzvah Day: Wie der Tag der guten Taten positiven Einfluss auf die Welt nehmen will

von Paula Konersmann  17.11.2024

Wajera

Offene Türen

Am Beispiel Awrahams lehrt uns die Tora, gastfreundlich zu sein

von David Gavriel Ilishaev  15.11.2024

Talmudisches

Hiob und die Kundschafter

Was unsere Weisen über die Ankunft der Spione schreiben

von Vyacheslav Dobrovych  15.11.2024

Gebote

Himmlische Belohnung

Ein Leben nach Gʼttes Regeln wird honoriert – so steht es in der Tora. Aber wie soll das funktionieren?

von Daniel Neumann  14.11.2024

New York

Sotheby’s will 1500 Jahre alte Steintafel mit den Zehn Geboten versteigern

Mit welcher Summe rechnet das Auktionshaus?

 14.11.2024