Mische nichnas Adar, marbin be Simcha – wenn der Monat Adar einkehrt, steigert sich die Freude» – so steht es im Talmud. Im Judentum ist die Freude, die Simcha, nicht nur dazu da, das Leben zu erleichtern, sondern sie ist wichtig, um unsere Spiritualität zu vervollkommnen.
Das Einhalten der Pflichten der Tora gilt nicht als vollständig, wenn die Mizwot nicht mit Herzensfreude erfüllt werden. Wenn die Tora also von uns verlangt, fröhlich zu sein und G’tt mit Freude zu dienen, dann muss der Mensch auch die Fähigkeit besitzen, fröhlich zu sein. Daraus lernen wir, dass am Zustand der Freude gearbeitet werden kann. Er hängt nicht von der Veranlagung oder von äußeren Einflüssen ab (Reichtum, Ansehen, gutes Wetter). Der Mensch ist unabhängig von alledem in der Lage, Freude zu erlernen und auszubauen.
Wenn es etwas auf der Welt gibt, was sich wirklich alle Menschen wünschen, dann ist es die Freude. Aber warum ist es so schwer, sie wirklich zu fühlen? Und wie kann der Monat Adar uns helfen, die Freude in uns erwachen zu lassen?
stimmung Viele Menschen fassen den Begriff der Freude heutzutage falsch auf. Freude wird als gute Stimmung interpretiert: Man freut sich an einem guten Essen, einem schönen Film oder guter Musik. Doch dabei handelt es sich «nur» um eine gute Stimmung («Mazaw ruach tov»), aber nicht um die wahre Freude. Warum erfreuen wir uns nicht an dem, was wir haben, warum betrachten wir das halb leere statt des halb vollen Glases? Viele Menschen rennen ihren Zielen hinterher und versäumen darüber, den Moment zu genießen. Der Grund dafür liegt in unserem Ego. Wir denken, alles müsse nach unserem Willen laufen. Wenn das nicht funktioniert, versetzt uns dies in tiefe Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit.
Ein Ausweg wäre, an sich selbst zu arbeiten und zu erkennen, dass der Mensch nicht das alleinige Zentrum der Welt ist. Derjenige, der daran glaubt, dass G’tt unsere Wege leitet und über uns wacht, ist nämlich in der Lage, zufrieden zu sein.
In den Sprüchen der Väter, Pirkej Awot, Kapitel 4, Mischna 1 heißt es: «Wer ist reich? Der sich über seinen Anteil freut.» Das lehrt uns, dass ein reicher Mensch nicht derjenige ist, der eine leitende Stellung innehat, und nicht einer, der das beste Essen genießen kann; nicht, der das größte Haus besitzt, sondern der sich daran erfreut, was er geschafft und geleistet hat. Das Problem ist, dass wir alle zu viel vergleichen: Das Auto ist nicht so schnell wie das des Freundes, das Haus ist kleiner als das des Nachbarn.
umdenken Was kann uns helfen, um uns in Freude zu versetzen? Wie gelangen wir zum Umdenken? Und warum denn gerade im Monat Adar? Der Name Adar besteht aus zwei Worten: A und Dar. Dar ist zu übersetzen mit dem Wort «wohnt». Mit A ist der Einzige, unser G’tt gemeint. G’tt wohnt also in diesem Monat. Wir müssen den Glauben an G’tt intensivieren, um zur echten Freude zu gelangen. Wenn wir akzeptieren und verstehen, dass alles von G’tt kommt, Gutes und Schlechtes, dann hilft das, damit wir uns an dem erfreuen, was wir haben.
Weil Egoismus uns daran hindert, zur wahren Freude zu gelangen, haben unsere Weisen angeordnet, dass wir am ersten Schabbat des Monats Adar zusätzlich einen Abschnitt aus der Parascha Schkalim lesen sollen. Darin geht es um eine Pflicht, die Hälfte eines Schekels für den Tempel zu entrichten. Die Hälfte symbolisiert, dass der Mensch nicht vollkommen ist. Der Brauch, an Purim für die Armen zu spenden, macht uns zu einem Teil der Gesellschaft zu sein. Dies soll uns gerade im Monat Adar den Weg zur Freude ebnen.
Wichtiger noch als das Trinken von Wein an Purim (dem fröhlichsten Fest des Judentums, das wir am 14. Tag des Monats Adar feiern) ist natürlich das Lachen. Deshalb gestalten wir das Purimfest außergewöhnlich, mit Verkleidungen, die uns zum Lachen bringen sollen. Je mehr wir uns freuen, desto näher kommen wir der Unbeschwertheit und der wahren Freude und erkennen, dass G’tt in allem wohnt – besonders im Monat Adar.