ORD

Ein Teil dieser Welt

Foto: Michael Hehmann

Rosch Haschana ist ein Gerichtstag. G’tt hat an diesem Tag die Schöpfung vollendet. Er hat uns mit Gerichtsprinzipien und kompromissloser Analyse versorgt, weshalb dieser Tag nicht nur den Jahresanfang markiert. G’tt hat an ebendiesem Tag über Adam Gericht gehalten – Adam hat auch Buße getan und wurde von G’tt entschuldigt – das heißt, er wurde freigesprochen.

Sogar derjenige, der versteht, dass er viele Sünden begangen hat, kann den Weg der Umkehr einschlagen, und dieser Weg heißt Buße. Und wenn er Buße vor dem Gerichtstag getan hat, bekommt er seinen Freispruch – die Erlösung.

Wir müssen an Rosch Haschana nicht nur für uns selbst beten, sondern für das gesamte jüdische Volk. Wir müssen so stark beten, dass allen Völkern die Ehre zuteil wird, ein gutes Urteil zu bekommen, und sie in Frieden und ohne Not leben können. Wir müssen beten, dass G’tt mit uns Mitleid hat, da wir ein Teil dieser Welt sind mit all unseren Vor- und Nachteilen.

Seit alten Zeiten besteht die Tradition, an Rosch Haschana den Schofar zu blasen – insgesamt 100 Töne. Diese 100 Signale senden wir parallel mit der Mutter des Sisera (Schoftim 5,28). In ihrer Sorge über ihren Sohn schrie und wehklagte sie, und ihre Schreie bestanden aus 101 Buchstaben.

Die Signale des Schofars sollen bei G’tt Mitleid erwecken, und sie sollen uns von Seiner Wut erlösen. Die Mutter Siseras war so unglücklich, doch dazu noch voller Hass und Mordwünsche, dass sie dabei in ihrer Sorge über ihren Sohn anderen Menschen keine Gedanken schenkte. Die 100 Schofarsignale kommen in Konflikt mit den 101 Schreien der Mutter Siseras und sollen sie bekämpfen. Nur einen Buchstaben sollen sie nicht bekämpfen: die Sorge der Mutter.

Das gesamte jüdische Volk ist eine Familie, wir müssen Verantwortung füreinander übernehmen. Und ich bin überzeugt, dass unsere 100 Schofarsignale die 100 Schreie bekämpfen werden.

Wir verbrachten die meiste Zeit des vergangenen Jahres damit, die Pandemie zu bekämpfen. Wir alle hoffen und beten dafür, dass das neue Jahr eine Heilung von dem Coronavirus mit sich bringt.

Rabbi Nachman von Brazlaw sagte: »Die ganze Welt ist eine sehr, sehr enge Brücke, und die Hauptsache ist, vor nichts Angst zu haben.« Er sagte auch, dass es eine große Mizwa ist, in Freude zu sein. Daher wünsche ich uns allen ein süßes neues Jahr voller Gesundheit und Glück. Schana towa umetuka!

Der Autor ist Beiratsmitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz (ORD).

Chol Hamoed

Nur Mosche kannte die Freiheit

Warum das Volk Israel beim Auszug aus Ägypten ängstlich war

von Rabbinerin Yael Deusel  17.04.2025

Geschichte

Waren wir wirklich in Ägypten?

Lange stritten Historiker darüber, ob die Erzählung vom Exodus wahr sein könnte. Dann kamen die Archäologen

von Rabbiner Igor Mendel Itkin  17.04.2025

Berlin

Berlin: Gericht bestätigt fristlose Kündigung von Rabbiner

Das Berliner Arbeitsgericht hat die fristlose Kündigung eines Rabbiners wegen sexueller Belästigung eines weiblichen Gemeindemitglieds bestätigt

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Feiertage

Pessach ist das jüdische Fest der Freiheit - und der Frauen

Die Rolle und Verdienste von Frauen würdigen - dafür ist Pessach eine gute Gelegenheit, sagen Rabbinerinnen. Warum sie das meinen und welchen Ausdruck diese Perspektive findet

von Leticia Witte  11.04.2025

Exodus

Alle, die mit uns kamen …

Mit den Israeliten zogen noch andere »Fremde« aus Ägypten. Was wissen wir über sie?

von Sophie Bigot Goldblum  11.04.2025

Zaw

Das Volk der Drei

Warum zwischen Priestern, Leviten und gewöhnlichen Israeliten unterschieden wurde

von Rabbiner Salomon Almekias-Siegl  11.04.2025

Stärke

An den Prinzipien festhalten

In der Haggada heißt es, dass Juden in jeder Generation Feinde haben werden. Klingt entmutigend? Soll es nicht!

von Rabbiner Raphael Evers  11.04.2025

Talmudisches

Ägypten

Was unsere Weisen über das Land des Auszugs der Israeliten lehrten

von Chajm Guski  11.04.2025