Mit dem traditionellen Richtspruch und einem »Mazel tov« wurde am Sonntagnachmittag im Jüdischen Campus Berlin der Richtkranz hochgezogen. Zahlreiche Gäste feierten die Fertigstellung des Rohbaus, der im kommenden Jahr an der Westfälischen Straße in Berlin-Wilmersdorf eröffnet werden soll.
»Der Campus ist ein sichtbares Zeichen für jüdisches Leben mitten in Berlin. Dort gehört es hin, mitten in unsere Gesellschaft«, sagte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD). Er freue sich, dass mit dem neuen Campus ein offener, religionsübergreifender Ort der Bildung, der Begegnung und des Austausches entstehe. »Das macht Hoffnung«, so Scholz.
Vertrauen Er sei froh, dass Jüdinnen und Juden Vertrauen in die deutsche Gesellschaft und Demokratie haben, obwohl in den vergangenen Jahren viel geschehen sei, was dieses Vertrauen erschüttert. Dabei erwähnte Scholz den zunehmenden Antisemitismus und Rassismus sowie rechte Hetze und Gewalt. Dieser Entwicklung müssten sich alle Demokraten entschieden entgegenstellen.
Zentralratspräsident Josef Schuster sagte, die jüdische Gemeinschaft setze mit dem Projekt des Campus ein Zeichen für die Zukunft.
Auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, nahm in seinem Grußwort Bezug auf die aktuelle Entwicklung. Er sprach davon, dass deutlich werde, wie fragil die Demokratie sei. Gleichzeitig setze die jüdische Gemeinschaft mit dem Projekt des Campus ein Zeichen für die Zukunft.
»Mit jedem Neubau einer Synagoge, eines Gemeindezentrums, aber gerade auch mit dem Bau des Jüdischen Campus Berlin haben wir unseren Willen bekundet, zu bleiben und hier unser Zuhause zu finden«, betonte Schuster.
Dieses neue Zentrum jüdischen Lebens in Berlin soll und werde Menschen zusammenführen. Insofern sei es für ihn eine große Freude, dass weniger als zwei Jahren nach dem ersten Spatenstich das Richtfest gefeiert werden kann.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) lobte das Engagement und sprach von der Hoffnung, dass der Campus für die Menschen in der Stadt ein wichtiger Begegnungsort sein werde.
Rabbiner Yehuda Teichtal, Vorstandsvorsitzender von Chabad Lubawitsch Berlin, betonte, dass mit dem Tag des Richtfestes der »Ausdruck des Vertrauen in jüdisches Leben in Deutschland« verbunden sei.
Botschaft »Unsere Botschaft ist eine der Liebe, der Verständigung, der Toleranz und des Respekts«, versicherte Teichtal. So werde auch der Campus »ein Ort der Toleranz und des Vertrauens, der Verständigung und der Zusammenkunft«.
Das Projekt basiere auf den drei Säulen Bildung, Kultur und Sport, sagte Rabbiner Yehuda Teichtal.
Das Projekt basiere auf den drei Säulen Bildung, Kultur und Sport, sagte der Rabbiner. Auf rund 7.000 Quadratmetern sind in den siebenstöckigen Gebäude eine Kita, Grundschule, Gymnasium, Sporthalle und eine Bibliothek geplant.
Kantine Zum Campus soll auch ein Tanz- und Musikstudio sowie ein Kino gehören. Eine Aula mit Platz für bis zu 200 Menschen soll während des Schultages als koschere Kantine für die Kinder genutzt werden.
In dem Gebäude, das nach Plänen des Berliner Architekten Sergei Tschoban entsteht, sollen auch Seminare und Konferenzen für Studierende und Erwachsene stattfinden.
Finanziert wird das Projekt unter anderem mit Mitteln des Bundes, des Landes, aus Privatspenden und aus Stiftungsmitteln, wie der Stiftung Lebendige Stadt oder der Berliner Sparkassenstiftung.
Einer der Hauptspender ist die britisch-jüdische Pears Foundation, die auch Namensgeber des künftigen Campus ist. ddk/epd