Mitglieder der jüdisch-chassidischen Gruppierung »Lev Tahor« haben offenbar versucht, via Guatemala in den Iran zu reisen.
Dutzende Familien seien am Flughafen in Guatemala-Stadt gesehen worden, offenbar auf dem Weg zur kurdisch-iranischen Grenze, berichteten israelische Medien heute. Demnach wurden bereits in den vergangenen Tagen einige Lev-Tahor-Anhänger mit US-Staatsbürgerschaft von guatemaltekischen Behörden bei ähnlichen Versuchen festgenommen.
Israelische Angehörige hatten sich laut Berichten mit der Forderung an das Außen- sowie an das Justizministerium in Jerusalem gewandt, die guatemaltekischen Behörden um Amtshilfe zu bitten, um die Ausreise der Familien aus Guatemala zu verhindern. Vergleichbare Anträge gingen im US-Außenministerium ein.
ASYLANTRÄGE Die Einreise der Gruppenmitglieder in den Iran könne »ein großes politisches und sicherheitspolitisches Ereignis auslösen«, hieß es zur Begründung. Mitglieder der Gruppe sollen laut Medienberichten bereits 2018 wegen angeblicher Verfolgung politisches Asyl im Iran beantragt haben. Einzelne Mitglieder, darunter ein Verwandter des Gründers, sollen sich bereits im Irak aufhalten.
Die als extrem israelfeindlichen geltende Gruppe »Lev Tahor« wurde 1980 von dem Israeli Schlomo Helbrans in Jerusalem gegründet und floh später nach Kanada. Nach Vorwürfen unter anderem wegen Kindesvernachlässigung, Kindesmissbrauch und Zwangsheirat setzte sich die Gruppe 2014 nach Guatemala ab. Helbrans ertrank 2017 bei einem rituellen Bad in einem Fluss in Mexiko.
»TALIBAN« Wegen ihrer Strenge, die sich unter anderem in der Vollverschleierung von Mädchen ab dem Kleinkindalter mit Burka-ähnlichen schwarzen Gewändern auszeichnet, werden ihre Mitglieder in Israel mitunter als »jüdische Taliban« bezeichnet. Schätzungen zufolge hat die Gruppe rund 280 Mitglieder, mehrheitlich amerikanisch-israelische oder kanadisch-israelische Doppelbürger.
Bei einer gemeinsamen Razzia guatemaltekischer und US-amerikanischer Ermittler wurden im Juli zwei Anführer unter dem Verdacht des Kindesmissbrauchs und der Kindesentführung festgenommen. Bereits Anfang des Jahres wurden in Mexiko zwei Lev-Tahor-Anhänger wegen Entführung festgenommen. kna/ja