Ich helfe gern bei den Schabbatvorbereitungen und neige dazu, das Ganze zu optimieren. Sobald das Stichwort »Schabbat« fällt, bringt meine knapp zweijährige Tochter die Schabbatkerzen aus dem Abstellraum an den Esstisch. Auch Siddur, Kidduschbecher und Teller legt sie auf den Tisch. Ich gebe das Stichwort, und meine Tochter legt los. Das ist Optimierung.
Faulheitsökonomie Bequemlichkeit, manche würden es vielleicht Faulheit nennen, ist dabei stets ein guter Impulsgeber. Die meisten Erfindungen der Menschheit wurden schließlich aus Faulheit gemacht. Wie kann ich ein optimales Ergebnis bei minimalem Aufwand erzielen? Ich nenne es das Faulheitsökonomiegesetz. Davon könnte auch meine Frau profitieren, dachte ich. Also eröffnete ich ihr feierlich, in dieser Woche würde ich mich um die Challot kümmern. Ich hatte das Problem bereits analysiert. Am Freitagvormittag ist die Zeit knapp, und die Vorbereitung der Challe braucht doch ein wenig Zeit. Die gewonnene Zeit könnte meine Frau am Freitag entsprechend anders nutzen.
fürsorge »Diese Woche kümmere ich mich darum«, sagte ich fürsorgend. Ich hatte einen fantastischen Plan im Hinterkopf: Ich nutze die Abwesenheit meiner Frau und mache die Challe schon am Montag. Da hatte ich mehr Zeit als am Freitagvormittag. Der Plan war: Am Montagabend gemacht, eingefroren, Freitag ausgepackt und kurz aufgebacken. Fertig!
Ich nahm also meine Tochter mit in die Küche und legte los. Kochbuch auf und abgelesen. Mehl? War da. Hefe? Wo bewahrte meine Frau sie nur auf? Kurz bevor ich ihre Mobilnummer wähle, haue ich mir selber auf die Hand. Nein, nicht anrufen! Also schnell welche gekauft. Tochter angezogen, in den Kinderwagen gesetzt, Hefe gekauft. Tochter umgezogen. Weiter ging es. Wasser? Kein Problem. Salz? Wo das steht, weiß ich. Drei Eier? Mist, wir hatten nur noch zwei. Also Tochter angezogen, in den Kinderwagen gesetzt, zum Supermarkt gerollt, zurück, Tochter umgezogen. Jetzt hatten wir genug Eier.
Der eigentliche Vorgang war dann kein Problem. Allerdings wurde ich immer wieder von meiner Tochter unterbrochen. Keine Ahnung, wie meine Frau das organisiert: Tochter in Schach halten und mit dem klebrigen Teig hantieren. Zwischendurch hatte sie mehr Teig am Hemd als ich auf dem Tisch. Das klebt blitzschnell an den Händen, und man bekommt es nicht weg. Unfassbar. Ihr zweistündiger Mittagsschlaf kam dann wie gerufen, denn die Zeit brauchte ich, um die Küche einigermaßen zu reinigen.
Triumph Am Ende des Tages lagen zwei Challot im Gefrierschrank und warteten auf ihre Präsentation am Freitagabend. Die Woche war gerettet. Am Freitag kostete ich meinen Triumph aus – bis zum Anschneiden der zwei Brote. Haben Sie schon einmal versucht, zwei Eisblöcke mit dem silbernen Challa-Messer zu teilen?
Faulheitsökonomisch allerdings war es ein Volltreffer. Meine Frau bäckt weiterhin die Challe, und ich darf nie wieder das Mehl anfassen.