Für jüdische Soldaten in der Bundeswehr soll es künftig Militärrabbiner geben. Wie das Bundesverteidigungsministerium am Dienstag in Berlin mitteilte, soll für den Anfang eine »niedrige einstellige Zahl« an Rabbinern eingestellt werden, um Erfahrungen zu sammeln. Dafür soll ein Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik und dem Zentralrat der Juden in Deutschland ausgehandelt werden, wie es ihn auch für die Militärseelsorge der Kirchen in der Bundeswehr gibt.
Man wolle auch jüdischen und muslimischen Soldaten geistliche Begleitung ermöglichen, erklärte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU). »Gerade in Zeiten, in denen Antisemitismus, religiöse Polarisierung und Engstirnigkeit vielerorts auf dem Vormarsch sind, ist das ein wichtiges Signal«, betonte sie.
»Die Berufung von Militärrabbinern ist ein Zeichen für das gewachsene Vertrauen von Juden in die Bundeswehr.«
VERTRAUEN Zentralratspräsident Josef Schuster begrüßte die Mitteilung des Ministeriums: »Die Berufung von Militärrabbinern ist ein Zeichen für das gewachsene Vertrauensverhältnis der jüdischen Gemeinschaft in die Bundeswehr als Teil unserer demokratischen Gesellschaft. Mit jüdischer Militärseelsorge wollen wir unseren Beitrag zur ethischen Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten leisten. Die Bundeswehr soll ein positives Spiegelbild unserer Gesellschaft sein.«
Der Zentralrat veranstaltet von diesem Mittwoch an in Berlin eine Tagung zur Frage der Militärrabbiner, zu der kurzfristig auch von der Leyen zugesagt hatte. Um die Frage jüdischer und muslimischer Seelsorger in der Bundeswehr wurde lange gerungen. Militärrabbiner gebe es in der deutschen Armee nach Angaben des Ministeriums mit dem Beschluss erstmals seit 100 Jahren wieder.
IMAME Die Frage nach Militärimamen gestaltet sich teilweise schwieriger, weil islamische Verbände anders als die Kirchen und der Zentralrat der Juden nicht als Körperschaft öffentlichen Rechts organisiert sind. Ein Staatsvertrag könne daher derzeit nicht geschlossen werden, heißt es in der Mitteilung des Ministeriums. Muslimische Geistliche sollen demnach über sogenannte Gestellungsverträge an die Bundeswehr gebunden werden.
Ein Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik und dem Zentralrat der Juden soll die Berufung von Militärrabbinern regeln.
Die Zahl jüdischer Soldaten wird nach Ministeriumsangaben auf 300 geschätzt, die muslimischer Militärangehöriger auf 3000. Es handelt sich um Schätzungen, weil die Angabe der Religionszugehörigkeit freiwillig ist. Die Zahl evangelischer Soldaten liegt demnach bei rund 53.000, die der katholischen bei etwa 41.000. epd/ja