Mit der App »Operation Legendär« wollen jüdische Initiatoren einen bislang wenig bekannten Aspekt der deutsch-jüdischen Geschichte sichtbar machen. Die App führt ihre Nutzer an die Wiege des Reformjudentums im niedersächsischen Seesen, wie das »Israel Jacobson Netzwerk« nun in Berlin erläuterte.
REFORMSCHULE In der Stadt am Harzrand gründete der Bankier und Rabbiner Israel Jacobson (1768-1828) im Jahr 1801 eine bedeutende Reformschule für jüdische und christliche Schüler und später die erste Reformsynagoge der Welt. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, lobte das Projekt als »etwas ganz Besonderes, weil es Spaß an der Technologie mit Erinnerungskultur verbindet«.
Mittels der App im Stil einer interaktiven »Graphic Novel« kann die von den Nationalsozialisten komplett zerstörte Synagoge virtuell wieder betreten werden. Im Mittelpunkt stehen dabei drei Schüler und eine Schülerin, die an der Seesener Jacobson-Schule einen Streich planen, der sie über Nacht weltweit bekanntmachen soll.
RECHERCHE Die Charaktere seien zwar fiktiv, sagte die Judaistin Rebekka Denz bei der Online-Präsentation der App in der niedersächsischen Landesvertretung in Berlin: »Aber hinter jeder Person steht eine lang recherchierte Geschichte.«
Kreativ-Direktor Bernard Bettenhäuser erläuterte, für die App seien mit einer komplexen Technologie die historischen Gebäude nachgebildet worden. Sie solle künftig auf jedem Smartphone und jedem Tablet laufen. Seit Dienstag ist die »Operation Legendär« kostenlos in App-Stores verfügbar.
Projektleiter Jörg Munzel betonte, dass jüdisches Leben vor rund 200 Jahren überwiegend auf dem Land stattfand. Insofern sei Seesen der passende Ort. Die App könne zwar überall auf der Welt abgerufen werden. Es gebe aber »Bonusmaterial, das nur dann funktioniert, wenn man die App in Seesen nutzt«. epd