Bamberg

Antijüdische Statue im Dom bleibt

Blick auf den Bamberger Dom Foto: imago stock&people

Eine mittelalterliche antijüdische Statue im Bamberger Dom bleibt am Ort und wird mit Informationsmaterial in ihren historischen und kulturellen Kontext eingeordnet. Das bezieht sich auf die Kopien der Synagoga und ihrer Gegenfigur der Ecclesia am Fürstenportal. Auch sollen die Originale beider Statuen im Dom selbst »vorerst« nicht ins Diözesanmuseum versetzt werden.

Das sieht ein Zehn-Punkte-Plan vor, der der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt. Darin heißt es zugleich: »Eine Umsetzung unter Berücksichtigung der Anforderungen an Raumwirkung und Vermittlung ist langfristig denkbar.«

augenbinde Synagoga verkörpert mit Augenbinde und zerbrochener Gesetzestafeln eine Religion, die die mittelalterliche christliche Kirche als überholt ansah, als vom Teufel verführt und der Verdammung preisgegeben. Ihre Gegenfigur ist die siegreich gekrönte Ecclesia.

Über den Umgang mit der Statue hatte es Diskussionen gegeben, ein Runder Tisch war eingerichtet worden. Auch Erzbischof Ludwig Schick hatte sich dafür ausgesprochen, die Figuren an ihrem Standort zu belassen. Ziel müsse aber sein, den Betrachter dahin zu führen, »dass jeder Antisemitismus verurteilt wird«, so Schick 2021 auf einer Podiumsdiskussion.

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sagte damals, es müsse eine »sehr klare und eindeutige Beschriftung« geben. »Ein QR-Code oder ein kleines Täfelchen, das man erst sieht, wenn man ums Eck geht, genügt mir nicht.« Der Weltanschauungsbeauftragte des Erzbistums, Hans Markus Horst, hatte dagegen dafür plädiert, Synagoga aus dem Dom zu entfernen und mit Ecclesia ins Diözesanmuseum zu verlegen. Das Domkapitel als Eigentümer der Kathedrale lehnte das ab.

zehn-punkte-plan Dem Zehn-Punkte-Plan zufolge ist unter anderem eine Beschilderung in Arbeit: Außen ist eine Informationsstele inklusive QR-Code geplant. Im Dom sollen Bodenplatten mit Zitaten oder Denkimpulsen eingesetzt werden. Ebenfalls in Arbeit ist eine mehrsprachige, kostenlose Dom-App, die Bild-, Text- und Audiomaterial zum Fürstenportal sowie zu Ecclesia und Synagoga liefert. Geplant sind kurze Kommentare sowie historische, kunsthistorische und theologische Erklärungen. Zudem soll das Diözesanmuseum einen Bereich zum Verhältnis zwischen Juden und Christen im Erzbistum bekommen.

Bereits durchgeführt werden dem Plan zufolge Fortbildungen von Museums-, Dom- und Gästeführern. Auch werden seit September 2021 Sonderführungen und Vorträge angeboten, Flyer liegen in Touristinfos aus. Erarbeitet werden eine Lehrerfortbildung und Material für den Schulunterricht, geplant ist außerdem eine Fachtagung. Langfristig könnte auch ein zeitgenössisches Kunstwerk entstehen als eine Art Gegenbild, das das freundschaftlich-kooperative heutige Verhältnis zwischen Christentum und Judentum veranschaulichen soll.

Die Hauptabteilungsleiterin für Kunst und Kultur im Erzbistum, Birgit Kastner, betonte: »Für uns war es wichtig, das Gespräch über den Umgang mit der Synagoga öffentlich zu führen.« Und auch darzustellen, wie jüdische und wie christliche Betrachter auf die Statue schauen. Es sei gewinnbringend gewesen, den Dialog breit aufzustellen.

Ethik

Eigenständig handeln

Unsere Verstorbenen können ein Vorbild sein, an dem wir uns orientieren. Doch Entscheidungen müssen wir selbst treffen – und verantworten

von Rabbinerin Yael Deusel  10.01.2025

Talmudisches

Greise und Gelehrte

Was unsere Weisen über das Alter lehrten

von Yizhak Ahren  10.01.2025

Zauberwürfel

Knobeln am Ruhetag?

Der beliebte Rubikʼs Cube ist 50 Jahre alt geworden – und hat sogar rabbinische Debatten ausgelöst

von Rabbiner Dovid Gernetz  09.01.2025

Geschichte

Das Mysterium des 9. Tewet

Im Monat nach Chanukka gab es ursprünglich mehr als nur einen Trauertag. Seine Herkunft ist bis heute ungeklärt

von Rabbiner Avraham Radbil  09.01.2025

Wajigasch

Nach Art der Jischmaeliten

Was Jizchaks Bruder mit dem Pessachlamm zu tun hat

von Gabriel Umarov  03.01.2025

Talmudisches

Reich sein

Was unsere Weisen über Geld, Egoismus und Verantwortung lehren

von Diana Kaplan  03.01.2025

Kabbala

Der Meister der Leiter

Wie Rabbiner Jehuda Aschlag die Stufen der jüdischen Mystik erklomm

von Vyacheslav Dobrovych  03.01.2025

Tradition

Jesus und die Beschneidung am achten Tag

Am 1. Januar wurde Jesus beschnitten – mit diesem Tag beginnt bis heute der »bürgerliche« Kalender

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  01.01.2025 Aktualisiert

Chanukka

Sich ihres Lichtes bedienen

Atheisten sind schließlich auch nur Juden. Ein erleuchtender Essay von Alexander Estis über das Chanukka eines Säkularen

von Alexander Estis  31.12.2024