Holocaust-Überlebende bezeichnen die Kriegsbegründungen von Wladimir Putin als »zynische und tückische Lüge«. »Der putinsche Überfall auf die Ukraine löst bei Überlebenden des Holocaust Abscheu und Entsetzen aus«, sagte Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitag). Empört hörten sie, wie Putin zur Begründung seines Krieges immer wieder die Begriffe »Völkermord« und »Entnazifizierung« heranziehe.
Heubner sagte weiter, die Worte des russischen Präsidenten missbrauchten nicht nur die Überlebenden des Holocaust, sondern auch jene, die »als sowjetische Kriegsgefangene in deutschen Konzentrationslagern gelitten oder als Soldaten der Roten Armee Auschwitz und andere Lager befreit haben«.
erfahrungen Die Überlebenden fühlten in diesen Kriegstagen einen großen Schmerz. »Nie hätten sie gedacht, dass nach den Erfahrungen von Auschwitz und den Leiden des Zweiten Weltkrieges ein russischer Staatsmann Europa in die Finsternis eines Krieges zurückbomben würde«, so Heubner.
In der Ukraine leben nach Angaben des Komitees noch etwa 10.000 jüdische Holocaust-Überlebende. Sie seien sehr alt, viele gebrechlich; »und sie werden in diesen bitteren Stunden von ihren Erinnerungen und ihren Traumata eingeholt«, sagte Heubner.
Der Raketenbeschuss des Kiewer Fernsehturms, bei dem auch die Holocaust-Gedenkstätte Babyn Jar beschädigt worden sei, wirke auf die Schoa-Überlebenden wie ein »Menetekel«, »das die Welt ihrer Toten und ihre eigene Welt noch einmal zerreißt«, so der Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees. kna/ja