Nach Intervention des Grünen-Politikers Volker Beck will die Universität Heidelberg bei Tests für medizinische Studiengänge (TMS) am Schabbat eine »zeitnahe Lösung für die Betroffenen« anbieten.
Auslöser war, dass sich im September ein jüdischer Studienbewerber an Beck gewandt hatte, der wegen des Schabbats die Prüfung nicht absolvieren konnte, teilte der Grünen-Politiker mit. Diese Tests werden einmal jährlich an einem Samstag ohne Ersatztermin durchgeführt. Bisher diente der TMS nur als eines von mehreren Auswahlkriterien für die Zulassung zum Medizinstudium. Er ermöglichte es den Absolventen allerdings, die Chancen auf einen Studienplatz zu erhöhen.
antidiskriminierungsstelle Daraufhin schrieb Beck an die Universität, wandte sich an eine Reihe von Wissenschaftsministern, die Kultusministerkonferenz und an verschiedene Abgeordnete. Auch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes habe eine förmliche Anfrage an die Universität geschickt, und der Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften der Unionsfraktion, Hermann Gröhe, habe Unterstützungsbriefe geschrieben.
Nun liege ihm die Antwort der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg vor, teilte Beck der Jüdischen Allgemeinen mit. »Die Sache scheint gelöst: Zwar will die Universität immer noch nicht einsehen, dass die bisherige Praxis Jüdinnen und Juden, die den Schabbat in traditioneller Weise heiligen, diskriminiert hatte. Aber nun wolle man doch im Sinne meiner Intervention eine zeitnahe Lösung für die Betroffenen anstreben.«
Danach soll ab 2023 an einem »unterwöchigen Werktag« ein zweiter Termin für diejenigen angeboten werden, »denen eine Teilnahme an den Tagen Freitag bis Sonntag aus religiösen Gründen nicht möglich ist«. Und bereits ab dem nächsten Jahr soll es einen »Zusatztermin nach dem bereits festgelegten Testsamstag« geben. Die genauen Modalitäten sollen auf der Homepage der Koordinierungsstelle des Tests für medizinische Studiengänge veröffentlicht werden.
rücksicht Beck hatte nach eigenen Angaben immer wieder Berichte erhalten, dass bei universitären Prüfungen weder auf die jüdischen Feiertage noch auf den Schabbat Rücksicht genommen werde.
»Aber ein Staat, der derartig Respekt für die christlichen Sonn- und Feiertage einfordert, sollte zumindest sicherstellen, dass Jüdinnen und Juden wie auch andere religiöse Minderheiten Respekt für ihre Ruhe- und Feiertage erfahren und keine Nachteile hinnehmen müssen, wenn sie die Vorschriften ihrer Religion befolgen«, meint der Grünen-Politiker. »Das muss man offensichtlich noch einigen Professoren, Dozenten und Universitätsdirektoren ins Stammbuch schreiben.« Volker Beck ist Lehrbeauftragter am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) der Ruhr-Universität Bochum. ja