Bundesweit löste der Brandanschlag auf eine Ulmer Synagoge Bestürzung aus, nun meldet die Polizei zwei Jahre nach der Tat einen Erfolg: Nach einer Fahndung über Landesgrenzen hinweg, ist der mutmaßliche Täter am Stuttgarter Flughafen festgenommen worden.
Zuvor hatte er sich nach Kenntnis der Ermittler in die Türkei abgesetzt. Da diese wie Deutschland eigene Staatsbürger nicht ausliefert, waren die rechtlichen Mittel zur Strafverfolgung zuvor ausgeschöpft.
Der Mann sei am vergangenen Samstag bei der Einreise festgenommen worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag mit. Der Haftbefehl gegen den 47-jährigen Türken sei daraufhin in Vollzug gesetzt worden.
Besserer Schutz Der Mann wird verdächtigt, Anfang Juni 2021 eine Flüssigkeit an der Fassade der Synagoge in Ulm ausgeleert und angezündet zu haben. Die Feuerwehr hatte die Flammen am Gotteshaus der jüdischen Gemeinde schnell löschen können. Es war niemand verletzt worden. Politiker hatten den Anschlag mit deutlichen Worten verurteilt und einen besseren Schutz jüdischer Einrichtungen angekündigt.
Zwischenzeitlich hatte die Polizei nach dem Verdächtigen mit Fotos vom Tag des Anschlags Anfang Juni gesucht und viele Hinweise erhalten. So gelang es den Ermittlern, den mutmaßlichen Täter zu identifizieren. Nach früheren Angaben soll der Mann mit türkischem Pass in Deutschland geboren sein und in Ulm gelebt haben.
»Der lange Atem unserer Ermittlerinnen und Ermittler zahlt sich aus«, erklärte Innenminister Thomas Strobl (CDU). Mit viel Akribie und unermüdlichem Engagement hätten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Strafverfolgungsbehörden zur Festnahme beigetragen.
Historische Verantwortung »Wir stehen fest an der Seite unserer jüdischen Gemeinschaft und werden weiterhin alles daran setzen, um Antisemitismus entschlossen und unnachgiebig zu bekämpfen«, teilte Strobl darüber hinaus mit. »Jüdinnen und Juden sollen sich hier sicher fühlen - nur dann werden wir unserer historischen Verantwortung gerecht.«
Die Tat hatte bei den Menschen in Ulm und bei zahlreichen Politikern im Land für Empörung gesorgt. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte die Attacke als »niederträchtig« verurteilt. Als Reaktion auf den Anschlag hatten sich auch zahlreiche Menschen, darunter Vertreter von Kirchen und Parteien, zu einer Mahnwache vor der Synagoge versammelt. Im baden-württembergischen Landtag verabschiedeten die Fraktionen von Grünen, CDU, SPD und FDP eine Resolution gegen Judenhass und Ausgrenzung.
Der Antisemitismus-Beauftragte der baden-württembergischen Landesregierung, Michael Blume, begrüßt die Verhaftung des Mannes, der vor zwei Jahren einen Brandanschlag auf die Ulmer Synagoge verübt haben soll. Blume will sich dafür einsetzen, »dass gerade auch in türkeistämmigen und islamischen Milieus die Gefahren von Verschwörungsmythen und Antisemitismus bedacht und besprochen werden«. Wer das demokratische Miteinander der Religionen ablehne, habe keine echte Integration geschafft, sagte Blume der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Stuttgart. Toleranz für Antisemitismus sei grundfalsch. dpa/kna