Berlin

Zentralrat sieht neue Dimension des Judenhasses an Schulen

Das Schild des Zentralrates der Juden am Leo-Baeck-Haus in Berlin Foto: picture-alliance / ZB

Der Zentralrat der Juden in Deutschland beklagt eine neue Qualität antisemitischer Stimmungen in Schulen. »Der offene Antisemitismus an deutschen Schulen ist für uns leider nicht überraschend«, erklärte ein Sprecher auf dpa-Anfrage. Das Problem sei leider lange bekannt. »Die aktuelle Unterstützung des grausamen Terrors der Hamas in Israel, die eine neue Dimension des Judenhasses an deutschen Schulen aufzeigt, ist aber dennoch ein Schock.«

Der Sprecher verwies auf Initiativen gegen Antisemitismus an Schulen. In dem Begegnungsprojekt des Zentralrats »Meet a Jew« habe es in der Vergangenheit nur recht selten antisemitische Anfeindungen gegen jüdische Freiwillige gegeben, die bundesweit an zahlreichen Schulen für einen Austausch mit nicht-jüdischen Schülern unterwegs sind. »Häufig gingen gerade muslimische Schüler mit einem Aha-Effekt über die vielen Gemeinsamkeiten des Glaubens nach Hause«, so der Sprecher.

»Umso bedrückender ist es, dass eine geplante Begegnung für diese Woche in Niedersachsen von der Schule abgesagt wurde, weil die Stimmung der Schülerschaft so aufgeheizt israel- und judenfeindlich sei, dass sie Ausschreitungen nicht ausschließen können«, schilderte er. »Das ist ein Armutszeugnis, auch wenn es für eine umfassende Analyse des Hamas-Terrors auf die Meet-a-Jew-Begegnungen noch zu früh ist.« Das Projekt werde in jedem Fall weitergeführt.

Antisemitische Narrative

Nach Angaben des Sprechers engagiert sich der Zentralrat auch auf anderer Ebene gegen Judenhass an Schulen. »Der Zentralrat arbeitet in mehreren Arbeitsgruppen mit der Kultusministerkonferenz (KMK) und anderen Partnern an bildungspolitischen Antworten darauf, wie mit antisemitischen Narrativen, die diese Jugendlichen unter anderem aus ihrem häuslichen Umfeld und sozialen Medien kennen, umgegangen werden soll.« Viel deutlicher müssten etwa Desinformationskampagnen über Social Media in den Blick genommen werden.

Der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, sagte der »Neuen Osnabrücker Zeitung« zum Thema Antisemitismus an Schulen: »Die Lage wird regional immer angespannter. Das gilt besonders für solche Schulen, an denen viele Schüler mit Wurzeln im arabischen Raum unterrichtet werden.« Häufig herrsche hier ein gefestigtes antisemitisches Weltbild, das die Kinder und Jugendlichen zu Hause oder in den Schulen ihrer Heimatländer vermittelt bekommen hätten. Ein großes Problem seien zudem soziale Netzwerke. »Dort wird Antisemitismus vielfach offen aus- und vorgelebt.«

Die unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, sorgt sich ebenfalls wegen der Lage an den Schulen. »Seit dem Terrorkrieg der Hamas beobachten wir dort eine starke Zunahme von antisemitischen, israelfeindlichen und islamistischen Parolen«, sagte sie dem »Tagesspiegel«. Ataman forderte Bund und Länder zum Handeln auf.

Antisemitisches Mobbing im Klassenzimmer

Bisher helfe das deutsche Antidiskriminierungsrecht nicht gegen Diskriminierung an Schulen. »Es ist unglaublich: Antisemitisches Mobbing und Diskriminierung ist in deutschen Klassenzimmern bis heute nicht verboten. Eine Ausnahme bildet Berlin, wo es ein Landesantidiskriminierungsgesetz gibt«, sagte sie. Auch die anderen Länder müssten solche Gesetze einführen, forderten sie.

Die Kultusministerkonferenz teilte am Donnerstag mit, sie werde zusammen mit allen zuständigen Stellen alles dafür tun, den Schulfrieden zu wahren, »indem jede Form von Antisemitismus, Solidaritätsbekundungen mit und Rechtfertigungen von terroristischen Aktivitäten verurteilt und unterbunden werden«.

»Unsere Schulen sind der Ort, an dem Frieden, Versöhnung und Toleranz vermittelt werden«, hieß es in der Mitteilung. »An unseren Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen gibt es keinen Platz für Antisemitismus und keinen Platz für Israelhass!« In der Kultusministerkonferenz sind die für Bildung zuständigen Minister und Ministerinnen beziehungsweise Senatoren und Senatorinnen der Bundesländer zusammengeschlossen.

Sachsen-Anhalt

Polizei verhindert möglichen Anschlag auf Synagoge Halle

Der Tatverdächtige soll bereits eine Waffe besorgt und im Internet mit seinem Plan geprahlt haben

 13.03.2025 Aktualisiert

USA

Wer Jude ist, bestimmt nun er

Donald Trump wird immer mehr wie der berühmt-berüchtigte Wiener Bürgermeister Karl Lueger

von Michael Thaidigsmann  13.03.2025

Israel

Bernard-Henri Lévy sagt aus Protest Teilnahme an Konferenz in Israel ab

Der Schritt des französischen Philosophen erfolgte aus Protest gegen die Einladung der zwei rechten französischen Politiker Jordan Bardella und Marion Maréchal

von Michael Thaidigsmann  13.03.2025

Bremen

»Die israelische Demokratie ist eine sehr viel vitalere als die deutsche«

Im Interview mit dem »Weser Kurier« spricht Michel Friedman über die Aufarbeitung der deutschen Geschichte, die AfD sowie die israelische Gesellschaft

 13.03.2025

Berlin

Joschka Fischer nennt mögliche Verhaftung Netanjahus »absurd«

Der frühere Außenminister stimmt CDU-Chef Friedrich Merz zu: Der israelische Ministerpräsident müsse Deutschland unbehelligt besuchen können

von Imanuel Marcus  13.03.2025

USA

Das Ende des Westens?

Donald Trump ist offenbar bereit, die Ukraine fallen zu lassen. Europa bleibt nun keine andere Wahl, als sich neu zu erfinden. Das birgt auch große Chancen

von Rabbiner Pinchas Goldschmidt  13.03.2025

Nahost

Arabische Länder legen den USA Gaza-Plan vor

Die Äußerungen von US-Präsident Trump für mögliche Pläne zum Gazastreifen sorgten für Aufregung. Arabische Länder machen jetzt einen Gegenvorschlag

 13.03.2025

Diplomatie

Berichte: Trump-Brief im Iran angekommen

Ein von US-Präsident Donald Trump verfasster Brief wurde laut Medienberichten persönlich durch einen Vermittler in Teheran überreicht

 12.03.2025

Hessen

Bildungsstätte Anne Frank wehrt sich gegen AfD-Kritik

AfD fordert nun die Aberkennung der Gemeinnützigkeit

 12.03.2025