Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma unterstützt eine Initiative zur Umbenennung der Pacelliallee in Berlin. Konkret werde der Vorschlag der Historiker Julien Reitzenstein und Ralf Balke befürwortet, die Allee nach der früheren israelischen Ministerpräsidentin Golda Meir (1898-1978) zu benennen, teilte der Zentralrat am Mittwoch in Berlin mit.
Zuletzt hatte sich der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, für eine Umbenennung der nach Papst Pius XII. benannten Pacelliallee in Berlin-Dahlem ausgesprochen.
Pius XII., der mit bürgerlichem Namen Eugenio Pacelli hieß, war von 1939 bis zum seinem Tod 1958 mit 82 Jahren Papst der katholischen Kirche. Er hatte eine umstrittene Rolle während des Zweiten Weltkrieges.
»Sowohl Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII., als auch die katholische Kirche in Deutschland verweigerten sich mit Passivität, eine hilfreiche Stimme gegen dieses Menschheitsverbrechen zu sein«, kritisierte der Zentralrat mit Blick auf den Holocaust und den Mord an Sinti und Roma. Hohe Repräsentanten der katholischen Kirche in Deutschland seien informiert gewesen über die systematische Ermordung Tausender christlicher Sinti und Roma.
So hätten die Kirchen in Deutschland ihre bis ins 16. Jahrhundert zurückreichenden Bücher für die Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten geöffnet, »damit selbst ›1/8 Zigeuner‹ der Ermordung preisgegeben werden konnten«, erklärte der Zentralrat. Die Aufarbeitung der Rolle der Kirchen nach 1945 werde überschattet vom Festhalten an einem Namen, der mit diesem Versagen verbunden sei. epd