Im Streit über einen neuen Straßennamen in der Nähe der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen hat der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, einen Verzicht auf die Benennung nach Gisela Gneist gefordert.
»Alle Beteiligten sollten sich noch einmal zusammensetzen, um offen und sachlich über alternative Namensgeber zu diskutieren«, sagte Schuster dem »Tagesspiegel«. Anstatt eine »sehr umstrittene Persönlichkeit wie Gisela Gneist als Namensgeberin zu wählen, wäre es sinnvoll, eine andere Person für den Straßennamen auszusuchen«.
GUTACHTEN Gisela Gneist (1930-2007) war nach Kriegsende von 1946 bis 1950 im sowjetischen Speziallager Sachsenhausen inhaftiert, das in dem vorherigen NS-Konzentrationslager in Oranienburg betrieben wurde. Einem Gutachten zufolge soll sie später Historikern und Gedenkstättenleitern »in polemisch-konfrontativer Weise« begegnet sein, »teils versetzt mit antisemitischen Untertönen und persönlichen Diffamierungen«. Gleichzeitig habe sie keine Berührungsängste gegenüber rechtsextremen Positionen gezeigt.
Die Straßenbenennung in einem Neubaugebiet auf einem früheren Areal des KZ Sachsenhausen wurde 2020 beschlossen. Dagegen hatten unter anderem die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und das Internationale Sachsenhausen Komitee protestiert. In Oranienburg sollen laut »Tagesspiegel« nun Änderungsanträge zu dem Beschluss von 2020 in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht werden. Eine Beratung der Straßenbenennungskommission am Dienstagabend sei ohne Einigung oder Kompromiss geblieben. epd