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Zentralrat der Juden begrüßt Entscheidung des WDR im Fall El-Hassan

Josef Schuster: »Die Zweifel an den grundsätzlichen Positionen von Frau El-Hassan waren offenbar berechtigt«

 03.11.2021 10:49 Uhr

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: Thomas Lohnes/ZR

Josef Schuster: »Die Zweifel an den grundsätzlichen Positionen von Frau El-Hassan waren offenbar berechtigt«

 03.11.2021 10:49 Uhr

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat die Entscheidung des Westdeutschen Rundfunks (WDR) in der Kontroverse um die Journalistin Nemi El-Hassan begrüßt. »Wir begrüßen es, dass der WDR den Fall Nemi El-Hassan sorgfältig geprüft und jetzt klar entschieden hat«, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster der Jüdischen Allgemeinen am Mittwoch.

»Dabei wurden auch die Bedenken im WDR-Rundfunkrat vermutlich berücksichtigt. Die Zweifel an den grundsätzlichen Positionen von Frau El-Hassan waren offenbar berechtigt.« Allerdings seien, so Schuster weiter, jegliche Pauschalverdächtigungen von Muslimen völlig inakzeptabel.

Der Hintergrund: Der WDR hatte gestern Abend bekannt gegeben, die Zusammenarbeit mit Nemi El-Hassan nach einem Gastbeitrag für die »Berliner Zeitung« zu beenden. »Das Vertrauen für eine künftige Zusammenarbeit ist nicht mehr vorhanden«, erklärte der WDR. »Der Vorwurf, dass der WDR die Moderatorinnen-Auswahl von einer angeblichen ›Bild‹-Kampagne abhängig mache, ist unsinnig.«

VORWÜRFE El-Hassan hatte der »Bild«-Zeitung in dem am Dienstag veröffentlichten Gastbeitrag eine Kampagne gegen ihre Person vorgeworfen und den Umgang ihres Arbeitgebers WDR mit ihrem Fall kritisiert.

Wegen Antisemitismusvorwürfen gegen El-Hassan, über die unter anderem das Boulevardblatt, aber auch die Jüdische Allgemeine, ausführlich berichtet hatte, gibt es seit Wochen Diskussionen um die Journalistin. Die 28-Jährige wurde deshalb zunächst vorläufig nicht als Moderatorin der WDR-Wissenschaftssendung »Quarks« eingesetzt.

Die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt verwahrt sich in diesem Zusammenhang gegen die Kritik El-Hassans. »Unabhängig von der medialen Berichterstattung und dem öffentlichen Druck im Fall Nemi El-Hassan hat der WDR sorgfältig und umfangreich beraten, weil die Verantwortlichen den beruflichen Weg der jungen Journalistin nicht leichtfertig behindern, sondern ihr eine Chance geben wollten«, teilte die Rundfunkanstalt mit.

Ausschlaggebend für den WDR sei El-Hassans Verhalten in den sozialen Netzwerken und der Umgang damit gegenüber der Rundfunkanstalt. »Relevante Informationen – wie zum Beispiel das Löschen von Likes – erfuhr der WDR erst aus den Medien, obwohl er mit Nemi El-Hassan im intensiven Austausch war. Dies hatte von Beginn an das Vertrauensverhältnis belastet«, erklärte der WDR.

AL-QUDS-DEMONSTRATION El-Hassan hatte in ihrem Gastbeitrag geschrieben, die »Bild«-Zeitung habe ein von rechtsextremen Internet-Aktivisten initiiertes Narrativ in weite Teile der Öffentlichkeit getragen. Sie verwies darauf, dass sie sich nach der ersten Berichterstattung der »Bild« öffentlich für die Teilnahme an der antisemitischen Al-Quds-Demonstration im Jahr 2014 entschuldigt hatte. Zudem hätten Recherchen von »Zeit Online« gezeigt, wie die Kampagne gegen sie in rechtsextremen Foren »von langer Hand vorbereitet« worden sei.

Bei den alljährlichen Al-Quds-Demos in Berlin waren in der Vergangenheit immer wieder antisemitische Parolen wie »Juden ins Gas!« gerufen und Symbole der pro-iranischen libanesischen Terrororganisation Hisbollah gezeigt worden. El-Hassan hatte sich nach dem Medienbericht in einem Statement von der Demo distanziert. Ihr wird außerdem vorgeworfen, israelfeindliche Posts im Netz gelikt zu haben. In einem Fall ging es dabei um den Ausbruch von Terroristen aus einem israelischen Hochsicherheitsgefängnis.

»Der WDR hat sich – in der Hoffnung, sich selbst aus der Schusslinie zu ziehen - allen Argumenten der ›Bild‹–Zeitung angeschlossen und somit auch zukünftigen Kampagnen Tür und Tor geöffnet«, schrieb El-Hassan in dem Gastbeitrag. epd/ja

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