Die Polizei hat nach Informationen des Berliner »Tagesspiegel« 2018 deutlich mehr antisemitische Straftaten verzeichnet als in den Vorjahren. Die Zahl der Gewalttaten gegen Juden stieg sogar um 60 Prozent, wie das Blatt am Mittwoch online berichtete.
So registrierte die Polizei nach bisherigen Erkenntnissen bundesweit 1646 Straftaten. Das seien knapp zehn Prozent mehr, als die Bundesregierung für 2017 gemeldet habe: Damals waren es 1504. Insgesamt stellte die Polizei demnach 62 Gewaltdelikte fest, im Jahr zuvor waren es 37.
Zentralratspräsident Schuster nennt die Zahlen erschreckend.
TENDENZ Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, nennt die Zahlen erschreckend. Politik, Polizei und Justiz müssten sich dringend stärker gegen Antisemitismus engagieren. »Die jüngsten Zahlen sind zwar noch nicht offiziell, aber geben zumindest eine Tendenz wieder – und die ist erschreckend.«
»Was sich unter Juden bereits als subjektiver Eindruck verfestigt hatte, bestätigt sich jetzt in der Statistik«, so Schuster weiter. »Wenn man bedenkt, dass Taten unterhalb der Strafbarkeitsschwelle dabei noch gar nicht erfasst sind, wird das Bild noch düsterer. Ein stärkeres Engagement gegen Antisemitismus seitens der Politik, der Polizei und der Justiz ist dringend erforderlich.«
Die Zeitung beruft sich bei den aktuellen Zahlen auf eine Antwort der Regierung auf eine Kleine Anfrage von Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) und ihrer Fraktion. Bei den 62 Gewaltdelikten mit antisemitischem Hintergrund sind demnach 43 Personen verletzt worden.
Politik, Polizei und Justiz müssten sich dringend stärker gegen Antisemitismus engagieren, fordert Schuster.
Die Polizei habe zu den Straftaten insgesamt 857 Tatverdächtige ermittelt, 19 von ihnen seien festgenommen worden. Haftbefehle habe es keine gegeben. epd/ja