Die Affäre um den deutschen Bundespräsidenten – schalten Sie bitte nicht ab, geschätzte Leser, jedenfalls noch nicht gleich –, also, jene Affäre, die Ihnen allen schon zum Halse heraushängt, habe ich von Amerika aus nur wie durch eine Milchglasscheibe wahrgenommen.
Jetzt laufe ich durch Berlin, freue mich, dass die Infrastruktur hier so gut in Schuss ist (keine bröckelnden Freeways, keine toten Winkel, wo mein Handy nicht funktioniert), und wundere mich. Bitte, worum ging es in dieser Affäre noch mal? Um ein Bobbycar für den Filius von Herrn Wulff? Um einen Urlaub in Miami, zu dem Herr und Frau Wulff sich einladen ließen? Um einen Hauskredit über eine halbe Million Euro? Wirklich? You must be kidding.
Millionen Unser Sheldon Adelson – ein jüdischer Kapitalist, der sich mit Spielcasinos in Las Vegas dumm und dusselig verdient hat; er soll zu den zehn reichsten Leuten in Amerika gehören – hat Newt Gingrich mal eben fünf Millionen Dollar über den Tisch geschoben, weil er will, dass dieser Mann nächster amerikanischer Präsident wird. Daraufhin gewann Gingrich prompt die Vorwahlen der Republikanischen Partei in South Carolina.
Sheldon Adelsons Ehefrau Miriam hat vor Begeisterung noch einmal exakt dieselbe Summe draufgelegt. Die Adelsons sind Konservative, die auch in schwierigen Zeiten fest zu Israel halten. Der bullige Newt Gingrich ist genauso proisraelisch. Seit der jüngsten Geldspritze fängt er außerdem an, von einer Mondbasis zu träumen. Der deutsche Bundespräsident dagegen hat sich ein Haus in Burgwedel gekauft, einem Kaff, das in der Nähe von Hannover liegen soll.
Als ich noch hier lebte, wurden immer wieder Debatten über die Frage zelebriert, wie Deutschland zu einer normalen Nation werden könne. Meine kulturkritische Anmerkung dazu: Solange deutsche Korruptionsskandale sich auf einem dermaßen piefigen Niveau bewegen, hat dieses Land keine Chance. Wenn sich ein Politiker schon bestechen lässt, dann bitte für eine ordentliche Summe.