Beim Gedenkakt in Weimar hat der frühere Bundespräsident Christian Wulff den Bogen vom Nationalsozialismus bis zu heute geschlagen. »Aufgrund der Verrohung und der Radikalisierung und eines weltweiten Rechtsrucks kann ich mir inzwischen – und das macht mich beklommen – deutlicher vorstellen, wie das damals geschehen konnte«, sagte Wulff mit Blick auf den Nazi-Terror und die Entwicklung dahin. Er forderte zum aktiven Engagement für die Demokratie auf und dazu, sich Menschlichkeit zu bewahren.
Mit Blick auf die NS-Zeit sagte Wulf: »Wir tragen hieraus eine dauernde, fortwährende, ewige Verantwortung, denn das Böse darf niemals wieder siegen.«
Deutliche Kritik übte er an der in Teilen als gesichert rechtsextrem eingestuften AfD. »Die Verharmloser der AfD ignorieren, dass die AfD mit ihrer Ideologie den Nährboden bereitet, dass sich Menschen in Deutschland unwohl fühlen und tatsächlich konkret gefährdet sind.« Jene, die glaubten, man könne die AfD entzaubern durch Einbindung, lägen falsch.
Debatte um gestrichene Rede von Omri Boehm
Wulff nahm auch Bezug zu der Kontroverse um eine eigentlich beim Gedenkakt geplante und dann verschobene Rede des deutsch-israelischen Philosophen Omri Boehm: »Ich sehe ihn als Anwalt universeller Menschenwürde mit Ziel der Gerechtigkeit, Verständigung und Versöhnung.« Er und Boehm verstünden aber »die Empfindsamkeit angesichts des undenklichen Leids der noch immer in den Händen der Terrororganisation Hamas befindlichen israelischen Geiseln«. Zuvor hatte Wulff in der Rede Dank gegenüber Israel geäußert dafür, dass der Staat nach den NS-Verbrechen überhaupt dazu bereit war, den Deutschen wieder die Hand zu reichen.
Wenige Tage zuvor war publik geworden, dass die Stiftung hinter der Gedenkstätte Buchenwald eine ursprüngliche geplante Rede Boehms aus dem Programm des Gedenkakts genommen hatte und ihn zu einem anderen Termin einladen will. dpa