Berlin

Wolffsohn: »Wechselnde Mehrheiten für wechselnde Themen«

Michael Wolffsohn Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress

Der Historiker und Publizist Michael Wolffsohn hat das Vorgehen der Union im Bundestag verteidigt. Schon im Vorfeld der Abstimmung über eine drastische Verschärfung der Asylpolitik, die mit den Stimmen der zumindest in Teilen rechtsextremen AfD angenommen wurde, erklärte er, für einzelne Vorhaben in entscheidenden Politikbereichen müsse es möglich sein, wechselnde Mehrheiten zu erreichen.

In einem Interview mit »Welt TV« sagte Wolffsohn, es gebe Demokratien, »in denen das mehrfach und sehr erfolgreich praktiziert wurde und wird. Ich denke etwa an Dänemark, wo die Rechtsextremisten von vorher 20 Prozent auf knapp 3 Prozent zurückgeschrumpft worden sind. Man darf auch mal von anderen lernen.«

Zu den schon im Vorfeld der Asyl-Abstimmung erwarteten Reaktionen sagte Michael Wolffsohn: »Empörung ersetzt nie das Denken und die Tatsachen sprechen doch eine klare Sprache. Trotz oder wegen der Brandmauer. Die AfD ist nicht schwächer geworden, sondern stärker. Da kann man doch nicht weiter so wie bisher machen und Zeter und Mordio schreien.«

»So funktioniert Demokratie«

Es biete sich an, dass die stärkste Kraft im Parlament versuche, »wechselnde Mehrheiten für wechselnde Themen« zu erreichen, sagte Wolffsohn in dem »Welt TV«-Interview. »Das ist möglich, wenn die Vernunft obsiegt.« Dies sei der Fall, wenn der Wählerwille oder der Wille der Bevölkerungsmehrheit auch von der Politik berücksichtigt und praktische Politik umgesetzt werde. »So funktioniert Demokratie«, betonte der Historiker.

Lesen Sie auch

»Wenn zwei Drittel der Bundesdeutschen sagen, so geht es in der Migration nicht weiter, kann man ihnen doch nicht etwas aufpfropfen, weil es so etwas gibt wie eine Brandmauer. Wenn es regnet und die AfD sagt es regnet, dann wird es dadurch nicht falsch.«

Andere jüdische Stimmen, darunter auch Organisationen, hatten sich eher gegenteilig geäußert. Der Zentralrat der Juden zeigte sich enttäuscht, dass die demokratischen Parteien nicht in der Lage gewesen seien, sich auf ein gemeinsames Vorgehen zu einigen.

Holocaust-Überlebende verunsichert

Michel Friedman gab sein CDU-Parteibuch zurück, die Jüdische Studierendenunion erklärte, mit Faschisten, Antisemiten und Extremisten dürfe es keine Art der Kooperation geben.

Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, erklärte, Holocaust-Überlebende seien verunsichert und fragten sich, warum in Deutschland eine Partei ins Zentrum der politischen Entscheidungen rücke, aus deren Reihen immer wieder rechtsextreme, antidemokratische und antisemitische Schmähungen bekannt würden. im

Berlin

Trauerfeier für den im Iran ermordeten Djamschid Sharmahd

An der Trauerfeier in Neukölln nahmen unter anderem seine Tochter und sein Sohn teil, die in den USA leben.

 11.04.2025

Wenningstedt

Ehemaliges Ferienhaus von Göring auf Sylt steht zum Verkauf

Die dunkle Vergangenheit des Hauses wird in der Anzeige absichtlich verschwiegen – das sorgt für Kritik

 11.04.2025

Prozess

Nach verstörender Attacke: Anklage wegen antisemitischen Angriffs

Die Angeschuldigten sollen gemeinsam mit weiteren, bislang unbekannten Personen auf Kopf und Oberkörper des Mannes eingeschlagen und getreten haben

 11.04.2025

Kampf gegen Antisemitismus

Promis werben per Video für Solidarität mit Jüdinnen und Juden

Hass und Extremismus gedeihen im Netz besonders gut, sagen Medienexperten. »Sat 1« startet nun eine Kampagne gegen Antisemitismus. In Kurzfilmen beziehen Prominente Position zu Lügen und Vorurteilen über Juden

 11.04.2025

Bayern

Zahl antisemitischer Straftaten bleibt auf Rekordhoch

Allein die Zahl antisemitischer Gewalttaten sei von 15 auf 23 Taten mit insgesamt 27 Opfern deutlich gestiegen

 11.04.2025

Recherche

Keine besten Freunde

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft hat die Unvereinbarkeit mit der AfD beschlossen. Nun soll der Vereinsausschluss des Bundestagsabgeordneten Maximilian Krah folgen

von Joshua Schultheis  11.04.2025

Potsdam

Bauftragter gegen Judenhass berichtet von Bedrohungen

»Als Landtagsabgeordneter wurde ich nie angegriffen, beschimpft oder beleidigt«, sagte der ehemalige Polizist

 11.04.2025

Deichbrand-Festival

Macklemore-Auftritt: Kulturwissenschaftlerin rät von Konzertabsage ab

Sie empfiehlt den Festival-Veranstaltern, das Konzert mit Diskussions- und Informationsveranstaltungen zu begleiten

 11.04.2025

Debatte

Knobloch: Deutschland hat zahlreiche Antisemiten aufgenommen

Die IKG-Präsidentin blickt besorgt auf die Sicherheitslage der Juden in München

 11.04.2025